
Wie klingt es, wenn Schülerinnen und Schüler selbst losziehen und das Geschehen um sie herum beschreiben? Das hat Ruth Römling, Lehrerin am Johann-Schöner-Gymnasium (JSG) Karlstadt, mit ihrer 8. Klasse ausprobiert. Im vergangenen Schuljahr setzten sie sich mit dem Thema Medien auseinander – und lasen drei Wochen lang über das Projekt "KLASSE!" der Main-Post die Zeitung und das E-Paper. Auf dem Schulfest waren die Schülerinnen und Schüler dann selbst als Reporterinnen und Reporter unterwegs. Mit der Redaktion teilten sie ihre Erfahrungen und ihre Texte.
In Teams zogen die Jugendlichen los, um vor Ort für ihre Artikel zu recherchieren. Team Reportage soll den Leserinnen und Lesern besonders anschaulich beschreiben, was auf dem Fest alles los ist: "Es ist 15.30 Uhr. Nachdem der Schulleiter des Johann-Schöner-Gymnasiums in Karlstadt, Gerald Mackenroth, das Schulfest am 22. Juli feierlich eröffnet hat, beginnt die beeindruckende, selbst choreografierte Aufführung der Schülerin Amelie Schubert zum passenden Titel 'Rainbow'. Alle Tänzer der Tanz AG, die zwei weitere Tänze zeigen, tragen bunte T-Shirts passend zum Motto 'Das JSG ist bunt'. Die Aula ist gefüllt mit Schülern, Lehrern und Eltern, die sich am farbenfrohen Spektakel begeistern."
Sie beschreiben etwa die Abläufe an den verschiedenen Stationen, die andere Klassen organisiert haben. Und sie gehen darauf ein, was zu hören ist: "Man kann ab 16:30 Uhr den Songs der neu besetzten Lehrerband mit Lead-Sängerin Frau Wolf lauschen." Und was zu riechen ist: "Währenddessen steigt den Besuchern der Geruch der frisch gemachten Crêpes und des leckeren Popcorns in die Nase." Sophia (14) und Emma (14) aus dem Team Reportage sehen beide einen großen Vorteil in ihrer Aufgabe: Sie haben alle Stände beobachtet und mitbekommen, was vor Ort passiert.
Vorher eine kleine "Journalistenschule" durchlaufen
"Das Schwierige war, verschiedene Sichtweisen reinzubringen", sagt Emma. Sophia empfand es als ungewohnt und teilweise ein bisschen unangenehm, andere nach ihrer Meinung zu fragen. Beim Schreiben nahmen sie sich dann ihr Zeitungstagebuch zu Hilfe.
Das erarbeitete sich die Klasse im Unterricht, erklärt Römling. Täglich mussten die Schülerinnen und Schüler einen Artikel aus wechselnden Ressorts lesen und in ihrem Tagebuch kurz zusammenfassen. In der Klasse tauschten sie sich darüber aus und klärten Fachbegriffe. "Ich hatte die Idee, dass sie das auch aktiv in die Tat umsetzen können", sagt Römling.

Bevor die Schülerinnen und Schüler als Reporterinnen und Reporter losgezogen sind, habe Römling eine "Journalistenschule" mit ihnen durchgearbeitet. Wie geht journalistisches Schreiben und welche Merkmale haben verschiedene Textsorten? Die stehen glücklicherweise in der 8. Klasse sowieso im Lehrplan.
Der Übergang von der Theorie in die Praxis barg schließlich seine ganz eigenen Herausforderungen. "Manche waren eher schüchtern", beobachtete Römling. Von anderen war sie überrascht, da sie direkt gut überlegte Fragen stellten. Wieder andere wussten gar nicht so recht, was sie eigentlich fragen sollen und brauchten ein wenig Unterstützung der Lehrerin.
"An den ersten Ständen haben wir Schüler gekannt, da war es einfacher", sagt Paul (14) vom Team Bericht. Sich das Geschehen "aus Reportersicht anschauen" und Interviews führen, das sei eine neue Erfahrung gewesen. Den Schulfest-Besuch habe er so nicht nach eigenen Prioritäten einteilen können – aber insgesamt habe die Aufgabe Spaß gemacht.
Verschiedene Meinungen abfragen und Kritik äußern
Wie es in journalistischen Berichten auch regelmäßig der Fall ist, setzte das Team das Gesehene in einen größeren Zusammenhang: "Das Thema 'Das JSG ist bunt' spiegelte sich nicht nur in den verschiedenen Aktivitäten wider, sondern auch in den zahlreichen internationalen Speisen und Aktionen, die präsentiert wurden." Und sie befragten Schüler und Lehrer zum Fest: "Die zahlreichen positiven Rückmeldungen bekräftigten das Gefühl einer harmonischen und vielfältigen Schulgemeinschaft", schlussfolgern die Reporter.

Für das Team Kritik hatten Anna (13), Jule (14) und Antonia (14) die Aufgabe, das Schulfest zu bewerten. Dabei holten sie sich Einschätzungen der Beteiligten ein und benannten Positives wie Negatives. "Die meisten waren sich einig, dass die Ideen der einzelnen Klassen kreativ und vielfältig waren, auch wenn es bei der einen oder anderen Aktion mal größere oder kleinere Probleme bei der Umsetzung gab", resümieren sie. "Man musste mehr Sachen ausprobieren, genauer hinschauen und mit den Standbetreuern sprechen", gibt Jule Einblick in die Vorgehensweise.
"Ein bisschen schwer" sei das Verfassen der Kritik gewesen. Das mag vielleicht auch an der Aussicht gelegen haben, dass die Texte auf der Schul-Homepage veröffentlicht wurden: "Man hat sich mehr angestrengt als sonst", gesteht Antonia ein.
"Mit dem Thema Medien könnte man sich ewig beschäftigen", sagt Lehrerin Römling und geht darauf ein, dass die Jugendlichen teils nichts mehr mit Printmedien anfangen können oder den Unterschied zwischen öffentlich-rechtlichem Rundfunk und Privatsendern nicht kennen. Sie will das Thema deshalb weiterhin in ihren Unterricht einbinden. Für ihre Reporter-Teams kann die Redaktion festhalten: Nachwuchsjournalisten-Test bestanden!