Nach 480 Kilometern auf dem Drahtesel haben die Teilnehmer der Radltour des Bayerischen Rundfunks (BR) am Freitag den Zielbogen in Marktheidenfeld durchfahren. Viele Marktheidenfelder empfingen sie mit selbst geschriebenen Schildern und viel Jubel. Das sorgte trotz Hitze und anstrengender Etappen für gute Stimmung unter den Hobby-Radlern. Denn immerhin galt es auch am letzten Tag der Radltour, bei 35 Grad noch einmal alles zu geben und in die Pedale zu treten.
Monika Leyrer aus Rottach-Egern am Tegernsee ist bereits zum 12. Mal bei der BR-Radltour dabei gewesen. „Die Tour ist wie ein großer Stammtisch mit neuen und alten Bekannten“, sagt sie. Und ein schöner Nebeneffekt sei, dass sie Bayern neu entdecke. Mit ihrer Gruppe aus Freunden und Bekannten fahre sie gerne gemütlich am Ende der Drahtesel-Karawane. „Das ist ja kein Rennen“, sagt sie.
Kritik an Organisation
Die Tour ging deswegen auch gemütlich am Freitagmorgen in Kitzingen los und führte entlang von Ochsenfurt, Eibelstadt und Würzburg bis an den Erlabrunner Badesee im Landkreis Würzburg. Dort kamen die Radler passend zur Mittagspause gegen 12.50 Uhr an. Stärken konnten sie sich dort mit kühlen Getränken und Bratwurst.
Für genervte Stimmung sorgten die langen Anstehzeiten bei den Verpflegungsstationen und beim Kiosk. „Das war definitiv die schlechteste Pause bisher“, sagte ein Radler, der bei sengender Hitze bereits 15 Minuten in der Schlange wartete. Andere Radler bestätigten, dass sie das Gefühl hätten, man sei am Badesee nicht auf die etwa 1100 Radler vorbereitet gewesen. „Dafür gibt es hier aber den See“, konterte wiederum ein anderer Hobby-Radler auf die Kritik der wartenden Leute.
Radltour-Fan Monika Leyrer meint dazu, dass längere Wartezeiten auf der gesamten Tour durchaus auch mal vorkommen würden. Den Spaß verderbe das aber nicht.
Großer Empfang im „Radsportmekka“
Nach der Pause starteten die Radler weiter Richtung Zellingen, Billingshausen und Birkenfeld. Gerade die Steigungen bei diesen Etappen forderten einige Radler. Doch mit mobilen Lautsprechern und teilweise kostümiert schafften sie es mehr oder weniger entspannt nach Karbach.
Und dort erwartete die Sportler ein großer Empfang. „Da müssen wir ja Bescheid geben, nicht dass alle denken, hier ist bereits der Zieleinlauf“, meinte der Sprecher im vorausfahrenden schwarzen Bulli, als er um punkt 16 Uhr die Ortsmitte der Marktgemeinde erreichte. Robert Riedmann vom Radsportverein Concordia Karbach hatte nämlich eigens einen Zieleinlaufbogen wie beim jährlichen Bundesligaradrennen organisiert und mit Trikots der erfolgreichen Karbacher Radsportlerinnen dekoriert.
Neckischer Seitenhieb
„Außerdem habe ich, ähnlich wie bei der Tour de France, ein rotes Tuch aufgehängt, das die verbleibenden fünf Kilometer anzeigt“, erklärte Riedmann. Dabei sollte sich der Radlwurm bis vor wenigen Wochen überhaupt nicht durch Karbach schlängeln. Bürgermeister Bertram Werrlein wandte sich jedoch an die Organisatoren des Bayerischen Rundfunk, denn die Baustelle, wegen der die Marktgemeinde umfahren werden sollte, ist noch nicht eingerichtet. Zum Leidwesen von Volker Hemrich, Bürgermeister von Urspringen, der ebenfalls an der Tour teilgenommen hat. „Es ist für mich jetzt auch nicht so schön, durch Karbach zu fahren, aber so ist es. Das muss man im Leben eines Bürgermeisters hinnehmen“, scherzte Hemrich am Freitag und nahm es mit Humor.
Für Werrlein ist jedoch Karbach das Radsportmekka. „Die Radler können hier Bundesliga-Radrenn-Feeling erleben“, freute er sich über die geänderte Streckenführung und die Unterstützung durch den örtlichen Radsportverein. Und auch die amtierende deutsche Meisterin der U-17-Juniorinnen, Lokalmatadorin Linda Riedmann, hatte ihren Spaß. Am Ortsausgang verschaffte sie den Radlern mit einem Wasserschlauch eine kurze Abkühlung, ehe es auf die Zielgerade Richtung Main ging.
Großes Abendprogramm
Gegen 16.20 Uhr erreichten die rund 1100 Teilnehmer dann Marktheidenfeld und konnten sich auf das abendliche Programm mit Musiker Nico Santos und zahlreichen DJs freuen. Und das Fazit der Tour? Die Zahl der Vorfälle ist laut der Ehrenamtlichen und dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert geblieben – trotz der Hitze. „Ein bis zwei Leute sind beim Endspurt vom Fahrrad gefallen, aber sonst ist hier nichts passiert“, sagte Alexander Vornwald, Bereitschaftsleiter beim BRK Marktheidenfeld, am frühen Freitagabend. Und das Fazit des Radltour-Fans Monika Leyrer? „Super war?s“, sagt sie euphorisch. „Und Marktheidenfeld ist ja wirklich ein ganz nettes Städtchen.“