Kinder sind – das lässt sich wohl ohne Übertreibung sagen – der Mittelpunkt von Ulrike Marten-Öchsners Leben. Mit ihrem Mann hat sie fünf gemeinsame Kinder zwischen zwölf und 22 Jahren, als Ergotherapeutin behandelt sie "zu über 90 Prozent Kinder" in ihrer Praxis am Karlstadter Schnellertor. Und nun hat sie noch einen Verlag gegründet, um die eigenen Kinderbücher zu veröffentlichen. "Es gibt sie!?" ist gerade erschienen, weitere illustrierte Vorlesebücher sind schon so gut wie fertig.
Obwohl Ulrike Marten-Öchsner seit 25 Jahren in der Region wohnt und mit einem Thüngersheimer verheiratet ist, weist ihre Sprache sie als Nicht-Fränkin aus. "Ich bin ein Nordlicht und stamme auch Mecklenburg-Vorpommern", sagt die 51-Jährige. Ihr Verlag heißt nicht nur deshalb "Nordkind" mit stilechtem Leuchtturm im Logo. "Das kommt auch daher, dass ich meine Geschichten immer in Dänemark schreibe, während des Familienurlaubs."
Die Idee zum ersten Buch kam schon 2010
Schon 2010 sprach sie das erste Mal über ihre Idee, ein Kinderbuch zu schreiben. Swantje Manger, damals Praktikantin in der Ergopraxis, sagte: "Dafür findest du doch nie Zeit. Aber falls doch, dann illustriere ich das Buch." Drei, vier Jahre später hatte Ulrike Marten-Öchsner den Text für ihr erstes Buch "Fridas Traum" fertig und nahm Manger beim Wort. Ab etwa 2014 boten die beiden Frauen das Buch bei mehreren Verlagen an, erhielten einige Absagen, meistens gar keine Rückmeldung. "Also habe ich mich für Self-Publishing entschieden", so die Autorin. "Da werden die Bücher erst auf Bestellung einzeln gedruckt."
Allerdings führt dieses Verfahren zu verhältnismäßig hohen Preisen. Knapp 30 Euro für das Hardcover-Kinderbuch einer unbekannten Autorin sind kein Pappenstiel. Rund 200 Exemplare von "Fridas Traum" hat Marten-Öchsner dennoch verkauft. Für das Buch "Es gibt sie!?" ist die Karlstadterin aber einen anderen Weg gegangen.
"In dem Buch geht es um Elfen und Feen, von denen Kinder oft wissen wollen, ob es sie wirklich gibt", erklärt sie. "Ich habe die Perspektive gewechselt. Hier fragt sich eine kleine Elfe, ob es Kinder wirklich gibt." Illustriert wurde diese Geschichte von ihrer ältesten Tochter Emma Öchsner, die gerade die Ausbildung zur Ergotherapeutin absolviert. Und um sich den Frust mit Kinderbuchverlagen zu sparen, gründeten die Frauen einfach selbst einen.
Warum ein eigener Verlag für die Autorin sinnvoll ist
"Wer mehr als ein Buch mit einer ISBN-Nummer, die eine Bestellung in jeder Buchhandlung möglich macht, veröffentlichen will, braucht einen Verlag", erklärt Marten-Öchsner. Weil sie noch drei weitere Kinderbücher so gut wie fertig hat, gründete sie also den Nordkind-Verlag. Zurzeit sucht sie noch nach einem Großhändler, der dafür sorgt, dass "Gibt es sie!?" tatsächlich in die Buchläden kommt. Im Moment ist das Buch in einigen Karlstadter Läden erhältlich, aber die meisten verkauft sie an Patienten ihrer Praxis beziehungsweise deren Eltern.
"Die ersten 100 sind so gut wie weg. Sowohl Emma als auch ich erhalten tolles Feedback." Am schönsten sei es, wenn die Kinder ihrer Begeisterung Ausdruck verliehen. Aber Marten-Öchsner schreibt auch für die Eltern. "Ich habe fünf Kinder. Ich habe schon eine ganze Menge von Kinderbüchern vorgelesen. Ich weiß, dass nicht alles, was die Kinder begeistert auch für die Eltern eine Freude ist."
Ihre Bücher sind deshalb nicht reine Unterhaltung. "Im Grunde geht es dabei um Persönlichkeitsentwicklung", sagt die Autorin. In ihrem Debütwerk "Fridas Traum" steht das Verfolgen der eigenen Träume im Mittelpunkt. "So wie es auch für mich ein Traum war, Kinderbücher zu schreiben."
Voraussichtlich noch in diesem Jahr sollen zwei weitere Bücher erscheinen. "Mir tut gut" vermittelt die Botschaft, "dazu zu stehen, wie man ist", so Marten-Öchsner. "Man muss nicht alles so tun wie es die anderen tun, sondern auch mal eigene Wege gehen." Und in "Nichts" geht es um einen kleinen Esel, der sich auch mal Muße und Nichtstun gönnt. "Die Kinder sind heute so durchgeplant zwischen Sportverein, Klavierunterricht und Playdates, dass ihnen die Muße fehlt. Dabei entsteht aus Langeweile oft etwas Kreatives."
Ulrike Marten-Öchsner freut sich schon auf die nächsten Urlaube im Norden, in denen sie wieder die Muße hat, kreativ zu sein. Aber als Verlagschefin ist es ihr auch ein Anliegen, für ihre Bücher zu werben. "Am 6. April schenke ich der Stadtbücherei eine Ausgabe von 'Es gibt sie', dann steht es auch den Karlstadter Kindergärten zur Verfügung." Sie überlegt auch, Lesungen zu veranstalten und wird ihr Werk im nächsten Jahr auf der Leipziger Buchmesse vorstellen.
Ulrike Marten-Öchsner ist es gewohnt, viel zu tun zu haben – kein Wunder, bei fünf Kindern und einer eigenen Praxis. Zu viel wird's ihr aber nicht. "Es ist doch schade, um jedes Kind, das du nicht bekommst", sagt sie lachend. Das gilt sowohl für die Familie wie auch für potenzielle junge Leserinnen und Leser.