Zwei Tage lang war der Karlstadter Saupurzel einmal mehr Anlaufpunkt für Flugbegeisterte aus der Region. Zum Flugplatzfest anlässlich des 100-jährigen Jubiläums kamen fast 2000 Menschen auf den Berg. Für die Vorstandschaft des Luftsportclubs Karlstadt zeigte sich der zweite Vorsitzende Florian Zaschka hochzufrieden über den Verlauf des zweitägigen Festes.
Die Besucher konnten viel über die Geschichte des Vereins erfahren, bei einem Rundflug die Gegend von oben betrachten, mit dem Flug-Simulator des Vereins selbst am Steuer fliegen und beim Rundweg um den Flugplatz mehr über das Segelfliegen lernen. Den Rundweg von etwa zwei Kilometern liefen aufgrund der hohen Temperaturen aber nur die Hartgesottenen. So waren die schattigen Plätze, die ausgestellten Flugzeuge und die Hüpfburg mit Spielgeräten für Kinder sehr beliebt.
Während das Fest am Samstagnachmittag langsam Fahrt aufnahm, kamen bei tiefer stehender Sonne am Abend viele Besucher und feierten mit der Band "Three4Fun" aus Eußenheim. Auch der Sonntag war bei Blasmusik, Frühschoppen und Mittagessen gut besucht. Zwar kamen durch Hitze und böigen Wind weniger Flugzeuge als erhofft, aber dafür besuchten viele Familien, Interessierte und Freunde des Vereins an den Saupurzel.
Festakt am Fliegerdenkmal
Der Flugplatz am Saupurzel ist nicht nur den Fliegern, sondern allen Karlstadtern ein Begriff. Eng verbunden ist damit der nun hundertjährige Luftsportclub Karlstadt. Nach dem Erstflug von Otto Lilienthal 1891, entstand 1921 an der Wasserkuppe in der Rhön die erste Segelflugschule weltweit. Nur ein Jahr später folgte die Gründung des Karlstadter Vereins – und noch heute ist hier die Segelfliegerei für Jung und Alt der Einstieg in die Fliegerei. Im Rahmen einer kleinen Feier trafen sich Vereinsmitglieder, Lokalpolitiker und Sportfunktionäre am "Fliegerdenkmal".
"Unser Flugplatz hat keinen unpersönlichen 4-Letter-Code, wir sind stolz darauf Karlstadt-Saupurzel zu heißen" – Mit diesem Statement umriss Matthias Gehret, der Vorsitzende des Luftsportclubs Karlstadt, die Philosophie seines Vereins. Ein Verein ist immer so stark wie seine Mitglieder. Daher haben die Mitglieder auch entschieden, sich dieses Fest quasi selbst zu schenken und gemeinsam zu feiern. Mit dem Fest wolle der Verein an 100 Jahre Luftfahrtgeschichte in Karlstadt erinnern und zeigen wie die Flieger ihr Hobby ausüben.
Nachwuchsprobleme kennt der Luftsportclub nicht
Der Drang zum Fliegen ist auch nach so langer Zeit im Verein spürbar. Deshalb sei auch die Altersstruktur der Gemeinschaft ungewöhnlich. Neben dem 102-jährigen Alfred Hock, der als ältester Passagier mit 99 Jahren einen Looping mitgeflogen ist und damit einen Weltrekord hält, gehören viele junge Menschen dem Verein an. Nachwuchsprobleme kennt man hier nicht. Gerade den jungen Menschen werde hier der besondere Geist der Fliegerei gezeigt und ihnen das Bewusstsein für Verantwortung vermittelt.
Als stellvertretender Landrat nahm Manfred Goldkuhle Bezug auf das Jubiläum. 100 Jahre Luftsportclub, 100 Mitglieder und ein ehemaliger Flieger mit 102 Jahren, das sei ein Markenzeichen für den Verein und seine Gemeinschaft. Dies verdiene Respekt und Anerkennung. Karlstadts Zweite Bürgermeisterin Martha Bolkart-Mühlrath lobte ebenfalls die ausgezeichnete Vereinsarbeit und betonte, in Karlstadt wurde seit 1922 fränkische Fluggeschichte geschrieben. Grußworte sprachen auch Bernhard Drummer, der Präsident des Luftsport-Verbands Bayern, Rudi Baucke als Vertreter des Deutschen Aero-Clubs und Burkhard Rickert vom Bayerischen Landessportverband.
