Es ist das Ende eine Ära: Die Parfümerie Kramer an der Alten Bahnhofstraße in Karlstadt schließt zum Jahresende. Er habe immer großen Spaß daran gehabt, seine Kundinnen und Kunden einzuschätzen und zu beraten, berichtet der Chef der Parfümerie, Rolf Kramer. In den meisten Fällen habe er mit seinen Empfehlungen dann auch richtig gelegen, so der 86-Jährige stolz.
Der Abschied falle ihm nun schwer. "Ich bin körperlich und geistig noch fit." Deshalb hat Kramer auch lange darauf verzichtet, in den Ruhestand zu gehen. Bevor er nur in seiner Wohnung sitze und "viereckige Augen vom Fernsehen" kriege, wollte er lieber weiter arbeiten. Er alleine könnte auch noch "locker" von den Einnahmen leben. Miete müsse er ja nicht zahlen, da ihm das Haus gehört. Doch irgendwann sei eben auch mal Schluss.
Über Kunden geärgert, die letztlich im Internet bestellen
Geärgert hat Kramer zuletzt das Verhalten mancher Kundinnen und Kunden. Sie probierten die Düfte bei ihm im Laden aus, bestellten diese dann aber im Internet. Einige hätten die Verpackungen sogar abfotografiert, um sicherzugehen, dass sie das richtige Parfüm im Netz finden. "Das geht mir schon die Nase rauf", klagt Kramer. "Das sind zum Teil dieselben Leute, die sagen: 'Warum macht ihr zu? Das kann ich gar nicht verstehen'"
Seine Tochter Irina Pattusch ergänzt, dass Ketten und Internetanbieter die Parfüme in deutlich größeren Stückzahlen kaufen und dadurch auch sehr viel günstiger anbieten können. An Weihnachten kosteten dadurch manche Duftwasser bei großen Drogeriemärkten weniger, als sie selbst im Einkauf dafür zahlen müsse. Das erschwert das Geschäft für kleine Läden.
1976 das Geschäft übernommen und zur Parfümerie entwickelt
Gegründet hat das Unternehmen der Vater von Rolf Kramer. Im Jahr 1932 sei Eugen Kramer nach Karlstadt gekommen und habe eine Drogerie in der Rathausgasse übernommen. Dort befindet sich heute das Tui Reisecenter. Eugen Kramer wurde später in den Krieg eingezogen und kam erst 1948 aus russischer Gefangenschaft nach Hause. Wie Kramer berichtet, habe sein Vater in dieser Zeit unter anderem Bauern mit Spritzmitteln für den Weinbau versorgt.
Der Umzug des Geschäfts an den heutigen Standort folgte 1958. Zuvor sei das Haus dort eine "zerschossene Ruine" gewesen. Rolf Kramer hat 1976 das Geschäft von seinem Vater übernommen und es nach und nach zu einer Parfümerie entwickelt. Davor hat er schon in einer großen Parfümerie in Fulda gearbeitet. "Ich wollte immer gute Düfte anbieten. Das hat mich gereizt." Gerne erinnert sich Kramer zurück, als mal für eine Werbeaktion für eine britische Seife ein englisches Taxi vor dem Laden stand. Oder daran, als er bei der Luxusmarke Cartier in Frankfurt zum Abendessen eingeladen war.
Tochter bietet weiterhin Fußpflege in dem Laden an
Am 31. Dezember wird der Laden in der Altstadt nun schließen, bis dahin läuft ein Räumungsverkauf. Damit verliert Karlstadt nun auch seine zweite Traditionsparfümerie. Denn wie berichtet gibt auch die wenige Schritte entfernte Parfümerie Keller-May ihr Geschäft auf.
Irina Pattusch möchte nicht den Staffelstab von ihrem Vater übernehmen, will aber weiterhin in dem Ladengeschäft tätig bleiben. Schon seit Anfang der 90er arbeitet sie vor allem im Kosmetiksalon des Familienunternehmens im hinteren Teil des Ladens. Dieser soll nach vorne ziehen. Zukünftig will Pattusch hauptsächlich Fußpflege anbieten, aber auch Kosmetik und Maniküre. Termine müssen vorab vereinbart werden; Hausbesuche mache sie auch.
Was Rolf Kramer für seinen Ruhestand geplant hat? "Nichts Spezielles", sagt er. Er fahre gerne Auto, erst vor ein paar Wochen sei er nach Italien gefahren. "Ich esse für mein Leben gerne Spaghetti." Und in Venedig sei er schon 20 Mal gewesen. "Da bin ich schon so firm, dass ich da unten auch Führungen machen könnte." Gerne wolle er da noch ein 21. Mal hin, sagt der 86-Jährige.
Der Tod kann viele Ursachen haben und sicher gehört eine gute genetische Ausstattung dazu, so gesund so alt zu werden.
Aber auch in meinem Bekanntenkreis treiben viele Raubbau an ihrer Gesundheit und zwar eher in der Freizeit als bei der Arbeit.
ist ein Beispiel dafür, wie Arbeit, die man gerne macht, einen Menschen auch jung halten kann.
Ich kannte im Gegenzug einige Menschen, die sich über eine frühe Rente gefreut hatten die, aber dann auch leider recht früh gestorben sind.