Bagger wie aus dem Bergkohlebergbau, der Aston Martin von James Bond oder ein Londoner Doppeldeckerbus: Überall in der Wohnung von Nina Moosdorf (31) und Jonathan Roth (26) finden sich die Modelle aus bunten Bausteinen. Erst am Vormittag, kurz vor dem Treffen mit dieser Redaktion, hat die Post ein neues Paket geliefert: Diesmal ist es ein gelber Fiat. Wie andere an Miniatur-Eisenbahnstrecken basteln oder Briefmarken sammeln, so gilt die Leidenschaft des Gemündener Paares eben den Kunststoff-Steinen des dänischen Spielzeugherstellers Lego. Doch ist das nicht ein Hobby für Kinder?
Moosdorf und Roth sehen das entspannt. "Es geht uns tatsächlich nur um das Aufbauen", sagt der Informatiker. Das könne man durchaus mit Puzzeln vergleichen – nur sind die Teile eben dreidimensional. Dekorativ seien die Modelle noch dazu, findet der 26-Jährige. Spöttische Reaktionen hätten die beiden noch nicht für ihr Hobby erhalten. Im Gegenteil: Gerade erwachsene Männer seien eher neidvoll, wenn sie die Wohnung im alten Gasthaus Hofmann betreten und ihre Sammlung sehen, berichtet Nina Moosdorf. Und wenn Kinder zu Besuch sind, wollen die natürlich gleich mit den Autos und Motorrädern spielen.
Fehlende Steine sind schwer zu kriegen
Seinen Anfang nahm die Sammelleidenschaft des junges Paares, als die Eltern von Jonathan Roth die Legosteine aus seinen Kindheitstagen los werden wollten, um bei sich Platz zu schaffen. Moosdorf: "Wir haben dann gesagt, dass wir das nehmen." Die Modelle lagen wild verstreut in verschiedenen Kisten. Immerhin gab es noch die sorgfältig abgehefteten Bauanleitungen. Doch die alten Modelle wieder zusammenzusetzen, war nicht immer einfach– und ist auch immer noch nicht ganz geschafft. Ein Grund dafür: fehlende Steine.
"Es ist unfassbar schwierig, alte Teile zu kriegen", so Moosdorf, die in der Stadtbibliothek in Hammelburg arbeitet. Vergangenes Jahr sind die beiden mit einer Liste von allen benötigten Steine in den Freizeitpark Legoland gefahren. Doch die Ausbeute war enttäuschend. Erfolgreicher sei man in Internetforen, bei Ebay oder Flohmärkten. Teilweise stehe unsortiertes Lego dort auch kiloweise zum Verkauf. Jonathan Roth hat sich – ganz Informatiker – sogar eine eigene Lego-Datenbank programmiert, die ihm dabei hilft, einen Überblick über die Steine zu behalten. So weiß er, welche Modelle er daraus bauen kann.
So wertvoll sind einige original verpackte Modelle
Aber auch wenn Moosdorf und Roth bei ihrer Suche nach den passenden Ersatzstücken im Netz fündig sind: Richtig günstig sind seltene Einzelteile nicht unbedingt. Wenn Steine nicht mehr produziert werden, könne man pro Stück durchaus mal neun Euro zahlen, so die 31-Jährige. Denn es gibt auch Sammler, denen es in erster Linie um den Wert der Legosteine geht. "Manche haben die Kartons 20 Jahre im Keller liegen, bis sie tausende von Euro wert sind." Wichtig ist dabei, dass die Bausätze noch original verpackt sind. Denn damit steigt der Preis, den die Sammler verlangen können, gewaltig an.
Ein großer Truck, den Roths Familie vor vielen Jahren gekauft hat, ist sein wertvollstes Lego-Modell: Auf Ebay bieten Verkäufer diesen mittlerweile für 700 Euro an – ausgepackt. Befinden sich die Lastwagen noch wie aus der Fabrik geliefert in Kartons, ist der Wert zehnmal so hoch, sagt Roth. Für das Paar aus Wernfeld hat das aber keine Priorität, ihnen geht es um den Spaß. "Wenn wir Modelle kaufen, bauen wir das so schnell wie möglich auf", erklärt Nina Moosdorf. Und zu den Bausteinen von früher sind mittlerweile eine Menge neuer Modelle hinzugekommen, die sie mit Passion aufbauen. Insgesamt besitzen sie derzeit etwa 70 Modelle, schätzt Jonathan Roth.
Lego ist noch immer sehr beliebt
Gefreut hat Nina Moosdorf, dass Lego offenbar Kinder nach wie vor begeistert. Die Hammelburger Stadtbibliothek richtete in den Sommerferin nämlich einen Wettbewerb rund um die bunten Steine aus. Die Herausforderung bestand darin, eine Urlaubskarte zu bauen, und zu gewinnen gab es einen Ausflug ins Legoland. Zuerst hatten Sie und Kolleginnen noch Zweifel, ob das dänische Spielzeug überhaupt noch so beliebt ist bei den Kleinen von heute. Doch diese Bedenken waren wohl unbegründet. Viele Kinder hätten mitgemacht und selbst "die Papas" hätten sich sehr gefreut über diese Aufgabe. Und Moosdorf ist sich sicher: "Auch in 50 Jahren wird Lego noch ein Thema sein."
