
Was soll aus dem alten Pfarrhaus, das die Stadt vor zwei Jahren samt Umgriff gekauft hat, werden? Mit dieser Frage befasste sich von Donnerstagabend bis Samstagnachmittag eine Planwerkstatt. Sie bestand aus drei Architekturbüros und interessierten Bürgern. Die erarbeiteten Ideen – Vorgabe war eine öffentliche Nutzung – wurden am Samstag im Rathaus einem gut 40-köpfigen Publikum vorgestellt.
Das Areal, um das es geht, ist 1750 Quadratmeter groß. Es beinhaltet das 244 Jahre alte denkmalgeschützte alte Pfarrhaus, das an der Obertorstraße direkt gegenüber der St.-Laurentius-Kirche steht, den ehemaligen Pfarrgarten in Form einer großen Grünfläche sowie ein Gebäude an der Herrngasse. Die drei Architekturbüros, die mit insgesamt 13 Leuten vertreten waren, brachten folgende Ideen ein:
Darmstädter Büro könnte sich Café im Pfarrhaus vorstellen
Geht es nach dem Büro Harald Neu (Darmstadt), soll das alte Pfarrhaus seinen Hauptzugang von der Obertorstraße her bekommen. Für Barrierefreiheit soll ein Aufzug durch alle Geschosse installiert werden. Das Erdgeschoss soll ein kleines Café erhalten und als Mehrgenerationen-Treffpunkt dienen. Das Obergeschoss soll von der Musikschule und für kleine Konzerte genutzt werden. Für das Dachgeschoss sind lediglich temporäre Nutzungen vorgesehen. Den Gewölbekeller unter dem alten Pfarrhaus könnte sich das Büro Neu für Musikveranstaltungen vorstellen, beispielsweise als Jazzkeller.
Das nicht denkmalgeschützte Gebäude an der Herrngasse soll saniert und mit einem Anbau versehen werden. Es könnte als kleines Biker-Hotel genutzt werden. Wo einst die heute nicht mehr vorhandene Pfarrscheune stand, könnte ein relativ flexibel nutzbarer Neubau entstehen, der durchlässig und transparent gestaltet werden soll. Der dort vorhandene kleine Gewölbekeller könnte für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden.

Der ehemalige Pfarrgarten soll als Lehrgarten genutzt werden, weshalb in dem Neubau auf der Fläche der ehemaligen Pfarrscheune auch eine Lehrküche eingerichtet werden soll. Der Garten soll auch für private Veranstaltungen gemietet werden können.
Büro Redelbach wäre auch für Café, aber für Abriss des Herrngassen-Gebäudes
Das Marktheidenfelder Architekturbüro Georg Redelbach möchte das alte Pfarrhaus zum öffentlichen Raum hin durch einen Stadtbalkon (eine Art Terrasse) öffnen. Im Erdgeschoss könnte ein kleines Café und ein WC entstehen. Im Obergeschoss, das über einen Aufzug barrierefrei angebunden werden soll, sind flexible Räume für die Volkshochschule, für Vereine sowie zur Vermietung vorgesehen.
Das Gebäude an der Herrngasse soll durch ein neues Gebäude ersetzt werden, das für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen genutzt werden könnte. Der historische Gewölbekeller könnte mit einem leichten Sommerdach überbaut werden; dort könnten dann kleine Sommerfeste mit Tanz und Spiel stattfinden. Der ehemalige Pfarrgarten soll ein offener und ruhiger Bürgergarten sein.
Büro Gruber, Hettiger, Haus sieht Herrngassen-Gebäude als ortsbildprägend
Wenn es nach dem Büro Gruber, Hettiger, Haus (Marktheidenfeld und Karlstadt) geht, soll das alte Pfarrhaus denkmalgerecht saniert werden. Man werde versuchen, die Räume durch Herausnahme von Wänden zu öffnen. Genutzt werden soll das Gebäude für kulturelle Veranstaltungen und Begegnungen. Weil auch das Dachgeschoss mitgenutzt werden soll, soll ein Aufzug bis ganz hinauf gehen. Das Erdgeschoss soll mit einer Rampe mit sechs Prozent Steigung barrierefrei werden.
Das Gebäude an der Herrngasse, könnte als Torhaus zum Garten dienen. Es sei ortsbildprägend und von daher erhaltenswert, hieß es. Aber man müsse auch ehrlich sagen, dass es in einem schlechten Zustand sei. Dort, wo einst die Pfarrscheune stand, könnte in einem Neubau ein größerer Mehrzweckraum entstehen, der zum Garten hin geöffnet werden könnte. Genutzt werden könnte dieser Raum für Konzerte, Vorträge oder auch von verschiedenen Gruppen.
Der Garten soll Rasen- und Blumenflächen haben und die bestehenden Bäume sollen erhalten bleiben. Zudem soll mit weiteren Bäumen eine Art Pavillon als Schattenspender geschaffen werden. Die vorhandene Mauer soll entfernt werden.
Im Mai soll eine Jury über die drei Vorschläge beraten und Empfehlung abgeben
Bürgermeister Thomas Stamm freute sich über das große Interesse der Bevölkerung am Areal des alten Pfarrhauses und dankte allen am Prozess Beteiligten. "Gute Ideen haben wir jetzt", meinte er abschließend.
Doch wie geht es jetzt weiter? Die Architekturbüros werden ihre Ideen bis 21. April weiter ausarbeiten. Am 6. Mai wird eine Jury über die drei Vorschläge beraten und auch eine Empfehlung abgeben. Im Anschluss daran bekommt der Stadtrat das Ganze vorgestellt; dann muss er über das weitere Vorgehen beschließen.