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Aschfeld
Eine Zeitreise für Kinder: Kinderführung in der historischen Kirchenburg Aschfeld
Ein Feuerwehr-Horn statt Sirene und Tafeln statt Schulhefte: In der Kirchburg können Kinder eine Zeitreise vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert machen.
Lore Göbel erklärt den Schülern, wie der Unterricht früher war.
Foto: Hannah Staus | Lore Göbel erklärt den Schülern, wie der Unterricht früher war.
Hannah Staus
 |  aktualisiert: 03.09.2023 03:48 Uhr

Wenn Lore Göbel in den Sommerferien geheimnisvolle Tore öffnet, dann entdecken ganz Junge etwas ganz Altes. Lore Göbel gibt Führungen auf der Kirchburg in Aschfeld. Oft kommen Schiffstouristen aus Würzburg. Für die Sommerferien hat sie sich jedoch etwas ganz Besonderes ausgedacht: Eine Kinderführung durch die historische Burg zum Staunen, Anfassen und sogar zum Schmecken.

An diesem Freitag sind sieben Schulkinder gekommen. Sechs Jungen und ein Mädchen. Sie alle kommen aus dem Umfeld von Aschfeld. Doch was genau sich hinter den vielen Türen der Burg erwartet, wissen die meisten noch nicht.

Deshalb beginnt Lore Göbel auch gleich mit einem Highlight für die Kinder. Hinter einer der Kellertüren versteckt sich die historische Feuerwehr. Die Kinder eilen schon mal die Treppen hinunter, während die 88-Jährige noch die beiden Türhälften richtig aufzieht, damit ein bisschen Licht in den Keller dringen kann. Drinnen dürfen die Kinder alte Feuerwehrhelme und -mützen ausprobieren. Und zumindest die Mützen erkennen manche der Jungs wieder, denn drei von ihnen wollen selbst einmal zur Feuerwehr.

Die Kinder dürfen historische Feuerwehrhelme und -mützen in der Kirchburg Aschfeld aufprobieren.
Foto: Hannah Staus | Die Kinder dürfen historische Feuerwehrhelme und -mützen in der Kirchburg Aschfeld aufprobieren.

Auch die Sirene dürfen sie mal ertönen lassen. Tapfer pustet einer der Schüler in ein Horn. Doch auch wenn es tatsächlich Töne von sich gibt, wecken könnte man damit niemanden, da fehlt es den angehenden Feuerwehrschützlingen noch an Übung. Trotzdem können sich die Kinder auf eine Sache einigen. Auch wenn früher das Wasser noch per Hand gepumpt werden musste, "die Autos früher waren cooler."

Alte Zahnarztinstrumente

Im nächsten Raum wundern sich die kleinen Besucher über die alten Zahnarztinstrumente. Eine Spritze reiht sich dort an die nächste. In der Baderstube entdecken die Kinder jedoch noch mehr. Echte Zähne liegen da! Gleich neben einer Haarschneidemaschine. "Soll ich jemandem die Haare schneiden?", bietet Lore Göbel an. Da weichen die Kinder lieber einen Schritt zurück: "Ich will meine Haare lieber behalten!" Außerdem gibt es noch so viel zu entdecken. Ist das ein Blutzuckermessgerät oder doch ein Handyhalter? Die Schüler sind sich nicht sicher.

Die historischen Waffen in der Kirchburg begeistern die jungen Besucher.
Foto: Hannah Staus | Die historischen Waffen in der Kirchburg begeistern die jungen Besucher.

Und auch im nächsten Raum kommt es zu heißen Diskussionen. Im Wehrturm hängen verschiedenste Speere, neben Gewehren und alten Messern. Doch am meisten fasziniert die Jungs ein Morgenstern, den sie unauffällig zwischen den Speeren versteckt finden. Doch warum hatten die Bauern einen Morgenstern und warum heißt die Waffe mit den Stacheln überhaupt Morgenstern? Kreisten den Menschen, wie im Comic, Sterne über dem Kopf, wenn sie damit geschlagen wurden? Die Theorien werden wild diskutiert, bis Lore Göbel sie in den nächsten Raum ruft, die Schule.

"Oh mein Gott, wie schreiben die denn?", entfährt es einem der jungen Besucher, als er versucht, das Schönschrift-ABC zu entziffern. Lore Göbel erklärt ihnen, wie schwierig es damals war zu lernen, da es gar keine Hefte gab, in denen sie das Gelernte hätten notieren können. Doch die Kinder hören kaum zu. Es gibt zu viel zu entdecken, wie beispielsweise ein mysteriöses Loch in jedem der Schreibtische. "Und wann waren die Ferien?", ruft es aus der letzten Reihe. "Sommerferien hatten wir wie ihr auch. Aber wir mussten in der Zeit auf dem Feld arbeiten", erklärt Lore Göbel. "Aber das ist doch Kinderarbeit!", ruft eines der Kinder. "Das war damals aber so", sagt Lore Göbel.

Apfelsaft statt Schnaps

Nach der Schule gibt es eine kleine Pause in der Schnapsbrennerei. In kleinen Schnapsgläsern bietet die Seniorin den Kindern Erfrischungen an. Noch bevor sie aufklären kann, dass es sich dabei natürlich nicht um echten Schnaps, sondern um ganz normalen Apfelsaft handelt, rufen die ersten Kinder schon: "Ich nehm einen!". Neben den Getränken hat Lore Göbel noch etwas Besonderes für die Kinder vorbereitet: Schmetterling-Plätzchen nach einem Rezept von 1928.

Die Kirchburg in Aschfeld ist umringt von 21 Gaden, in denen nun das Museum untergebracht ist.
Foto: Hannah Staus | Die Kirchburg in Aschfeld ist umringt von 21 Gaden, in denen nun das Museum untergebracht ist.

Nach der kleinen Stärkung geht es für die Gruppe in die Kinderstube. Dort kommen die Kinder beim Einblick so mancher Pumpen ins Kichern: "Die hat ja riesige Augen! Die verfolgen einen ja richtig! Voll gruselig." Doch die Gruselbegegnung hält nicht lange an, denn es gibt noch so viel mehr zu entdecken. Im Sekundentakt rufen die Kinder ihren Freunden etwas zu und zeigen auf eine neue Entdeckung. Bei so viel Neuem ist Lore Göbel erstaunt, dass die Kinder ausgerechnet ihre Geschichte, dass das Christkind früher die Spielsachen nach Dreikönig wieder mitgenommen hat, schon kennen.

Nach rund einer Stunde ist das Abenteuer Zeitreise für die Schüler wieder vorbei. Sie gehen jedoch nicht nur klüger, sondern auch reicher nach Hause. Jeder von ihnen darf sich eine alte Reichsbanknote mit nach Hause nehmen. Da staunen die Kinder nicht schlecht, als sie 1.000er, 5.000er und sogar 100.000er-Scheine in der Hand halten. "Jetzt seid ihr reiche Jungen und Mädchen", verabschiedet Lore Göbel die sieben Kinder in ihre restlichen Ferien.

 
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