zurück
Karlstadt
Fastenpredigt in Gambach: In Karlstadter Erlebnisgastronomie hat die Gerüchteküche immer geöffnet
Auf der Bühne reichten die Themen von der Karlstadter Straßenreinigung bis hin zum neuen Klinikum Main-Spessart. Macht die "Hecke" nun zu? Und was ist mit dem "Sapore" und dem "Achtele"?
Der entscheidende Moment beim Anstich: Bürgermeister Michael Hombach zeigte beim Anzapfen einen souveränen Auftritt.
Foto: Günter Roth | Der entscheidende Moment beim Anstich: Bürgermeister Michael Hombach zeigte beim Anzapfen einen souveränen Auftritt.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 04.04.2025 02:40 Uhr

Es war die elfte "Fastenpredigt" in der Gambacher Musikhalle und ganz offensichtlich hat das Ereignis nichts von seiner Anziehung eingebüßt. Regionalprominenz in Person von Werner Hofmann, Matthias Walz und Ines Procter brachte die vollbesetzte Musikhalle in Gambach zum Kochen. Hofmann las als Bruder Barnabas dem Publikum und den Mächtigen dieser Welt die Leviten, Walz nahm die Bundespolitik und die neue Kehr-Verordnung der Stadt aufs Korn, Procter widmete sich auf ihre ganz persönliche Art den Grundfragen des Lebens mit ungeahnten Wendungen.

In nichts nachgelassen hat der Bruder Barnabas. Scharfzüngig, bissig wechselte er zwischen der Weltpolitik, Deutschland und natürlich Karlstadt und Main-Spessart. Die Ergebnisse der zurückliegenden Wahlen waren ein Thema. Angesichts der vielen Stimmen für die AfD in Gambach fragte er, ob es gut war, für das Dorf die Abbiegespur nach rechts zu bauen. Der Wandel im Bund war nötig – wer kennt heute noch Olaf, was hat er für das Land getan? "Beim Bürgermeister Hombach hatte man ja wenigstens manchmal das Gefühl, dass er sich für die Stadt einsetzt!"

Werner Hofmann als Bruder Barnabas teilte bei der elften Gambacher Fastenpredigt kräftig aus.
Foto: Günter Roth | Werner Hofmann als Bruder Barnabas teilte bei der elften Gambacher Fastenpredigt kräftig aus.

Wie soll es nun weitergehen in Deutschland? Wie und für wen solle man die 800 Milliarden Euro aus dem Sondertopf ausgeben? Barnabas riet der Industrie, vermehrt auf die Bundeswehr als Abnehmer umzustellen. Elektro-Panzer wären da der Renner, denn auf dem Rückzug müssen die ja nicht so weit fahren. Die Wehrpflicht für das Vater- oder Mutterland sei schon in Ordnung, für diejenigen, die AfD gewählt haben.

Karlstadt hat wenigstens ein Schwimmbad

Krisenfest zeigt sich die Karlstadter Erlebnisgastronomie, vor allem die Gerüchteküche ist rund um die Uhr geöffnet. Andere Lokale haben noch zeitliche Probleme: Die "Hecke" macht zu, weil zu viel los ist – oder doch nicht? Das "Sapore" wurde grundlegend umgebaut und/oder umgezogen, aber vor der Eröffnung macht man erstmal Urlaub und am Mainmäuerle beim "Achtele" weiß man nie, wann und wie lange geöffnet ist.

Doch der Bruder Barnabas mahnt zur Gelassenheit. Er will sich nicht aufregen über die hohen Zuschüsse der Bahn für Lärmschutzfenster in Karlburg, auch nicht über den Standort des neuen Kindergartens: "Wo sollen denn hier all die SUV parken?" Selbst das gewärmte Schwimmbad lässt ihn kalt, denn im Gegensatz zu Marktheidenfeld haben wir eines. Lob gab es für das Bautempo der Wiesenfelder Umgehung, bei der Stadtrat Theo Dittmaier alles voll im Griff hatte. Dafür will der kritische Bruder nicht in der Haut von Landrätin Sabine Sitter stecken. Jedenfalls hofft er, dass das neue Klinikum so teuer bleibt wie jetzt geplant.

