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Schonderfeld
Die Kelterei Meder in Schonderfeld setzt auf Online-Verkauf und eine größere Presse
Alexander Meder hat einen guten Job in der Industrie gegen die Selbstständigkeit mit einer Kelterei getauscht. Die erwartete schlechte Apfelernte dieses Jahr macht ihm etwas Sorgen.
Alexander Meder betreibt in Schonderfeld eine Kelterei und will jetzt eine größere Presse, hier zu sehen, einsetzen.
Foto: Björn Kohlhepp | Alexander Meder betreibt in Schonderfeld eine Kelterei und will jetzt eine größere Presse, hier zu sehen, einsetzen.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 23.08.2024 02:40 Uhr

Geplant hat der Schonderfelder Alexander Meder das Ganze nicht. Nur für den Eigenbedarf stellte er sich 2014 eine eigene Kelter zum Pressen von Äpfeln hin und baute einen sogenannten Pasteur zum Haltbarmachen des Saftes selber. 500 Liter habe er so "ganz gemütlich" an einem halben Tag gepresst und haltbar gemacht. Weil einige Leute nachfragten, ob er das nicht auch für sie machen könnte, hatte er eine Geschäftsidee. Also investierte er in eine neue Bandpresse und andere Gerätschaften und meldete 2016 eine Kelterei im Nebenberuf an. Seit 2017 betreibt er sie vollberuflich. Jetzt steht seine Presse im Internet zum Verkauf – nicht etwa weil er aufhören will, sondern weil er eine größere hinstellen möchte.

Er werde oft gefragt, ob ihm die Kelterei reiche, ob er finanziell damit auskomme. "Ich habe genug Arbeit", sagt er, auch außerhalb der Kelterzeit. Einnahmen hat er durch das Pressen und Abfüllen des Safts aus Äpfeln, Quitten und Birnen seiner Kunden, durch den Verkauf von Saft das ganze Jahr über, auch über das Internet, und durch die Reparatur und den Verkauf gebrauchter Pressen. Und das lohnt sich? "Wenn du alles selber machst, brauchst du nicht so viel zu verdienen", sagt er. Er fühle sich dem elterlichen Hof verpflichtet und brenne für seine Kelterei. "Das ist mein ganzer Stolz."

Alexander Meder will Saft CO2-neutral pressen und einkochen

Der Tüftler und gelernte Kfz-Elektriker mit Meistertitel hat sich nicht nur in die Funktionsweise von Kelteranlagen gefuchst, sondern sich selbst auch eine große Photovoltaik-Anlage auf die Scheune gesetzt, die den Strom für die Saftpresse liefert. Die Wärme für den Pasteur – konstant 90 Grad muss das Wasser haben, um den Saft auf die nötigen 82 Grad zu erhitzen – soll künftig die Scheitholzheizung mitliefern. Das sei ganz schön knifflig gewesen, der 41-Jährige kenne bisher keinen, dem das gelungen ist. Um das zu schaffen, hat er auch zwei insgesamt 10.000 Liter fassende Pufferspeicher. Das Holz soll die bisher nötigen 1000 Liter Heizöl ersetzen. So könne er CO2-neutral Saft pressen und einkochen.

Meders Eigenbau-SB-Saftschrank.
Foto: Björn Kohlhepp | Meders Eigenbau-SB-Saftschrank.

Der Grund, warum er jetzt eine größere Presse mit einem 32 Zentimeter breiteren Band will, sei folgender: "Ich will den Pressvorgang verlangsamen, ich will aber nicht mehr pressen." Die neue Presse könne er mit Halbgas laufen lassen, der Maischekuchen werde dadurch länger gepresst und kriege langsamer Druck. "Der Saft bekommt die Zeit, die er braucht." Zwar gewinne er aus 100 Kilo Äpfeln so statt bisher 60 Litern auch rund 75 Liter. Das sieht er aber nur als willkommenen Nebeneffekt. Der Hauptgrund für ihn sei, dass der Saft so weniger Trubstoffe enthalte. Er persönlich findet Saft mit einer Säurenote am besten, am liebsten trinkt er reinen Saft aus Rambouräpfeln.

