
Wie in den anderen Gegenden Frankens begannen auch in der Region Gemünden in diesem Jahr die Weinlese und die Apfelernte ungewöhnlich früh. Der Ertrag war ebenso außergewöhnlich gut.
Die Weinlese bei Gunder Hack in Gössenheim begann am 1. September mit dem Bachus und endete drei Wochen später mit dem Einbringen der Scheurebe und des Weißburgunders, berichten Gunder Hack und sein 20 Jahre alter Sohn Johannes, der als Jungwinzer in die Fußstapfen des Vaters tritt und vor Kurzem seine dreijährige Ausbildung an der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim abgeschlossen hat. Der seit über 30 Jahren bestehende Familienbetrieb bewirtschaftet etwa drei Hektar in den Lagen Gössenheimer Homburg und Gambacher Kalbenstein.
Feuchter Winter und Trockenheit
"Da war heuer ziemlich viel extrem", berichten beide übereinstimmend. Der Austrieb geschah im Frühjahr nach dem feuchten Winter sehr schnell und heftig, sodass das Festmachen, das "Durchstecken" am Draht innerhalb von zwei Wochen geschehen musste. Dann kam die große Trockenheit, als rund um die Homburg 14 Wochen lang kein Regen fiel, während in Hammelburg oder Würzburg in dieser Zeit wenigstens ab und zu Niederschläge zu verzeichnen waren. Vor allem die jungen Rebstöcke mussten gegossen werden.
Dass es jetzt trotzdem viel und guten Ertrag gab, liege vor allem daran, dass alte Rebstöcke bis zu zwölf Meter tief wurzeln. Um für die kommenden Jahre gerüstet zu sein, plant die Familie Hack eine Anlage mit Tröpfchenbewässerung, weil gerade die Stöcke, die auf Steinplatten gründen, gefährdet sind. Bereits im Frühsommer habe man vor allem die Pflanzen an diesen Standorten durch verstärkte Reduzierung der Trauben entlastet.
"Die Qualität ist nach so einem Sommer mit bis zu 110 Grad Öchsle hervorragend, wobei manche frühen Sorten Trockenstress hatten, was die Trauben schnell verfaulen ließ", erklärt Johannes Hack. Da bewähre sich die Handlese, wie sie bei ihnen praktiziert wird. Die schlechten Früchte werden dabei gleich aussortiert.
Mischung alter Rebsorten
Erstmals habe man auf einem kleinen Feld mit dem "Alten Satz" eine Mischung verschiedener alter Rebsorten, wie Elblinger und Traminer geerntet und gekeltert, so wie es früher üblich war: "Wir sind gespannt, wie sich dieser Wein entwickelt." Bis Februar oder März wird man schon Näheres wissen. Im kommenden Jahr wollen die Hacks ihre jetzt schon breite Anbaupalette noch erweitern. Dann werden auf einem halben Hektar die Stöcke für Spätburgunder und Souvignon Blanc gepflanzt. Wer den Wein aus Gössenheim direkt beim Erzeuger genießen will, kann das aktuell in der Heckenwirtschaft, die an den Wochenenden 13./14. Oktober und 27./28. Oktober, samstags ab 17 Uhr und sonntags ab 14 Uhr geöffnet hat.
Nicht nur die Winzer haben Grund zur Freude, auch die Apfelernte fiel sehr gut aus. Obwohl der Apfelmost als Haustrunk bei weitem nicht mehr die Bedeutung hat wie noch vor einigen Jahrzehnten, hatten die noch bestehenden Keltereien guten Zulauf. Bei der Kelterei Huter in Wernfeld wurden bei einer spontanen Messung 66 Grad Oechsle und sechs Gramm Säure gemessen, was für einen Apfelmost ein Spitzenwert ist. In anderen Jahren würden gewöhnlich Werte um die 50 Grad erreicht. Alexander Meder in Schonderfeld berichtet sogar über Spitzenwerte von über 75 Grad. Beide Keltereien pressen noch bis zum letzten Oktober-Wochenende den "Hohenastheimer", der heute nicht mehr überwiegend im Fass mit der Gärpfeife landet, sondern oft pasteurisiert als Apfelsaft genossen wird.
Wichtig sei für die Keltereien, dass sich die Kunden schon vorher telefonisch um einen Termin bemühen, nicht erst, wenn die Äpfel bereits geerntet sind und man eventuell länger warten muss, weist Meder auf ein wichtiges Detail hin. Das sei für eine reibungslose Organisation wichtig, und man habe die Gewissheit, dass kein verfaultes Obst den wertvollen Saft verunreinigt.
