
Um Punkt 11 Uhr – wie vorab angekündigt – stieg er am Freitagmorgen aus seinem schwarzen SUV und betrat damit als erster amtierender Ministerpräsident überhaupt Mittelsinner Boden: Markus Söder. Eine Ehre für die 850-Seelen-Gemeinde und für den ganzen Sinngrund, weshalb neben Main-Spessarts Landrätin und Geburtstagskind Sabine Sitter (CSU) sowie dem Landtagsabgeordneten Thorsten Schwab (CSU) auch nahezu alle Allianz-Bürgermeisterinnen und -Bürgermeister ihren Weg zur Scheune am Bergsee, dem wahrscheinlich höchsten Punkt Mittelsinns, gefunden hatten.
"Ganz schön weit weg von München", kommentierte der Ministerpräsident sein knapp 350 Kilometer von der Bayerischen Staatskanzlei entferntes Besuchsziel, während er sich mit seinen drei Gastgebern bekannt machte: Mittelsinns Bürgermeister Dirk Schiefer, die amtierende Bayerische Christbaumkönigin Sina Klug und ihr Vater Uwe, in dessen Christbaumbetrieb die Feier zur Eröffnung der Mittelsinner Christbaumsaison stattfand – und auf dessen fixer Idee der Termin basierte.
Thorsten Schwab hatte sich erfolgreich für einen Besuch Söders starkgemacht

Diese Idee hatte er MDL Schwab nämlich bei einem Treffen im Sommer ins Ohr gesetzt und ihn gebeten, dem Ministerpräsidenten einen Besuch in der Heimat der baldigen Christbaumkönigin nahezulegen. "Ich hätte nie im Leben daran geglaubt, dass tatsächlich zwei Wochen später die Chefsekretärin des Ministerpräsidenten anruft und sein Kommen ankündigt", lobte Klug den erfolgreichen Einsatz seines Abgeordneten.
Schwab habe "ganz schön gequengelt" bestätigte Söder bei seiner Ansprache vor den mehreren hundert Menschen, die sich bereits seit 10 Uhr auf Klugs Christbaumplantage versammelten hatten. Dem habe er letztlich jedoch nicht nur deshalb nachgegeben, damit der CSU-Kollege Ruhe gebe, sondern auch, weil er als Weihnachtsfan Main-Spessart als Weihnachtslandkreis sehr schätze. "Das Weihnachtspostamt in Himmelstadt, das Christbaumdorf in Mittelsinn, hier fühle ich mich wohl", bilanzierte der 57-Jährige und lobte gleichzeitig die "herausragende Vermarktungsidee" der Mittelsinner.
Christbaumdorf und Christbaumkönigin Sina Klug verschaffen Mittelsinn Aufmerksamkeit

Die haben sich das 2016 gegründete "Christbaumdorf" mittlerweile als Marke eintragen lassen und fahren damit laut dem Vorsitzenden des gleichnamigen Vereins, Uwe Klug, sehr gut. "Wir wollten damit einfach auf uns aufmerksam machen und das ist offensichtlich sehr gut gelungen", meinte er in Richtung Söder, dessen Besuch er zum Höhepunkt dieser Erfolgsstory erklärte.
Großen Anteil an diesem Höhepunkt hatte auch Sina Klug, deren Ansprache im Rahmen der Saisoneröffnung die erste seit ihrer Inthronisierung im September war. "Und dann ist gleich der Ministerpräsident da, bitte seht es mir nach, dass ich ein bisschen aufgeregt bin", leitete sie unter allgemeinem Applaus ihre kurze Rede ein, in der sie den Christbaum als Symbol des Lebens, des Friedens und auch des Christentums beschrieb.
Für Söder verdient nur der Feiertage, der auf christliche Traditionen Wert legt
Eine Steilvorlage für den Ministerpräsidenten, der sich darüber wunderte, "wie wenig wir in unserem Land manchmal auf unsere eigenen Traditionen und unsere eigene Identität Wert legen". Jahresabschlussessen statt Weihnachtsfeier, Toleranz gegenüber allen Religionen außer der eigenen und die Forderung, Kreuze abzuhängen – all das zählte Söder als für ihn nicht nachvollziehbar auf. "Wir sind ein christlich geprägtes Land und diese Traditionen sind uns nach wie vor wichtig." Zustimmenden Applaus erhielt er für die Ansicht, dass die, die dies verneinten, an Weihnachten, Ostern und Pfingsten lieber arbeiten gehen sollten, anstatt den Feiertag zu genießen.
Den Mittelsinner Christbaumbauern wünschte er in der bereits laufenden Hochsaison ein gutes Geschäft und legte Bürgermeister Schiefer nahe, dessen augenzwinkernde Beschreibung Mittelsinns als "letztes Haar am Schwanz des bayerischen Löwen" nicht als neue Marketingstrategie zu übernehmen.

Nach dem zeremoniellen Verpacken des großen Weihnachtsbaums, der im Rahmen der Veranstaltung an die SOS Dorfgemeinschaft Hohenroth gespendet wurde und Kaffee und Kuchen in der beheizten Scheune, entschwand die Fahrzeugflotte des Ministerpräsidenten wieder in den Sinngrunder Bergen.
MfG
Johannes Bullmann, MPA