
Seit zehn Jahren arbeiten 14 Gemeinden als Verein in der Kommunalen Allianz Raum Marktheidenfeld zusammen. Was es mit dem Zusammenschluss auf sich hat, warum in der Öffentlichkeit nicht alle Aktivitäten bekannt werden, aber die Bürgerinnen und Bürger davon profitieren, erklärt Umsetzungsbegleiterin Alexa Sigmund.
Sie ist die einzige Angestellte des Vereins. Ihre Aufgabe ist es, die Zusammenarbeit zu koordinieren, Projekte zu begleiten und Anregungen entgegenzunehmen. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zur Kommunalen Allianz Raum Marktheidenfeld.
Wie profitieren die Bürger von der Kommunalen Allianz?
Es gibt das jährlich stattfindende Ferienprogramm für Kinder, das der Verein für die Mitgliedsgemeinden organisiert. In einem gemeinsamen Veranstaltungs- und Freizeitkalender findet man gebündelt alle Informationen für die Region. Sigmund erklärt, dass es mitunter schwierig sei, die Bürgerinnen und Bürger direkt an den Belangen der Kommunalen Allianz teilhaben zu lassen. Sie wünscht sich für die Zukunft, dass es mehr Projekte gibt, "die jeder sieht".

Welche Aufgaben hat der Verein, die nicht unmittelbar die Bürger betreffen?
Die Kommunale Allianz Raum Marktheidenfeld übernimmt viele kommunalpolitische Pflichtaufgaben, die Bürgerinnen und Bürger nicht direkt betreffen. "Zum Beispiel beim Thema Datenschutz und Informationssicherheit arbeiten elf der 14 beteiligten Kommunen zusammen", so Sigmund.
Warum geht nicht jede Gemeinde für sich solche Themen an?
Wenn die beteiligten Gemeinden als eine große Einheit agieren, erhielten ihre Interessen mehr Gewicht, so Sigmund, und durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit könnten größere Projekte verwirklicht werden. Die Gemeinden teilen sich sowohl Verantwortung als auch Finanzierungsrisiken. So können Herausforderungen wie Finanzknappheit, Standortwettbewerb oder der stetige Aufgabenzuwachs, die viele Gemeinden gleichermaßen betreffen, gemeistert werden.
Wer gehört zur Kommunalen Allianz Raum Marktheidenfeld?
Der Kommunalen Allianz Raum Marktheidenfeld gehören die Stadt Marktheidenfeld sowie die umliegenden Orte der Verwaltungsgemeinschaften Kreuzwertheim (Hasloch, Kreuzwertheim und Schollbrunn) und Marktheidenfeld (Birkenfeld, Bischbrunn, Erlenbach, Esselbach, Hafenlohr, Karbach, Roden, Rothenfels und Urspringen) sowie der Markt Triefenstein an.
In welchen Bereichen arbeiten die Gemeinden zusammen?
Die Kommunale Allianz Raum Marktheidenfeld hat sich vorgenommen, zukünftig vor allem bei den Themenfeldern Mobilität, medizinische Versorgung sowie Freizeit/Erholung noch intensiver als bisher zusammenzuarbeiten. Unter anderem auch die Zusammenarbeit in kommunalen Angelegenheiten spielt eine wichtige Rolle. "Neben den Projekten ist vor allem auch der Austausch zwischen den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sowie den Verwaltungen einfacher. Denn letztlich haben alle mit den gleichen Herausforderungen zu tun", sagt Sigmund.
Allerdings, so die Umsetzungsbegleiterin, gebe es auch Bereiche, in denen eine Zusammenarbeit unter Umständen nicht möglich ist, etwa weil der Verein an seine finanziellen Grenzen stößt. Als Beispiel nennt sie den oft genannten Wunsch nach Radwegen. Auch wenn diese vom Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken (ALE) gefördert werden, kosten sie Geld. "Geld, das in allen Kommunen knapp ist", so Sigmund.
Wer entscheidet, wie die Gemeinden in der Kommunalen Allianz zusammenarbeiten?
Der Vereinsvorstand besteht aus jeweils einem Vertreter der Stadt Marktheidenfeld, den Verwaltungsgemeinschaften Kreuzwertheim und Marktheidenfeld sowie des Markt Triefenstein. Etwa alle acht Wochen kommen die Bürgermeister zu einer Lenkungsgruppensitzung zusammen und beraten über Themen und Projekte. Diese präsentieren sie dann ihrem Stadt- beziehungsweise Gemeinderat. Dort wird über eine Beteiligung entschieden.
Wer gab den Anstoß zur Gründung des Vereins und wie entwickelte er sich?
Der Zusammenschluss wurde vom ALE initiiert. Mit dessen Unterstützung haben die Mitgliedsgemeinden 2015 ihre Handlungsfelder und Ziele definiert und in einem Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept (ILEK) festgehalten. Die Kommunale Allianz wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
In den ersten drei Jahren wurde ein umfangreiches Konzept erstellt. Das Konzept musste vom ALE genehmigt werden. Ab 2017 wurde die Stelle eines Projektmanagers, eine sogenannte Umsetzungsbegleitung, geschaffen.
Was wurde bisher erreicht?
Bisher habe man einige Projekte angestoßen, so Sigmund. Sie erklärt beispielsweise das sogenannte Kernwegekonzept oder die Einführung von strukturierten Datenbanksystemen zur Digitalisierung der Verwaltungsaufgaben im Kultur- und Freizeitbereich.
Seit 2020 stehen im Rahmen des Regionalbudgets jährlich 100.000 Euro für Projektideen zur Verfügung. Im laufenden Jahr wurden zum Beispiel ein überdimensionales Insektenhotel in Lengfurt ebenso gefördert wie die Dorfplatzgestaltung in Ansbach und Hafenlohr, ein barrierefrei zugänglicher Bewegungspark in Hasloch, kostenlos ausleihbare Lastenfahrräder in Marktheidenfeld oder ein Kinderführer für die Burg Rothenfels.
Wie geht es weiter?
Aktuell läuft der Förderaufruf für das Regionalbudget 2025. Noch bis zum 28. Februar 2025 können sich Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Projekt bewerben.
"Wir haben im vergangenen Jahr die zweite Förderperiode der Zusammenarbeit abgeschlossen und evaluiert, sodass aktuell das Konzept für die nächsten fünf Jahre fortgeschrieben wird", erklärt Sigmund. Was hat die Allianz in den vergangenen Jahren angestoßen? Sind die Gemeinden zufrieden mit der bisherigen Zusammenarbeit, wollen sie auch weiterhin zusammenarbeiten? Dazu fand ein Workshop mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern statt und in Fokusgruppen wurden Ideen zu den drei großen Themenfeldern Mobilität, medizinische Versorgung sowie Freizeit/Erholung wurden Projektideen besprochen.
Ist die Kommunale Allianz Raum Marktheidenfeld ein Erfolgsmodell?
Der Vorsitzende der Kommunalen Allianz Raum Marktheidenfeld, Thomas Stamm, sagt: "Ja." Er betont den großen Nutzen der Zusammenarbeit, den der Verein für die beteiligten Gemeinden habe. Die Vereine, Organisationen sowie Bürgerinnen und Bürger profitieren in erster Linie von dem Regionalbudget. "Vieles, was damit unterstützt wird, würde man sonst nicht umsetzen", sagt Stamm. Er sei froh, dass der Freistaat Bayern auf diesem Weg finanzielle Mittel in den ländlichen Raum bringt und das Geld direkt ankommt.