
Als sich Gabriele (63) und Kemal Sancak (66) 1992 in Würzburg kennenlernten, sah zunächst alles nach einer glücklichen Zukunft aus. Als Eisenflechter arbeitete Kemal Sancak damals in Deutschland auf dem Bau, erzählt seine heutige Frau im Gespräch mit dieser Redaktion. Nachdem sie bereits einige Jahre zusammen waren, der Schock: Sancak erhielt keine Aufenthaltserlaubnis mehr und musste in die Türkei, nach Istanbul, zurückkehren.
Alles sei damals sehr schnell gegangen, berichtet Gabriele Sancak. Was dann folgte, zehrte an den Kräften des Paares: Häufige Reisen in die Türkei und damit einhergehend hohe Kosten. Für die heute 63-Jährige stand jedoch fest: um ihren Mann so oft wie möglich in der Türkei sehen zu können, musste sie nun besonders viel arbeiten.
Heute sind Gabriele Sancak Erleichterung und Freude anzusehen. Nach Jahren des Wartens will sich das Ehepaar, das in Retzbach lebt, nun endlich seinen Traum erfüllen: die langersehnte große Hochzeitsfeier, mit Segen. Das Ehesakrament zu erhalten ist zwar nicht möglich, da Gabriele und Kemal Sancak unterschiedlichen Religionen angehören. Doch das halte sie nicht von ihrer Feier ab, sagen die beiden.
Hohe Hürden für die Ehe von Gabriele und Kemal Sancak
Standesamtlich verheiratet sind die beiden bereits seit Mai 2000. Für damals 100 Deutsche Mark wurden sie bei einer Urlaubsreise in der Türkei getraut. Ganz spontan. Denn darüber, dass sie heiraten möchten, waren sich beide einig. Und der Zeitpunkt schien perfekt. Ihr Mann besorgte die Papiere, die noch vom Standesamt geprüft werden mussten. Der Antrag war bereits zuvor gestellt worden. Ursprünglich sei nicht geplant gewesen, genau in diesem Urlaub zu heiraten, sagt die Retzbacherin. Doch der Standesbeamte habe angeboten, sie auf der Stelle zu trauen.
"Die Erleichterung und das Aufatmen nach langem Warten können nicht in Worte gefasst werden", beschreibt Gabriele Sancak die Situation vor 25 Jahren. Da zur Hochzeit zwei Trauzeugen benötigt wurden, habe ihr Mann einfach zwei wildfremde Männer darum gebeten, die sich zufällig zur selben Zeit auf dem Flur des Rathauses aufhielten. Die beiden stimmten ein, sodass das Paar heiraten konnte.

Noch in der Nacht der standesamtlichen Hochzeit ging Gabriele Sancaks Flug zurück nach Deutschland. Die Entfernung sei unerträglich gewesen, doch ebenso groß die Zuversicht darüber, dass Kemal innerhalb der nächsten drei Monate ein Einreisevisum bekommen würde.
Statt drei Monate warteten die beiden jedoch sechs Jahre lang auf das Visum. Auch, weil die Hochzeit juristisch lange als "Scheinehe" galt, berichtet Gabriele Sancak. Die Freude und Hoffnung auf die so lang ersehnte Hochzeitsfeier sei ihnen mit der langen Zeit des Wartens vergangen. Zudem folgten weitere Schicksalsschläge: Eine hohe Summe an Schulden, auch aufgrund des unerfüllten Kinderwunsches, musste geschultert werden. Am zehnten Hochzeitstag wurde bei Gabriele Sancak dann eine unheilbare Autoimmunerkrankung diagnostiziert.
Eine außergewöhnliche Hochzeitsfeier zur Silberhochzeit
Das Ehepaar gab so schnell jedoch nicht auf, denn heute steht für die beiden fest: Die Hochzeitsfeier wird stattfinden. "Vor zwei Jahren entstand die Idee, am 25. Hochzeitstag alles ganz groß nachzuholen", sagt Gabriele Sancak freudestrahlend. Der Termin am 24. Mai steht, Einladungskarten wurden liebevoll gestaltet und bereits verschickt.
"Jetzt holen wir alles nach. Nach 25 Jahren, mit einer riesigen Hochzeitsfeier in unserer Wallfahrtskirche in Retzbach, ganz in weiß und mit Mega-Party im Beduinenzelt und Saal. Mit DJ, Bauchtänzerinnen und zwei echten Trauzeuginnen und -zeugen", freut sich Gabriele Sancak. Etwa 50 Gäste seien eingeladen, wobei der Sektempfang nach der Kirche natürlich nicht fehlen dürfe.