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Hofstetten / Würzburg
"Erasmus für's Leben": Gemündener schreibt Debütroman über das Studieren in der Ferne
Zweimal war der 28-jährige Philipp Heilgenthal mit dem Austauschprogramm im Ausland. Seine Eindrücke hat er nun in einem Buch verarbeitet. Worum geht es?
Eine italienische Fahne in seiner Wohnung die Erinnerung ans Auslandssemester wach: Der 28-jährige Philipp Heilgenthal hat seinen ersten Roman 'Erasmus für's Leben' veröffentlicht.
Foto: Corbinian Wildmeister | Eine italienische Fahne in seiner Wohnung die Erinnerung ans Auslandssemester wach: Der 28-jährige Philipp Heilgenthal hat seinen ersten Roman "Erasmus für's Leben" veröffentlicht.
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:00 Uhr

Ein Seeigel-Unfall am Strand, eine Partynacht mit einem Drogendealer in Neapel und ein hitziger Streit darum, ob Cappuccino nur zum Frühstück genossen werden darf: Während seines Auslandssemesters in Süditalien erlebt der BWL-Student Stefan etliche Abenteuer und lernt so manche Lektion – vor allem außerhalb der Uni. Mit "Erasmus für's Leben" ist Philipp Heilgenthal ein unterhaltsamer Debütroman mit Herz über das Studium in der Ferne gelungen.

Der 28-jährige Autor ist im Gemündener Stadtteil Hofstetten aufgewachsen und wohnt mittlerweile in Würzburg. Bereits 2012 hat er angefangen, als freier Journalist zu arbeiten. Und länger schon hegte er auch den Wunsch, mal ein Buch zu schreiben. Bei einem Interview mit einem Schriftsteller aus seinem Heimatort hat dieser ihn dazu ermutigt, sich selbst an einem Roman zu versuchen, erzählt Heilgenthal. "Da habe ich richtig Ehrgeiz entwickelt."

Auslandssemester waren sehr prägend

Schnell kam er darauf, dass es um das studentische Austauschprogramm Erasmus gehen soll, an dem er selbst gleich zweimal teilgenommen hat, einmal in Salamanca und einmal in Bologna. "Das war beides sehr prägend." Er habe dort viele skurrile Beobachtungen gemacht, die er in seinem Buch verarbeitet hat. In Bologna habe er auch viel mitgenommen, was "die italienische Lebensart" ausmacht.

"Man kommt völlig alleine irgendwo hin und findet so schnell Freunde von überall aus der Welt, wie man es noch nie erlebt hat."
Philipp Heilgenthal, Autor

Um eine "emotionale Distanz" zu seinem Werk zu wahren, hat er sich jedoch dazu entschieden, den Helden seines Romans in einer anderen italienischen Stadt studieren zu lassen, nämlich Bari. Obwohl sein Buch durchaus von eigenen Erlebnissen oder denen von Freunden inspiriert ist, betont Heilgenthal: "Stefan ist nicht gleich Philipp. Ich habe einen prototypischen Erasmus-Studenten geschaffen." Dieser solle in erster Linie für die Geschichte nützlich sein. Die Leserinnen und Leser müssten raten, was ihm wirklich selbst widerfahren ist, so Heilgenthal.

Tiefgründige Zitate von Erasmus

Es ist keine Überraschung, dass der 28-Jährige großer Fan des Erasmus-Programms ist, dem er nun ein Buch gewidmet hat. "Man kommt völlig alleine irgendwo hin und findet so schnell Freunde von überall aus der Welt, wie man es noch nie erlebt hat", schwärmt er. Außerdem entwickeln sich Studierende in dieser Zeit stark weiter, findet Heilgenthal. Sie würden selbstständiger, toleranter für andere Kulturen und empathischer mit ihren Mitmenschen.

Begeistert ist der junge Autor aber auch vom Namensgeber des EU-Förderprogramms, dem Denker und Theologen Desiderius Erasmus von Rotterdam, der vor etwa 500 Jahre gelebt hat. "Viele zeitlose Lebensweisheiten" habe dieser von sich gegeben. Jedes Kapitel leitet Heilgenthal daher mit einem tiefgründigen Zitat des niederländischen Gelehrten ein, das "einen Vorgeschmack" auf die kommenden Seiten geben soll. "Wann wäre das Leben nicht trübselig, langweilig, reizlos, sinnlos, unerträglich ohne die Lust, das heißt, ohne die Würze der Torheit?", steht zum Beispiel vor einem Kapitel, in dem sich der Protagonist ins wilde, italienische Nachtleben stürzt.

Schriftsteller Tommy Jaud war ein Vorbild

Als literarisches Vorbild nennt Heilgenthal den in Schweinfurt geborenen Schriftsteller Tommy Jaud, der 2004 mit dem Roman "Vollidiot" große Bekanntheit erlangte. Gewisse Parallelen dieser Werke sind eindeutig zu erkennen. So verfügen die Protagonisten beider Autoren über das Talent, die Leser damit zu amüsieren, sich ständig in Schwierigkeiten zu bringen. Bei Stefan, dem Helden von "Erasmus für's Leben", geht nämlich einiges schief während seines Auslandsemesters. Das ist oft komisch, birgt aber auch melancholische Momente. Und in diesem ganzen Chaos muss Stefan schließlich auch eine Entscheidung treffen, die sein Leben verändert.

Eine Entscheidung hat auch Philipp Heilgenthal getroffen, und zwar dafür, weiterhin literarisch tätig zu bleiben: "Ich habe richtig Blut geleckt. Es macht mir unglaublich Spaß." Mit der Arbeit für ein zweites Buch hat er im Januar schon angefangen. "Mal schauen, wie es läuft."

"Eramus fürs Leben" (Verlag Königshausen & Neumann, 232 Seiten) kostet 17,80 Euro. Der Roman ist erhältlich im Buchhandel und auf der Webseite des Verlags www.verlag-koenigshausen-neumann.de.

 
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