Die Bodelschwinghstraße ist die wohl wichtigste Nord-Süd-Verbindung Karlstadts östlich der Bundesstraße. Auch für Wasser und Abwasser ist der dortige Mischwasserkanal eine bedeutende Ader – eine, die überlastet ist. Bevor der Kollaps droht, also die Überflutung dieser und benachbarter Straßen, muss ein Bypass gelegt werden.
Stadtwerkeleiter Klemens Albert skizzierte die Pläne zur Ertüchtigung des Kanals bereits im März, am Dienstag sollte Diplom-Ingenieur Hans-Ulrich Hoßfeld vom Büro Hossfeld & Fischer dem Werkausschuss die Entwurfsplanung vorstellen. Hoßfeld gab aber zu: "Fertig sind wir mit dem Entwurf noch nicht. Weil wir aber schnell vorankommen wollen, ist unser Besuch heute trotzdem sinnvoll." Schon im Herbst sollen die Arbeiten beginnen, "eine sehr sportliche Planung", so Hoßfeld.
Warum der Austausch der Rohre nicht infrage kommt
Das Ingenieurbüro hat das Karlstadter Kanalnetz "neu überrechnet"; die letzte derartige "Überrechnung" habe in den 80er Jahren stattgefunden. Grundsätzlich gebe es nur geringe Probleme, erklärte Hoßfeld. In der Bodelschwinghstraße, speziell im Bereich Grobenstraße bis Ostfriedhof, bestehe jedoch dringender Handlungsbedarf wegen einer "erheblichen Überlastung".
Der dortige Kanal ist der Hauptsammler für den Bereich Saupurzel, der die Abwässer Richtung Gewerbegebiet "Am Hirschfeld" und weiter zur Kläranlage leitet. Zwischen Groben- und Johann-von-Korb-Straße steige der Wasserspiegel teilweise bis zur Staßenoberkante an. Bei Starkregen kam es bereits mehrfach zum Überlauf im Gebiet Saupurzel.
Die übliche Sanierung – Ausbau des vorhandenen Rohres und Einbau eines größeren – komme nicht infrage, weil im Falle von Regen während der Bauphase "erhebliche Schäden" drohen. "Die bestehenden Rohre sind rund 50 Jahre alt, aber in gutem Zustand", sagte der Ingenieur. Der Bypass soll nun östlich der bestehenden Leitung in der Straßenmitte verlegt werden. Stellenweise werde dabei wohl auch der Gehweg beschädigt. Bereits im März sagte Klemens Albert – der am Dienstag erkrankt fehlte –, dass die Verlegung in einer Wanderbaustelle erfolgen werde. Er rechnet mit einer Gesamtbauzeit von sechs Monaten. Die Kostenprognose beläuft sich auf 450.000 Euro.
Der Werkausschuss stimmte dieser Planung einstimmig zu, das Ingenieurbüro wird die Ausschreibung vorbereiten.
Neues Verfahren im Laudenbacher Weg
Im Laudenbacher Weg muss die Trinkwasserleitung auf rund 320 Metern nach Rohrbrüchen erneuert werden. Dies wird in einem neuen Verfahren erfolgen. Beim "Berstlining" wird das bestehende Rohr von innen zerstört und unmittelbar ein neues Rohr an derselben Stelle eingezogen.
Vier Firmen gaben bei der Ausschreibung Angebote ab. Die Firma Kurt aus Chemnitz schlug als Nebengebot vor, statt der ausgeschriebenen "duktilen Gussleitung DN 100" ein "PE 100 RC Trinkwasserrohr" zu verwenden. Diese Thermoplastrohre enthalten einen Schutzmantel, sind UV-beständig und widerstandsfähig. Die Stadtwerke berücksichtigen somit dieses Nebenangebot, das mit knapp 87.000 Euro rund 12.000 Euro günstiger ist als das beste reguläre Angebot.
Kurt Deißenberger von der Tiefbau-Abteilung der Stadtwerke sagte, das neue Verfahren werde günstiger und schneller ablaufen als der gewöhnliche Ein- und Ausbau einer Gussleitung. Die Firma Kurt erhielt einstimmig den Zuschlag. Für die Erdarbeiten und anschließende Wiederherstellung der Straße durch Brand Bau aus Rieneck rechnet die Stadt mit weiteren Kosten von rund 40.000 Euro.