Die fünfte Jahreszeit findet heuer statt, aber sie fällt anders aus. Ob die aktuellen Corona-Regeln im Januar und Februar noch Gültigkeit haben, kann heute niemand sagen. Wie planen die Vereine mit dieser Unsicherheit? Wir haben stellvertretend drei Faschingsvereine aus dem Landkreis gefragt, wie die Stimmung kurz vor dem 11.11. ist.
Rieneck: Die "Göikel" suchen dringend nach Service-Personal
"Planungstechnisch ist es im Moment der Horror", sagt Fabian Hörnis, Erster Präsident des Rienecker Fasenachtskomitees. Lust auf die neue Session habe jeder im Verein, aber das Regel-Chaos gebe der Stimmung doch einen Dämpfer. Den Rathaussturm wollten sie wegen der unklaren Lage schon absagen, nach den neuen Beschlüssen der vergangen Wochen planen die Narren aber eventuell doch die traditionelle Veranstaltung.
"Die Göikel" planen für 2022 zwei Sitzungen mit 3G-Plus-Regel mit der gleichen Gäste-Zahl, wie vor Corona. Der Verein ist in der glücklichen Situation, dass auch eine kurzfristige Absage keinen wirtschaftlichen Schaden bedeuten würde. "Wir verlieren keine Mietzahlungen und müssen keinem Caterer oder Getränkelieferanten Strafe zahlen." Die Stadt Rieneck gebe dem Verein da sehr viel Rückendeckung, so Hörnis.
Sorgen um die Bewirtung auf den Sitzungen macht er sich trotzdem: Sechs Bedienungen pro Abend braucht der Verein, um 300 Gäste pünktlich um 19.11 Uhr mit Essen und Getränken am Platz zu versorgen. Die waren vor Corona schon schwer zu bekommen. In der Pandemie haben viele Service-Kräfte den Beruf an den Nagel gehängt.
Wird Corona ein Thema auf der Bühne sein? Vermutlich schon, sagt Hörnis. "Corona ist eigentlich kein Thema, über das man Witze machen sollte. So viele Menschen sind daran gestorben, viele Existenzen kaputtgegangen." Über den Umgang der Regierung mit Corona könnte man wiederum sehr gut scherzen. "Das ist ja auch Tradition in der Fasenacht, dass man sich über die Obrigkeit lustig macht."
Zellingen: Fasenachtsverein verzichtet auf Auftakt-Veranstaltung
Die Zellinger Narren haben heuer ihren Fasenachtsauftakt am 13. November abgesagt. Zu unsicher war die Lage, als sie im September mit den Planungen beginnen wollten. "Wir haben uns eine Gesetzeslage gewünscht, die dann verlässlich bis zum Tag der Veranstaltung gilt", erklärt Florian Preising, Zweiter Gesellschaftspräsident des Zellinger Fasenachtsvereins.
Für die Prunksitzungen ist er jedoch optimistisch: "Die 3G-Plus-Regel ist ja ziemlich klar definiert – aber in die Zukunft schauen kann natürlich niemand." Sein Eindruck ist, dass viele Faschingsgesellschaften sich im Moment noch zurückhalten und zum Beispiel noch keine Veranstaltungstermine auf ihren Internetseiten veröffentlichen.
Noch nicht endgültig geklärt ist, ob es einen Umzug und den Kindermaskenball geben wird. "Es würde uns schmerzen, das abzusagen, aber wir wollen auf keinen Fall ein Hotspot sein", erklärt Preising die Bedenken des Vereins. "Wir planen vorsichtig, versprechen aber nichts."
Lohr: "Mopper" weichen in die Stadthalle aus
Die Lohrer Mopper wagen einen großen Schritt, um Fasching mit Abstand feiern zu können: Die Elferratssitzung findet 2022 in der Lohrer Stadthalle statt, anstatt wie üblich im Pfarrheim. Sorge hatte der Verein, dass im Pfarrheim vielleicht am Ende nur die Hälfte der Plätze besetzt werden dürfte wegen Corona – dann wäre der Abend nicht wirtschaftlich, erklärt Vereinssprecherin Vanessa Horn. In die Stadthalle passen nicht nur mehr Besucherinnen und Besucher, die Aktiven haben auch mehr Platz zum Umziehen. "Wir freuen uns jetzt auf die Stadthalle", so Horn.
Die Stadthalle bedeutete jedoch auch einen Kompromiss beim Termin: Sonst haben die Mopper schon zwei bis drei Wochenenden vor Rosenmontag gefeiert – in der Stadthalle konnten sie aber nur noch den offiziellen Faschingssamstag am 26. Februar bekommen. Wahrscheinlich soll auf der Sitzung die 3G-Plus-Regel gelten, wer nicht geimpft oder genesen ist, muss dann einen PCR-Test vorzeigen.
Die Zwangspause habe der Verein ohne große Mitgliederverluste überstanden, auch weil sie zum Beispiel Online- und Outdoortraining für die Kindergruppen angeboten haben. In der Corona-Zeit hat der Verein sich außerdem neu aufgestellt, Ämter und Aufgaben neu verteilt.
Auch einen Faschingsnachmittag für die Senioren im Caritas-Heim wollen sie auf jeden Fall gestalten. "Wir wissen natürlich, dass alles noch kurzfristig abgesagt werden kann", so Horn. Lange hat der Verein überlegt, ob sie überhaupt eine Sitzung machen sollen. "Uns war aber klar, wir wollen das unbedingt."