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Karlstadt
Einen Sommer lang immer dienstags zu: Wie sieht die Zukunft für das Karlstadter Freibad aus?
Das Team kämpft aktuell mit dem Personalmangel. Wie es im nächsten Jahr aussieht, kann niemand sicher sagen. Es gibt Gründe für Optimismus, aber auch unsichere Aussichten für das Bistro.
Betriebsleiterin Kerstin Ittensohn (Mitte) mit den beiden Azubis Jan Bauerfeind (links) und Bastian Horn (rechts) im Karlstadter Freibad.
Foto: Tabea Goppelt | Betriebsleiterin Kerstin Ittensohn (Mitte) mit den beiden Azubis Jan Bauerfeind (links) und Bastian Horn (rechts) im Karlstadter Freibad.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 07.09.2024 02:29 Uhr

Außentemperatur 27 Grad Celsius, Wassertemperatur zwischen 26 und 28 Grad Celsius: Besseres Freibadwetter gibt es kaum. In den Becken des Karlstadter Bads ziehen die Schwimmerinnen und Schwimmer dicht gedrängt ihre Bahnen, Kinder plantschen und spielen im Wasser. Kein Wunder, dass an diesem Mittwoch in den Sommerferien das Bad so voll ist – am Tag vorher war es nämlich geschlossen, so wie jeden Dienstag dieser Saison. Der Grund: Personalmangel. Ob sich das im nächsten Jahr ändert, kann Betriebsleiterin Kerstin Ittensohn noch nicht sagen. Aber es gibt einen Hoffnungsschimmer.

Aktuell besteht Ittensohns Team aus drei Fachangestellten für Bäderbetriebe in Vollzeit und acht Rettungsschwimmern. Die Krux dabei: Entweder sie oder einer der Fachangestellten muss während der Öffnungszeiten immer vor Ort sein. "Deswegen haben wir das Problem mit dem Dienstag", sagt die Betriebsleiterin. Einer der drei Fachangestellten ist zudem eigentlich bereits in Rente. Ittensohn konnte ihn aufgrund von Krankheitsfällen im Team als Aushilfe zurückgewinnen.

Die gute Nachricht: Seit September 2023 hat Ittensohn zwei Azubis. Jan Bauerfeind (30) und Bastian Horn (24) schulen um, zu Fachangestellten für Bäderbetriebe. Da beide bereits eine Ausbildung absolviert haben, sind sie voraussichtlich Mitte nächsten Jahres mit ihren Umschulungen fertig. Sollte auch in der kommenden Saison ein Schließtag pro Woche nötig sein, könnte dieser nach dem Abschluss der Ausbildung wegfallen.

Azubis sind mit voller Motivation dabei

Bauerfeind war zuvor als Fachmann für Systemgastronomie in Würzburg tätig. Als Triathlet trainierte er im Freibad: "Ich wurde nach dem Training angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, hier zu arbeiten", sagt er. Nach anfänglichem Zögern ließ der Karlstadter sich abwerben und fand seine Berufung: "Ich habe etwas gefunden, das mir Spaß macht und ich gehe gern auf die Arbeit." Den Schicht- und Wochenenddienst kennt er aus seinem vorherigen Job und lässt seine Euphorie dadurch nicht bremsen: "An manchen Tagen ist es wie Urlaub", sagt er über seine Arbeitstage.

Horn hatte als technischer Bauzeichner einen Bürojob und stellte für sich fest: "Den ganzen Tag bei 30 Grad im Büro war nicht meins." Nun könne er im Sommer immer draußen sein. Der Thüngersheimer fing zunächst nebenberuflich als Rettungsschwimmer an und sattelt nun komplett um. Während der Blockschule in Lindau am Bodensee vermisst er seine Heimat, ansonsten bereut auch er die Entscheidung nicht: "Familien, Kinder und selbst Erwachsene lachen zu sehen", das mache den Job für ihn aus. Schwieriger seien Situationen, in denen er streng mit den Badegästen sein müsse.

