
Den Namen Nico Santos kannte sie vorher nicht, gestand Marktheidenfelds Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder am Freitag Nachmittag. „Aber dann habe ich mir Rooftop angehört, und da hat es bei mir geklingelt.“ Wie Schmidt-Neder ging es vermutlich vielen Marktheidenfeldern und einigen der 1100 Radler, die am Nachmittag nach 480 Kilometern endlich Marktheidenfeld erreicht hatten. Dennoch kamen nach Aussagen des BR am Freitag Abend rund 10 000 Menschen zum Abschlusskonzert der BR-Radeltour mit Santos.
Der 25-jährige Nico Santos wurde in Bremen geboren, wuchs aber auf Mallorca auf. 2017 gelang ihm mit „Rooftop“ der erste Hit als Solokünstler. Er schaffte es damit in Deutschland und Österreich in die Top 10 der Charts. In der Wahrnehmung vieler mag Santos also noch ein „One-Hit-Wonder“ sein, andere, wie Amelie Hart und Amelie Schemmel, nahmen extra seinetwegen lange Fahrtzeiten und die pralle Nachmittagssonne auf sich. Die Freundinnen aus dem Landkreis Schweinfurt standen pünktlich zu Beginn des Vorprogramms mit der Bayern-3-Band um 17.30 Uhr auf dem Festplatz, um sich mit ihren selbstgemalten Plakaten die besten Plätze zu sichern.

Mitreißender Einstieg
Erst gegen 21 Uhr wurde es für die beiden ernst und Nico Santos betrat tatsächlich die Bühne. Er stieg stark ein und hatte so schon mit „Safe“, dem zweiten Lied des Abends und auch seinem zweiten Radio-Hit das Publikum auf seiner Seite. „Alle Arme hoch“, rief Santos, und das Publikum erfüllte ihm diesen Wunsch.
Indem er nicht nur eigene Kompositionen spielte, gelang es Santos, nicht nur die jungen Mädchen im Publikum anzusprechen: Er bewies musikalisches Talent, als er sich selbst ans Keyboard setzte, um den Prince-Song „Purple Rain“ zu performen. Außerdem spielte Santos, begleitet von nur einem Gitarristen, ein Medley von Songs anderer Künstler, an denen er mitgearbeitet hatte. Dazu gehörten Songs von Lena Meyer-Landruth, SDP und Bushido. Das Medley beschloss Santos mit „Achterbahn“ von Helene Fischer, an dem er als Co-Autor beteiligt war.
Erwartungen übertroffen
Dass viele ihn nur mit „Rooftop“ kannten, mag für Santos am Ende ein Vorteil gewesen sein: Wenn das Publikum mit wenig Erwartungen kommt, ist es leicht, diese zu übertreffen. „Ich bin absolut positiv überrascht“, sagte Claudia Scholle nach Santos' Auftritt. „Ich könnte mir gut vorstellen, noch einmal auf eins seiner Konzerte zu gehen.“ Auch die Radler Michael Diegner und Josef Brunner kannten Santos zunächst nur aus dem Radio, waren mit dem Konzert aber sehr zufrieden. „Das war richtige Gute-Laune-Musik“, so Diegner.
Santos verabschiedete sich nach einer knappen Stunde von der Bühne – folgte dann aber bereitwillig den „Zugabe“-Rufen. So spielte er zwei weitere Songs von Limp Bizkit und SDP, und stellte Marktheidenfeld dann vor den „ultimativen Mitsing-Test“, indem er „Despacito“ von Luis Fonsi spielte. Danach war immer noch nicht Schluss, Santos teilte als „letzte Zugabe“ mit dem Publikum einen ganz neuen Song, den man heute „auf der Bühne zum ersten Mal richtig geprobt“ habe. Auf die letzte Zugabe folgte um 22.15 die wirklich letzte: „Rooftop“, zum insgesamt dritten Mal. Viele gingen anschließend beschwingt nach Hause, andere feierten noch bis Mitternacht mit DJ Tonic.
Ganz nah bei den Fans
Und Amelie und Amelie? Für die hat sich das Anstehen in der Hitze sicher gelohnt: Bei der ersten Performance von „Rooftop“ kam Santos von der Bühne und gab der ganzen ersten Reihe einen High Five. Direkt vor den Freundinnen kam er zum stehen, stellte sich auf die Absperrung und feierte mit dem Publikum gemeinsam. Die selbstgemalten Plakate der beiden nahm er als Geschenk mit.