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Karlstadt
Entsetzen in Karlstadt: Die Gründerzeitvilla des ehemaligen Bürgermeisters am Müllerklein-Kreisel wird abgerissen
Der Eigentümer bedauert die Entscheidung, die Behörden seien nicht an einer Lösung interessiert gewesen. Eigentlich hätte er die nicht denkmalgeschützte Villa renovieren wollen.
Die Gründerzeitvilla am Müllerklein-Kreisel wird abgerissen.
Foto: Björn Kohlhepp | Die Gründerzeitvilla am Müllerklein-Kreisel wird abgerissen.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 17.02.2025 02:31 Uhr

Die Karlstadterinnen und Karlstadter haben in den vergangenen Tagen gerätselt, ob die Gründerzeit-Villa am Müllerklein-Kreisel entkernt und saniert oder doch abgerissen wird. Am Dienstag dann die sichtbare Gewissheit: Die Villa des ehemaligen Karlstadter Bürgermeisters Clemens Müllerklein wird abgerissen. "Das Entsetzen ist groß", drückt es ein Karlstadter aus. Karlstadts Kreisheimatpfleger Georg Büttner sagt: "Das war mit das erste Gebäude außerhalb der Bahnlinie."

Er habe sich, sagt Büttner, vor drei, vier Jahren an die Untere Denkmalschutzbehörde am Landratsamt gewandt, als es erste Gerüchte gegeben habe, dass dort etwas geschehen soll. Aber der Denkmalschutz habe das 1906/1907 erbaute Gebäude nicht für denkmalwürdig gehalten. In dem Haus, heute Eußenheimer Straße 5, lebte bis zu seinem Tod am 10. September 1932 der Baumschulbesitzer und damalige Bürgermeister Müllerklein. Clemens baute die Villa, die nun abgerissen wird, sein Bruder Alexander knapp 200 Meter näher an der Bahnlinie eine weitere, in der sich heute das Architekturbüro Heßdörfer befindet.

Dominik Rüb: keine einvernehmliche Lösung mit Behörden

Baumschulinhaber Dominik Rüb sagt auf Anfrage, er lasse das Gebäude "schweren Herzens" abreißen. "Wir hätten es gerne erhalten." Aber mit den Behörden – der Stadt, dem Landratsamt und dem Staatlichen Bauamt – habe es keine einvernehmliche Lösung gegeben. Die ursprüngliche Idee sei gewesen, die Villa, in der sich drei Mietwohnungen befanden, zu renovieren und daneben ein neues kleines Häuschen zu bauen. Die Stadt habe sich aber quergestellt und das Landratsamt das Ganze "komplett blockiert".

Dann habe man den Plan mit dem Neubau fallen gelassen und nur eine Renovierung und einen kleinen Umbau samt Bau einer Garage angestrebt. Im Dachgeschoss sollte eine Mietwohnung erhalten bleiben, in den beiden unteren Etagen wollte Rüb mit seiner Familie einziehen. Die Familie habe auch schon mehrere hundert Stunden in Planung und erste Renovierungsarbeiten gesteckt. Uli Heck, geschäftsführender Beamter der Stadt Karlstadt, sagt auf Anfrage, die Stadt habe dem Bauantrag das gemeindliche Einvernehmen erteilt.

Keine Zufahrt zur Eußenheimer Straße

Das Problem sei allerdings die fehlende Zufahrt zur Eußenheimer Straße gewesen, so Rüb. Es habe keine Zufahrtsmöglichkeit gegeben, seitdem 1980 die Eußenheimer Straße (B27) gebaut wurde. Hier habe das Staatliche Bauamt nach anfänglicher Zustimmung nicht mitgemacht. Eine 400 Meter längere Zufahrt über das Firmengelände sei nicht praktikabel, so Rüb.

"Es war gar nicht gewollt, eine Lösung zu finden", sagt Rüb, etwa die Herabstufung der früher außerorts angelegten Eußenheimer Straße von einer Bundesstraße zur einer Ortsstraße, die sie aus seiner Sicht nun de facto sei. An die Stelle der Villa soll nun ein Einfamilienhaus kommen.

 
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  • Steffen Cyran
    Achso. Eine Zufahrt für einen Kindergarten an dieser mehr als idiotischen Stelle (entgegen dem Bürgerwillen), wo täglich -zig Fahrzeugbewegungen stattfinden, ist möglich.

    Aber der Bürger kann nicht ein-/zweimal am Tag da rausfahren......
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  • Florian Evenbye
    ein Neubau bekommt eine Zufahrt und ein Altbau nicht, oder wie soll ich das verstehen? Eine Schande jedenfalls, dass ein laut Verfassung Kulturstaat jedes Jahr hunderte erhaltenswerter Altbauten verliert.
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  • Paul Merklein
    Interessante Aspekte die vermeintlich zu Abriss führten. Kann man glauben.
    Es bleibt aber der fade Beigeschmack, dass hier Beteiligte "aufeinander prallten", die alle nicht von ihren Maximalforderungen Abstand nehmen wollten. Guter Wille, Kompromissbereitschaft und viele Gespräche am runden Tisch hätten vermutlich zu einem anderen Ergebnis geführt.
    Dieser Service am Bürger mit Ziel einer einvernehmlichen Lösung wäre zuallererst die Aufgabe der Behörden "Denkmalschutz, Bauamt des LRA und der Stadt Karlstadt gewesen.
    Das hat hier leider nicht stattgefunden oder wenn doch, dann ohne hinreichenden Einigungswillen der Beteiligten.
    Schade um diese schöne Gründerzeitvilla.
    Hoffen wir nur, dass die öffentlichen Stellen daraus was gelernt haben, nämlich dort Denkmalschutzmassnahmen dort aufzuerlegen, wo es augenscheinlich sich aufdrängt und im Sinne eines schönen Stadtbildes solange zu verhandeln bis ein Bauherr einen solchen "Raubbau" nicht mehr als die letzte Lösung mehr sehen wird.
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  • Ulrich Wilhelm Kretzer
    Tja ... wer schon einmal ein Kloster einer Fernsehserie "geopfert" hat. scheut auch vor einer einfachen Villa nicht zurück.
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  • Eberhard Ragg
    Ja, so ist es halt😭😭auch wir erhielten in den 1980 Jahren keine Erlaunis, auf die Eußenheimer Str. direkt vom Grundstück rausfahren zu dürfen. Hier wurde dann die Straße Am Sohl für teures Geld gebaut und wir von der Stadt - trotz Rechtsanwalt - für billiges Geld enteignet. So sind halt „unsere“ Gesetze und die „deutsche“ Bürokratie
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  • Brigitte Kinz
    Die aufgeführten Probleme, welche eine Sanierung verhindert haben, sind mir nicht schlüssig. Welche Zufahrt wird das neu geplante Haus haben? Wäre nicht die Straße hinter dem geplanten Kindergarten in Frage gekommen? Die genaue Stellungnahme vom Landratsamt würde ich gerne mal lesen, es ist auf jeden Fall eine Schande diese Villa abzureißen.
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  • Walter Winheim
    Typisch für das Landratsamt Karlstadt. Das sich da mancher nicht schämt. Lieber ein Haus das zu Karlstadt gehört abreissen lassen bevor man auf die Leute zugeht. Ein leuchtendes Beispiel wie es gehen kann sieht man an der anderen Villa des Architekten. Und apropo Zufahrt. Mal gespannt wie das dann mit dem Kindergarten wird.
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