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Marktheidenfeld
Deutschkurs für Nicht-Muttersprachlerinnen: Klinikum Main-Spessart macht Pflege-Azubis fit
Sie sind aus Afghanistan, China oder Venezuela und machen eine Pflege-Ausbildung im Landkreis. Jeden Samstag pauken sie medizinische Begriffe. Warum das dem Klinikum so wichtig ist.
Samstagmorgen im Deutschkurs: Monika Zimmermann (stehend) mit ihren Schülerinnen Arnelly Prado, Dina Schupp, Sahar Sultani (vordere Reihe von Links) und Jiafu Xiao (hintere Reihe). 
Foto: Maria Lisa Schiavone | Samstagmorgen im Deutschkurs: Monika Zimmermann (stehend) mit ihren Schülerinnen Arnelly Prado, Dina Schupp, Sahar Sultani (vordere Reihe von Links) und Jiafu Xiao (hintere Reihe). 
Maria Lisa Schiavone
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:07 Uhr

Normalerweise ist die Pflegeschule in Marktheidenfeld samstags geschlossen. In einem der Klassenzimmer brennt um neun Uhr morgens trotzdem das Licht. Eine kleine Gruppe motivierter Schülerinnen und Schüler paukt hier Deutsch – zusätzlich zur Pflegefachkraft-Ausbildung. 

An diesem Samstag sitzen Arnelly Prado, Dina Schupp, Sahar Sultani und Jiafu Xiao im Deutschkurs, bereit, fünf Unterrichtsstunden lang Deutschvokabeln und medizinische Fachbegriffe zu lernen und deren Aussprache zu üben. Die Auszubildenden sind seit wenigen Jahren in Deutschland.

Deutschkurs für Nicht-Muttersprachler

Damit sie in der Berufsschule mithalten können, bietet das Klinikum Main-Spessart im ersten Ausbildungsjahr einen Deutschkurs für Menschen an, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Für das Klinikum ist die Ausbildung von "hochqualifiziertem Pflegepersonal" eine zentrale Aufgabe, deswegen investiere man gerne in die Sprachkurse, so Klinikreferent René Bostelaar, "es leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, dass die Nachwuchskräfte gut in ihre Ausbildung starten und diese erfolgreich absolvieren können". 

"Deutsch ist eine interessante, aber schwere Sprache"
Sahar Sultani, Auszubildende  

Für die neuen Auszubildenden ist das Angebot freiwillig und kostenlos. Das Angebot kommt gut an, aktuell besuchen acht Schülerinnen und vier Schüler den Sprachkurs.

40 Unterrichtsstunden Deutsch 

So wie die 20-jährige Afghanin Sahar Sultani. Sie ist seit viereinhalb Jahren in Deutschland. Im vergangenen Jahr hat sie bereits eine Ausbildung zur Pflegehelferin gemacht und schon damals den Sprachkurs besucht. Nun hängt sie die Spezialisierung zur Pflegefachkraft dran und besucht erneut den Deutschkurs. Deutsch empfindet sie als "eine interessante, aber schwere Sprache". Den Deutschkurs findet sie "toll" und hilfreich: "Wenn wir Worte und Fachbegriffe nicht verstehen, dann erklärt uns Frau Zimmermann das schon sehr gut."

Das findet auch ihre Mitschülerin Arnelly Prado aus Barcelona, in Venezuela. Die 28-Jährige ist seit rund zwei Jahren in Deutschland und hat schon vor ihrer Einwanderung Deutsch gelernt. Jetzt kommt  der medizinische Fachjargon hinzu: "Am Anfang war es schwierig mit den Fachbegriffen, das ist nicht leicht".

40 Unterrichtsstunden lang üben die Azubis Kommunikation sowie Fach- und Aussprache, "das sind wichtige Aspekte und Sprachbereiche, die wir trainieren", sagt Lehrerin Monika Zimmermann. "Die Muttersprachler kennen die deutschen Begriffe der verschiedenen Knochen, die Schüler in meinem Kurs natürlich nicht." 

Zimmermann ist auf darauf spezialisiert, Deutsch als Fremdsprache zu lehren. An der Volkshochschule in Würzburg gibt sie dazu Kurse, zusätzlich hat sie sich auf den Pflege-Bereich spezialisiert. Den Deutschkurs des Klinikums unterrichtet sie seit dessen Einführung vor über fünf Jahren, als immer mehr Nicht-Muttersprachler die Ausbildung zur Pflegefachkraft im Landkreis begonnen haben. 

Main-Spessart: Auszubildende aus der ganzen Welt  

Die Kursteilnehmenden kommen aus der ganzen Welt und sind unterschiedlich lang in Deutschland und im Main-Spessart. Jiafu Xiao kommt aus der Millionenmetropole Dalian, an der Küste im Norden Chinas. Im Gegensatz zu seinen Mitschülerinnen ist der 25-Jährige erst seit drei Monaten in Deutschland. Für ihn ist der  Deutschkurs eine enorm große Hilfe: "Mein Deutsch hat sich verbessert, aber die Sprache ist noch ein großes Problem".

Nach der Berufsschule beginnt er den praktischen Teil seiner Ausbildung in der Seniorenresidenz in Zellingen. Was ihm an Deutschland gefällt ist die "Kultur": "In China sind alle schüchtern. In Deutschland sind die Menschen freundlicher".

Auch Dina Schupp kommt aus einer Millionenstadt. Sie ist vor eineinhalb Jahren aus Indonesiens Hauptstadt Jakarta nach Lohr gezogen, wo die 36-Jährige zusammen mit ihrem Ehemann wohnt. Nicht nur geografisch ist das ein Kontrastprogramm, sondern auch sprachlich: "Die deutsche Sprache ist sehr anders. Eine Grammatik mit Artikeln und Fällen – das haben wir im Indonesischen nicht. Das ist alles neu für mich und manchmal anstrengend."   

Deutschkurs wird gut angenommen

Der Kurs ist mittlerweile "ein Selbstläufer", sagt die kommissarische Schulleiterin Monika Vogel-Roos. Sobald im September ein neues Ausbildungsjahr beginnt, startet auch der Deutschkurs. Denn die deutsche Sprache und den medizinischen Fachjargon gleichzeitig zu lernen, ist eine Mammutaufgabe, sagt Lehrerin Monika Zimmermann: "Es ist nicht einfach, im Unterricht mit Muttersprachlern mitzuhalten. Sie lernen das Gleiche, aber müssen das noch sprachlich aufarbeiten. Sie haben letztlich die doppelte Arbeit".

Umso mehr zollt sie ihren Schülerinnen und Schüler Respekt: "Sie sind sehr motiviert. Schon alleine die Tatsache, dass sie samstags in die Schule kommen, spricht für sich." 

 
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    Klinikreferent René Bostelaar, kann nur Ausländische ausbilden, weil deutsche Fachkräfte in diesem Krankenhaus unter manchen Umständen nicht arbeiten wollen.
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