In 20 Minuten vom Apfel zum abgefüllten Saft

Bei Meder bekommen die Kundinnen und Kunden am Ende ihren eigenen Saft in Beuteln. Da der Saft gleich nach dem Pressen pasteurisiert werde, oxidiere er weniger und bleibe länger haltbar, sagt er. So bleibe der Saft stabil naturtrüb, während sich bei einer längeren Verarbeitungszeit oft der ganze Trub absetzt. Zwei Jahre halte der Apfelsaft in Beutel und Karton, Quittensaft sogar drei Jahre. 20 Minuten für bis zu 500 Kilogramm rechnet er beim Pressen pro Kunde ein – vom Waschen der Früchte bis zum fertig abgefüllten Saft. Er rät den Kunden, erst einen Termin auszumachen und dann die Äpfel zu ernten, sonst könne es passieren, dass er nichts freihat.

Mit dieser Scheitholzheizung soll künftig der Saft eingekocht werden.
Foto: Alexander Meder | Mit dieser Scheitholzheizung soll künftig der Saft eingekocht werden.

Er kauft den Kunden überschüssige Äpfel, Birnen und Quitten ab, den Saft verkauft er. Wenn der Kunde seinen eigenen Saft mitnehme, dann bringe er keine verfaulten Äpfel, sagt er über die Qualität des angelieferten Obstes. Um genug Äpfel zu haben, müsse man vernünftige Preise zahlen, sagt Meder. So blieben auch Streuobstwiesen erhalten.

Die Kelterei neben dem Beruf zu betreiben erwies sich als schwer

Als er 2016 neben seinem Beruf bei Leoni in Kitzingen eine sechsstellige Summe investierte und nebenher die Kelterei startete, hätten viele gedacht, er spinne. Er musste damals für das Pressen seinen ganzen Jahresurlaub und drei Wochen unbezahlten Urlaub obendrauf nehmen. Danach sei er urlaubsreif gewesen, hatte aber keinen Urlaub mehr. Also kündigte er, um sich nur noch der Kelterei zu widmen.

"2017 war gleich ein schlechtes Jahr", erzählt er. Es habe so wenige Äpfel gegeben, wie er sie an drei Tagen verpressen kann. Dafür gab es 2018 eine Obstschwemme. Den Klimawandel merkt er nach eigenem Bekunden stark. In den vergangenen vier Jahren habe es nur 2021 eine normale Ernte gegeben, in den anderen wegen der langen Dürrephasen viel weniger. Und dieses Jahr seien durch die frühe Blüte der Apfelbäume und Spätfrost seiner Schätzung nach 80 Prozent der Äpfel erfroren.

Retten ihm Quitten die erwartete schlechte Apfelsaison?

"Die Leute denken immer, ich presse acht Wochen Saft und das war's." Dabei investiere er nach der Kelterzeit vorneweg drei Wochen, bis alles sauber ist. Zur Reinigung zerlege er alles. Und auch bevor es wieder losgeht, gebe es eine wochenlange Reinigung. Und das Holzmachen macht ihm auch Arbeit. Vermutlich muss er dieses Jahr noch einmal mit seiner kleineren Presse auskommen, weil sie noch nicht verkauft ist und ein Umbau seine Zeit dauern würde.

Damit man bei ihm rund um die Uhr Saft kaufen kann, hat er aus einem alten Gefrierschrank einen Selbstbedienungsschrank für seine Säfte gemacht. Schließlich ist ein Gefrierschrank frostsicher. Dass es immer weniger Mosttrinker gibt, macht ihm gar nichts. Ein bisschen Most verkauft er zwar auch und ein paar kämen, um aus ihrem Saft Most zu machen. Aber 95 Prozent seiner Kunden kämen wegen Saft. Ein bisschen Sorgen mache ihm nur der Rückgang an Streuobstwiesen.

Auf einmal ist die Nachfrage nach Quittensaft hoch

Die Nachfrage nach seinem Saft sei hoch. Quittensaft sei derzeit der Renner. Er habe 2022 den Fehler gemacht und irgendwann keine Quitten mehr angenommen, prompt habe es im Jahr darauf keine gegeben. Jetzt habe er nicht mehr viel auf Lager. Das soll ihm nicht wieder passieren. Quitten presse man optimalerweise Ende Oktober, wenn sie ausgereift sind. Vielleicht können sie ihm bei der erwarteten schlechten Apfelernte wieder die Saison retten wie schon 2022, als es wenige Äpfel gab?

 
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