
Der Lebensweg von Eberhard Sinner ist eng verflochten mit der europäischen Nachkriegsgeschichte. Am Mittwoch feierte der frühere Staatsminister in Lohr (Lkr. Main-Spessart) mit einem Dankgottesdienst in der Kirche St. Michael und einem Empfang im Pfarrzentrum seinen 80. Geburtstag.
Neben Familie und Freunden waren viele politische Weggefährten gekommen, darunter aktuelle und frühere CSU-Abgeordnetenkollegen wie Hans Michelbach, Wolfgang Zöller (beide Bundestag), Henning Kaul, Steffen Vogel und Thorsten Schwab (alle Landtag) sowie Kommunalpolitiker wie Landrätin Sabine Sitter (CSU), ihr Vorgänger Thomas Schiebel (FW) und mehrere Bürgermeister aus dem Landkreis Main-Spessart.

Reden und Grußworte von anderen hatte sich das Geburtstagskind ausdrücklich verbeten, nur er selbst sprach zu den Gästen - und erinnerte daran, wie privilegiert seine Generation erwachsen geworden ist. Geboren noch in den Trümmern des Zweiten Weltkriegs, habe er eine lange Friedensperiode in Europa erlebt - und an politisch verantwortlicher Stelle mitgestalten dürfen. Immerhin fast acht Jahre war Eberhard Sinner Minister in Bayern.
Eberhard Sinner bangt um Versöhnungsprojekt
Nationalisten drohten, den Frieden in Europa wieder zunichtezumachen. Sinner appellierte dagegen: "Europa braucht Fahnenträger, nicht Fahnenflüchtige." Besonders schmerzlich empfindet der Jubilar, dass das über viele Jahre von ihm vorangetriebene Versöhnungsprojekt, die deutsch-russische Friedenskapelle Rossoschka auf dem ehemaligen Schlachtfeld von Stalingrad, derzeit ihren Zweck als Ost-West-Begegnungsstätte nicht erfüllen kann. Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine verhindere jegliche offizielle Kontaktaufnahme mit den russischen Partnern.
Es sei sein großer Wunsch, so Sinner zu seinen Gästen, die Kapelle noch einmal in seinem Leben gemeinsam mit Ehefrau Uta besuchen zu können.
Die Bemühungen des 80-Jährigen um Versöhnung zwischen den einst verfeindeten Völkern in Europa stellte auch der evangelische Pfarrer Steffen Lübke in den Mittelpunkt seiner Predigt. Sinner sei als Mensch und Politiker immer ein Brückenbauer gewesen. Lübke gestaltete den ökumenischen Gottesdienst gemeinsam mit seinem katholischen Amtsbruder Manfred Hock.

Für ein Geburtstagsständchen sorgten die Jagdhornbläser der Kreisgruppe Lohr im bayerischen Jagdschutz- und Jägerverband. Sinner ist selbst aktiver Jäger. Das Wildschwein, das den Gästen als Gulasch zum Essen serviert wurde, hat er in Rothenfels selbst geschossen.