Vogelwild und fetzig: Matthias Walz bei der Fastenpredigt.
Foto: Günter Roth | Vogelwild und fetzig: Matthias Walz bei der Fastenpredigt.

Nachdenkliches zum Schluss: "Wir müssen alle etwas gelassener werden, ich hab doch schon alles, bis auf den Drei-Meter-Bildschirm auf dem Klo. Ansonsten schwelgen wir ziellos durch unsere Probleme und wollen einfach nicht anpacken." Nach einer guten Dreiviertelstunde erntete Werner Hofmann tosenden Applaus.

Von der Straßereinigung bis zur Künstlichen Intelligenz

Vogelwild mischte Matthias Walz das Publikum auf. Die deutscheste aller Regelungen, die Straßenreinigung, hatte er im Visier. Fast unbemerkt hat die neue Satzung der Stadt Karlstadt die samstägliche Kehrpflicht abgeschafft. Es gilt nun kehren nach Bedarf, wo man früher pflichtgemäß quasi den Asphalt von der Straße gekratzt hatte. Auch das Salzen der Fahrbahn im Winter fällt jetzt weg. Dann ging es zum bevorstehenden Kommunalwahlkampf im nächsten Jahr. Da will Walz eine eigene Wählergruppe gründen: Bündnis Matthias Walz (BMW) oder FKL - "Für Karscht langt's"?

Interessant waren auch seine Erklärungen zur Künstlichen Intelligenz. Anhand eingespielter Originalzitate bewies er, dass Hubert Aiwanger nicht als KI-tauglich durchgehen könne. Nach frenetischem Applaus und nachdrücklichen Forderungen gab es als Zugabe noch zwei Lieder des Barden mit dem Wackeldackel und den gegelten Haaren.

Grantig, missmutig und dann doch immer wieder voller tiefer Gedanken kam zum Schluss Ines Procter, Frankens bekannteste Putzfrau, auf die Bühne. Zunächst gab es den bekannten Klamauk mit dem üblichen Männer-Bashing, dann aber lief sie mit ihren Grundfragen des Lebens mit ungeahnten Wendungen zu ihrer Höchstform auf. Leben wir wirklich am Limit oder machen wir uns alles unnötig schwer?

Frech, derb und tiefsinnig. Frankens bekannteste Putzfrau Ines Procter in Gambach.
Foto: Günter Roth | Frech, derb und tiefsinnig. Frankens bekannteste Putzfrau Ines Procter in Gambach.

Ines Procter schwelgte in Erinnerungen

Wie konnten einst Kindergärten und Schulen junge Menschen völlig untherapiert auf die Menschheit loslassen? Wie konnte man ein Telefonat annehmen, ohne auf dem Display zu sehen, wer dran ist? Wer kann heute noch eine Flasche Bier mit einem Feuerzeug öffnen. "Unsere Eltern hatten unsere Namen nicht aufs Auto geschrieben – man kannte uns!" Erfahrungen sammelten die Kinder draußen – da wo das Haus zu Ende ist, weiß Procter. Philosophisch dann die Erkenntnis zum Schluss: Das Einzige was wir wirklich brauchen, sind die Erinnerungsmomente, die uns für immer bleiben".

Zu Beginn hatte Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach die Gelegenheit, sein Können am Zapfhahn zu beweisen: Nur drei Schläge brauchte er, damit das Festbier fließen konnte. Bernhard Hahn führte in bewährter Weise durchs Programm und die "Spätlese Gambach" unterhielt unter der Leitung von Dieter Baier.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Karlstadt
Erlabrunn
Günter Roth
Alternative für Deutschland
Barden
Brüder
Bundespolitik
Bundeswehr
Hubert Aiwanger
Kindergärten
Klinikum Main-Spessart Lohr
Michael Hombach
Sabine Sitter
Stadt Karlstadt
Stadt Lohr am Main
Werner Hofmann
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top