Der Neffe der "Tante Ju" und eine Maschine mit Fototür
Auch einige Klassiker des Motorflugs gab es am Wochenende auf dem Saupurzel zu bestaunen. Die "Junkers A 50" war ein Klassiker der deutschen Luftfahrt aus dem Jahr 1929 und gewissermaßen ein Neffe der weltberühmten Ju 52, der "Tante Ju". Das einmotorige, Leichtflugzeug aus Ganzmetall mit dem typischen Wellblech war seinerzeit der Traum eines jeden Fliegers. Fast 100 Jahre später wagte sich die Firma Kaelin Aero Technologies an einen modernisierten Nachbau. Kaum acht Monate nach dem Jungfernflug war dieser Leckerbissen der Luftfahrtgeschichte beim Flugplatzfest des Luftsportclubs Karlstadt auf dem Saupurzel zu sehen. Patrick Hauser, Ingenieur und Flugzeugexperte stellte seine Maschine den Besuchern vor.
Auf den ersten Blick sieht die Ju 50 ihrem Vorfahren ähnlich, innen aber wurde weitgehend die Technik des 21. Jahrhunderts verwendet. Da ist einmal der Motor, ein Rotax 912 is mit einer Leistung von 100 PS – damals waren es zwischen 70 und 88 PS. Der Antrieb bringt die Maschine auf eine Reisegeschwindigkeit von 150 Kilometern, das Höchsttempo liegt bei 210 km/h. Neu und absolut zeitgemäß sind die Bordinstrumente. Wo früher die Flugüberwachung, Navigation oder die Motorparameter analog erfolgten, sind heute alle wichtigen Daten wie Höhe, Geschwindigkeit, Fluglage und Position auf zwei großen Displays ablesbar.
Nichts geändert hat sich aber an der Kabinenabdeckung für die beiden Sitzplätze: Denn die gibt es nach wie vor nicht, Pilot und Copilot sitzen noch immer im Freien. Ist das bei Regen nicht recht nass und unkomfortabel für die Reisenden? Der Pilot Hauser lacht: "Nein, durch den Fahrtwind und den Propellerstrudel wird das Regenwasser über die Fahrgäste horizontal hinweggeleitet. Nass wird man erst auf der Landebahn."
Ein modernes Ultraleichtflugzeug
Die "Junker A 50 Junior" ist auch heute noch ein Leichtflugzeug mit einem maximalen Abfluggewicht von 600 Kilogramm. Der nach alten Plänen neu gebaute Oldtimer ist, dank neuester Technologien und Komponenten, ein modernes Ultraleichtflugzeug mit einer Leermasse von 355 Kilogramm. Es enthält einen für Ultraleichtflugzeuge vorgeschriebenen Gesamtrettungsfallschirm, der sich im früheren Gepäckfach befindet.
Der Pilot Patrick Hauser war am ersten Tag des Flugplatzfestes vom schwäbischen Neuhausen ob Eck im Donautal gestartet und die 240 Kilometer nach Karlstadt geflogen. Am späten Nachmittag ging es dann wieder zurück nach Hause.
Bestaunt wurde auch das klassische Ultraleichtflugzeug "Savage", das an die Piper Pa 18 angelehnt ist. Dieses Flugzeug wird gerne zur Spornradausbildung und für den Flugzeug- und Bannerschlepp. Auch Fotoflüge mit der herausnehmbaren Fototür sind hiermit möglich. Der Zweisitzer hat eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern bei einer Reisegeschwindigkeit von etwa 140 Stundenkilometern. Der Pilot Michael Dugas schwärmt vor allem von der Möglichkeit, auf extrem kurzen Bahnen zu starten und zu landen. "Normal sind 160 Meter, aber wenn man gut ist, reichen auch mal 90 Meter", so der Pilot.