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Karlstadt
Diskussion um Solar-Carports in Karlstadt: Erneuerbare Energie oder unversiegelte Flächen?
Drei große Solar-Carports sollen im Bereich Leckertsgarten entstehen – allerdings nicht über den vorhandenen Stellflächen, sondern über 45 neu zu schaffenden Plätzen.
Im Bereich am Leckertsgarten sollen Solar-Carports errichtet werden. Allerdings nicht auf den vorhandenen, sondern auf neuen Stellflächen.
Foto: Tabea Goppelt | Im Bereich am Leckertsgarten sollen Solar-Carports errichtet werden. Allerdings nicht auf den vorhandenen, sondern auf neuen Stellflächen.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 16.12.2024 02:29 Uhr

Was ist den Karlstadter Stadträten und Stadträtinnen wichtiger: Solarenergie, Stadtbild oder Schutz unversiegelter Flächen? Die Idee, drei Solar-Carports mit 45 Stellplätzen im Bereich "Leckertsgarten" zu errichten, löste eine längere Diskussion im Bauausschuss aus. Zumindest ist das zu vermuten, denn der nichtöffentliche Teil vor der Sitzung dauerte 45 Minuten länger als vorgesehen. Auf Nachfrage bei der Stadt Karlstadt heißt es jedoch, dass nichtöffentlich lediglich Grundstücksangelegenheiten und Vertragsangelegenheiten mit der GenoEnergie ausführlich beraten wurden und Nachfragen zu Nachtragsangeboten zur Ortsumgehung Wiesenfeld zu behandeln waren. Im anschließenden öffentlichen Teil nahm Bürgermeister Michael Hombach auch Bezug auf Aussagen der Stadträtin Isabel Frohnapfel (CSU) zum Thema Schwammstadt; hier heißt es vonseiten der Stadt, dass der Antrag dazu noch in einer kommenden Sitzung behandelt wird.

Im öffentlichen Teil meldeten sich schließlich einige Stadträte mit Zustimmung, Gegenargumenten oder Bitten rund um die Carports. Dieser Teil der Sitzung dauerte allerdings nur rund 20 Minuten, auch nach der Sitzung schlossen sich nichtöffentliche Punkte an.

Die Idee, im Bereich der ehemaligen Gärten im Leckertsgarten weitere Stellplätze zu schaffen, ist bereits seit mehreren Jahren Thema im Stadtrat und wurde aus Gründen der Finanzierbarkeit immer wieder verschoben, trug der Bürgermeister vor. Nun habe die Genossenschaft GenoEnergie Karlstadt die Initiative ergriffen und ließ vom Planungsbüro Rüdiger Amthor einen Entwurf erstellen. 

Visualisierung der geplanten Carports auf der leeren Fläche zwischen Johann-Schöner-Straße und B 27, etwas versteckt hinter dem Jugendzentrum und Wohngebäuden.
Foto: Ingenieurbüro Rüdiger Amthor | Visualisierung der geplanten Carports auf der leeren Fläche zwischen Johann-Schöner-Straße und B 27, etwas versteckt hinter dem Jugendzentrum und Wohngebäuden.

Die baurechtliche Beurteilung der Stadtverwaltung fiel positiv aus: Die geplanten Gebäude fügen sich in die vorhandene Bebauung ein, verlas der Bürgermeister, notwendige Abstandsflächen werden eingehalten. Die Flächen liegen unmittelbar an den Bundesstraßen und in der Nähe der Bahnstrecke. Die Carports sollen 5,40 Meter tief und jeder Stellplatz 2,75 Meter breit sein. Das Pultdach, auf das die Solarmodule montiert werden können, ist im 20 Grad Winkel geneigt und die Wände sind somit zwischen knapp 3 Metern und 4,85 Metern hoch. Nur die Fahrspur soll asphaltiert werden, die Stellplätze geschottert.

