Nach und nach sollen die alten "Lappen" verschwinden und alle Papier-Führerscheine in EU-Plastikführerscheine umgetauscht werden. Bis 19. Januar sind nun die Geburtsjahrgänge 1953 bis 1958 an der Reihe. Wir haben nachgefragt: Wem fällt es schwer, seinen Lappen herzugeben? Schließlich war er meist ein langer Begleiter.
Für Manfred Goldkuhle, Stadtrat in Karlstadt (Jahrgang 1953), war das kein Problem. Seit 1999 gilt der EU-Führerschein im Scheckkartenformat. Goldkuhle hatte sich mit seiner Frau gleich einen solchen besorgt. Ganz trennen konnte er sich von seinem Lappen aber nicht, denn er wollte sich an den jungen Mann erinnern, der auf dem Bild zu sehen ist. Umgetauscht hatte er ihn, weil er mit seiner Frau eine Auslandsreise geplant hatte und da erschien ihm der EU-Führerschein zweckmäßiger.
Thomas Schiebel, ehemaliger Landrat (Jahrgang 1958), hat sich auch schon vor sechs Jahren von seinem Papier-Führerschein getrennt. Als begeisterter Motorradfahrer wollte er einen Führerschein haben, der ins Portemonnaie passt. "Ich habe mich kaum verändert", sagt er mit Ironie, wenn er sich das Bild auf dem alten Führerschein anschaut, das ihn als 17-Jährigen zeigt.
EU-Führerschein ist fälschungssicherer
Hermann Menig (Jahrgang 1955), Stadtrat aus Marktheidenfeld, hat seinen Lappen ebenfalls schon vor einiger Zeit abgegeben. Er braucht einen Sonderführerschein, der zu Bus- und Lkw-Fahrten berechtigt. Dieser musste regelmäßig verlängert werden, da lag die Umstellung auf den EU-Führerschein auf der Hand. Als ehemaliger Polizist findet er den EU-Führerschein gut. Der sei deutlich fälschungssicherer, sagt er.
Der Lappen von Paul Kruck (Jahrgang 1955), ehemaliger Bürgermeister in Karlstadt, sei mit der Zeit so unleserlich geworden, dass er ihn umtauschen musste. Das hätte daran gelegen, dass er früher immer mit der Vespa gefahren sei und der Führerschein habe im Handschuhfach stark gelitten. Bei einer Kontrolle sei er von der Polizei beanstandet worden, sagt er. Er habe ihn zunächst gegen einen anderen Führerschein getauscht, seit drei Jahren habe er den EU-Führerschein im Scheckkarten-Format.
Helga Schmidt-Neder, ehemalige Bürgermeisterin aus Marktheidenfeld, hat ihren Führerschein vor etwa zehn Jahren schon umgetauscht. Die Ähnlichkeit des Jugendbildes mit ihr sei nicht mehr groß gewesen, meint sie schmunzelnd. Auch sie findet, dass die Scheckkarte gut ins Portemonnaie passe und dadurch zweckmäßiger sei.
Viel Arbeit für die Führerscheinstelle
Einige Menschen im Landkreis Main-Spessart haben also längst einen neuen Führerschein und sind damit durchaus zufrieden. Doch viele haben ihren alten Lappen auch noch – und deren Umtausch steht jetzt an. Die Führerscheinstelle des Landratsamts hat jedenfalls viel zu tun, sagt Andreas Hafenrichter, Sachgebietsleiter Verkehrswesen. Es seien in jüngster Zeit 3100 Führerscheine umgetauscht worden, die Tendenz sei stark ansteigend. Es könne, wie derzeit in allen Führerscheinstellen, zu Verzögerungen kommen. Die Mitarbeiter würden sich bemühen, diese so kurz wie möglich zu halten.
Derzeit müsse man nach Beantragung zirka drei Wochen auf den neuen Führerschein warten, so Hafenrichter weiter. Die Herstellung erfolge über die Bundesdruckerei in Berlin. Wer es aber bis zum 19. Januar nicht schafft, muss nicht sofort bei einer Kontrolle mit einem Bußgeld rechnen, denn aufgrund von Corona und der Überlastung der Ämter hat die Verkehrsministerkonferenz beschlossen, dass bis zum 19. Juli 2022 keine Geldbuße droht. Bis zum 19. Januar 2023 müssen dann die Jahrgänge 1959 bis 1964 ihren Führerschein umgestellt haben.