Der Tod eines 14-Jährigen, vermutlich durch die Hand eines Mitschülers, hat den Fokus auf die Jugendszene in Lohr gerichtet. In der Stadt gebe es nichts für Jugendliche, die Stadt kümmere sich nicht, es gebe Drogen- und Gewaltprobleme, hat ein 17-Jähriger kurz nach der Tat einem Internetjournal gegenüber gesagt.
Seitdem wird unter anderem in den sozialen Medien viel diskutiert, was für Jugendliche getan werden sollte – und von wem. Die Stadt stellt das Thema in den Fokus einer Diskussionsrunde am 25. Oktober ab 19.30 Uhr in der Stadthalle, im Anschluss an die Bürgerversammlung.
Einen guten Draht zur Jugend in Lohr hat Mathilde Lembach. Die heutige Stadt- und Kreisrätin hat viele Jahre als Pädagogin im örtlichen Jugendzentrum gearbeitet und Generationen von Jugendlichen begleitet. Redakteurin Lena Schwaiger ist mit ihr durch die Stadt gegangen, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.
Treffpunkt: Städtische Anlage
In der städtischen Anlage trifft sich eine große Gruppe Jungen und Mädchen an einem Tisch mit Bänken neben der Bücher-Telefonzelle, gegenüber des Rewe. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen – einzelne gesellen sich zur Gruppe, mit Getränken und Chips aus dem Supermarkt, andere verabschieden sich nach Hause oder für eine Runde durch die Stadt. 15 bis 20 Jugendliche um die 15 treffen sich hier. Im Sommer täglich. Im Winter seien sie ins Parkhaus ausgewichen, erzählen sie.
Als Mathilde Lembach sie fragt, was sie sich für Lohr wünschen, ist ein geheizter Raum, in dem sie sich treffen könnten, eine der ersten Antworten. Es müsse nichts Besonderes sein, nur ein Raum mit stabiler Ausstattung, den man mieten könnte und wo man niemanden in der Nachbarschaft störe.
Vorhandenes zu weit weg
Die alte Tanzschule am Kirchplatz schwebt ihnen vor. Das Jugendzentrum kennen die Jugendlichen zwar, meinen aber, das sei nicht das Richtige. Zu viele Jüngere, zu weit draußen, zu alt. Vom Bauwagen der Stadt im Sandfeld haben sie zwar gehört, haben ihn aber noch nie genutzt. Zu weit weg, um zu Fuß dorthin zu gehen, sind sie sich einig.
"Ein Boxautomat" fällt einem Jungen als Anschaffung für die Stadt ein, ähnlich dem "Hau-den-Lukas" auf der Festwoche. Dort könnten die Jugendlichen ihre Aggressivität abreagieren und wären beschäftigt, wird argumentiert. Außerdem hätte die Stadt Einnahmen aus dem Gerät, was wieder andere Projekte für Jugendliche finanzieren könnte. Ein Mädchen wünscht sich eine Tischtennisplatte in der Anlage, möglichst stabil.
Kino und Raum für Feiern
Mathilde Lembach lädt die Jugendlichen zur Bürgerversammlung am 25. Oktober ein. Dort hätten sie die Möglichkeit, ihre Wünsche vorzubringen und ihre Meinung zu sagen. Zwei Mädchen notieren den Termin. Argumentieren könne sie gut, das habe sie in der Schule gelernt, meint eine von ihnen.
In der Fußgängerzone sitzen zwei Mädchen um die 16 mit ihren Familien auf einer Bank. Was sie sich für Lohr wünschen würden? Im ersten Moment fällt den beiden Mädchen wenig ein. "Ein Kino" meint schließlich die eine. Von den Filmvorführungen im Mehlingskeller, auf die die Mutter der anderen sie hinweist, hat sie noch nie gehört. Einen Raum, den man für Geburtstage mieten kann, fände die andere nicht schlecht. Für einen Kindergeburtstag hatte sie schon mal das Juze gemietet.
Am Skaterplatz fahren einige junge Männer Skateboard. Sie haben klare Vorstellungen, was in Lohr besser werden könnte: Ein neuer Belag für den Skaterplatz und neue Elemente. Am besten als Ganzes in Beton gegossen. Der raue Asphalt, der aktuell auf dem Boden liegt, mache die Boards kaputt. Außerdem fänden sie eine Calisthenics-Gerüst, also ein Klettergerüst für Erwachsene, auf dem man Klimmzüge und Dips trainieren kann, gut. Das brauche nicht viel Platz und könnte auf einer der grünen Inseln des Skaterplatzes installiert werden. Eine Bürgerversammlung, auf der sie diese Wünsche äußern können? Das interessiert sie, sie notieren den Termin.