Pendlerparkplätze mit Blick auf die Nutzung der Bahn

Der erzeugte Strom kann ins Netz eingespeist, an parkende E-Autos verkauft oder an gewerbliche Nutzer in der Umgebung von 4,5 Kilometern Luftlinie verkauft werden, zählte Rüdiger die Nutzungsmöglichkeiten auf. Eine 120 Meter lange Leitung soll dazu an die Trafostation "Gaswerk" hinter dem Rathaus verlegt werden.

Anzeige für den Anbieter Google Maps über den Consent-Anbieter verweigert

"Es soll ein bisschen ein Vorzeigeprojekt für die Stadt Karlstadt sein, wie man Strom vor Ort produzieren kann, ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln", sagte Amthor. Dabei beziehen sich die Planungen nicht auf die vorhandenen 90 Stellplätze, sondern auf die mit Wildwuchs bedeckte Fläche dahinter. Da die Stadt dort aber seit längerem Pendlerparkplätze plane, handele es sich nicht um zusätzliche versiegelte Fläche. Mit der Umsetzung des Projekts rechnet Amthor in der zweiten Jahreshälfte 2025.

"Es soll ein Beispielobjekt sein für andere Parkplatzbetreiber", sagte auch der Bürgermeister. Die Parkplätze um den Leckertsgarten, die Gemündener Straße und die Nordbrücke seien stark frequentiert. Auf dem Hegewaldgelände seien etwa 80 Parkplätze vorhanden, die bei einer Umnutzung wegfallen könnten, und auch auf der Alten Mainbrücke sollen im Zuge des Radverkehrskonzepts Parkplätze wegfallen. "Es wird eine Verschiebung geben, wo die Menschen ihr Fahrzeug abstellen. Da ist es unsere Aufgabe, die entsprechenden Möglichkeiten zu schaffen", sagt Hombach.

"Wir wollen, dass die Menschen auf den öffentlichen Verkehr umsteigen", stellte er klar. Doch viele Leute aus den Stadtteilen würden mit dem Auto zum Bahnhof kommen. Durch die GenoEnergie als Investor sei zudem die Bürgerbeteiligung bei dem Projekt gegeben. Dabei baut die GenoEnergie die Stellplätze und Carports zunächst komplett, trägt Amthor vor, und die Stadt Karlstadt übernimmt die reinen Parkplatzkosten.

Grünen-Fraktion trägt Projekt nicht mit

Auch im öffentlichen Teil der Sitzung bezogen die Stadträte unterschiedliche Standpunkte, jedoch positionierte sich lediglich Horst Wittstadt (Bündnis 90/Die Grünen) gegen das Projekt und stellte klar, dass seine ganze Fraktion das Projekt nicht mittrage. "Wir halten die Fläche für zu wertvoll für Parkplätze", sagte er. Er stimmte als einziger auch im Beschluss gegen die Carports und die Stellplätze. Hombach kritisierte, dass Wittstadt kein alternatives Projekt für die Fläche nannte: "Gar nichts zu machen, ist die schlechteste Alternative", sagte er. 

Thorsten Heßdörfer (Freie Wähler) zeigte sich grundsätzlich froh über das Projekt, bat aber mit Blick auf das abfließende Wasser darum, die Versiegelung der Böden soweit möglich zu vermeiden und die Höhe soweit möglich zu reduzieren, damit sich die Carports ins Ortsbild einbinden. Florian Burkard (CSU) schlug vor, im Stadtrat über PV auf den Dachflächen der städtischen Schulen zu diskutieren. Die geplanten Carports sollen 150.000 Kilowattstunden pro Jahr produzieren: "Das ist, was eine große Schule an Strom braucht im Jahr", so Burkard.

 
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  • Steffen Cyran
    Wie hohl. Hätte man lieber den Kindergaten dort gebaut, statt in der Eußenheimer Straße, dem maximal ungeeignetsten Ort.
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