Die Hoffnung der Stadtverwaltung liegt ebenfalls auf den beiden Azubis. Trotzdem läuft weiterhin die Suche nach einer oder einem Fachangestellten für Bäderbetriebe. Der Fachkräftemangel sei in diesem Bereich sehr ausgeprägt, erklärt Uli Heck, Geschäftsführender Beamter der Stadt Karlstadt. Auch persönliche Entscheidungen der derzeit Beschäftigten können sich ergeben, sodass eine seriöse Aussage zur personellen Situation im nächsten Jahr aktuell nicht möglich sei. 

Grundsätzlich ist Ittensohn trotz des geschlossenen Dienstags mit der Saison zufrieden. Heck spricht sogar rein rechnerisch von ähnlichen Besucherzahlen in der Saison 2024 und 2023. Rechnet man einen Tag pro Woche heraus, waren im Jahr 2023 von 1. Mai bis 21. August 78.430 Personen im Bad, im gleichen Zeitraum 2024 mit geschlossenem Dienstag 78.594 Personen. Zählt man 2023 jedoch alle geöffneten Freibadtage bis 21. August, macht sich der geschlossene Dienstag bemerkbar: Tatsächlich waren es bis zum Stichtag vergangenes Jahr insgesamt 96.144 Besucherinnen und Besucher.

Betreiber des Freibadbistros hadert mit dem geschlossenen Tag

Neben dem Schließtag macht Heck auch das Wetter für die knapp 20.000 Besucher weniger verantwortlich. Einen Trumpf hat die Saison 2024 jedoch in der Hand: Der besucherstärkste Tag zählt in diesem Jahr 2834 Gäste und stellt damit den stärksten Tag 2023 mit 2592 Gästen in den Schatten. "Wir gehen davon aus, dass wir das Jahr 2023 nicht 'einholen' werden, was die Gesamtbesucherzahlen betrifft, sind aber mit dem aktuellen Verlauf unter den gegebenen Vorzeichen doch zufrieden", so Heck.

Seit dem geschlossenen Dienstag merkt Ittensohn, dass montags und mittwochs mehr Leute im Bad seien. Nicht alle Badegäste weichen allerdings auf die anderen Wochentage aus: Die umliegenden Freibäder hätten den Tag ebenfalls gemerkt, weil die Badegäste statt nach Karlstadt zu gehen dorthin ausgewichen seien, weiß die Betriebsleiterin.

Schwer getroffen vom geschlossenen Dienstag war das Bistro im Freibad, sagt Betreiber Manfred Keller. Er fragt sich sogar, ob der den Pachtvertrag verlängern wird. "Ich mache mir schon Gedanken, ich habe auch schon einen Plan B", sagt Keller. Spätestens im Oktober muss er die Entscheidung fix treffen. Keller betreibt seit sieben Jahren das Freibadbistro. 

 
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Kommentare
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  • Werner Müller
    Vielleicht sollte man wie in allen Bereichen auch einmal das "Kranksein" analysieren. Für mich ist das heutzutage ein "Persilschein", der die anderen Beschäftigten vor erhebliche Probleme stellt. Wann ist man eigentlich krank? Ist "Kranksein" nicht eine Ungererchtigkeit gegenüber denen, die aus ernsthaften Gründen wirklich erkrankt sind und ein gesellschaftlich tolerierte Unart? Wie weit soll denn unsere "Work-Life-Balance" noch gehen? Auf der anderen Seite muss man sich auch die Frage stellen, wie attraktiv und lukrativ der ö. D., insbesondere im Angestelltenbereich, überhaupt noch ist. In jungen Jahren euphorisch zu sein, das verstehe ich, man wird alllerdings auch älter.....
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  • Helga Scherendorn
    ich war in den letzten 40 Berufsjahren an insgesamt 7 Tagen krank, da war es eine Verletzung und ich konnte nicht gehen, Was heutzutage alles krank macht, ist unter aller Kanone!
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