
Große Ehre für den Gemündener Jörg Welzenbach: Der 47-Jährige hat am 21. September aus den Händen von Ministerpräsident Söder eine Urkunde und die Bayerische Rettungsmedaille erhalten. Welzenbach watete im Mai vergangenen Jahres kurzentschlossen in Gemünden in den Mühlgraben, wo ein autistisches Mädchen in aller Herrgottsfrühe bis zum Hals im Wasser stand und planschte. Zufällig hatte er das Kind von seinem VW-Bus aus gesehen, als er auf dem Weg zur Arbeit war. Das etwa drei, vier Jahre alte Mädchen, das nur Windel und T-Shirt trug, war ausgekühlt, aber ansonsten unverletzt, und wurde vom Rettungsdienst vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht.
Wie kam es, dass ihm jetzt dafür diese Ehre zuteil wurde? Sowohl sein Bekannter Herbert Bock aus Rieneck, wo auch Welzenbach ursprünglich herstammt, als auch eine Nachbarin hätten einen Antrag eingereicht, dass er ein Kandidat für diese Auszeichnung wäre. "Das ist ein sehr langer Verwaltungsakt", erzählt der 47-Jährige. Die Regierung von Unterfranken war beteiligt, das Wasser- und Schifffahrtsamt, auch die Polizei. Dabei ging es etwa um Fragen wie die Temperatur des Wassers war und wie hoch dieses damals stand. In München sei dann geprüft worden, ob der Hausmeister der staatlichen Realschule in Gemünden der Medaille würdig ist.
Die Verleihung fand im Antiquarium der Münchner Residenz statt
Irgendwann sei dann ein Schreiben der Staatskanzlei mit einer Einladung des Ministerpräsidenten in die Münchner Residenz gekommen. Erst war die Verleihung im Frühjahr vorgesehen, wegen eines Bahnstreiks wurde sie aber in den September verlegt. Stolz berichtet Welzenbach, dass die Verleihung im Antiquarium der Residenz stattfand, wo man nur auf Einladung des Ministerpräsidenten hinkomme. "Das ist natürlich eine Ehre."

Mit dem Zug ging es morgens nach München und abends wieder zurück nach Gemünden. Im Beisein von Helmut Bock und Landrätin Sabine Sitter bekam er Urkunde und Medaille überreicht. "Das war schon sehr beeindruckend", erzählt er. An dem Abend seien 40 bis 50 zu Ehrende plus Begleitung anwesend gewesen, darunter auch Retter mit Migrationshintergrund. Welzenbach sagt: "Was ich jedem ans Herz lege: dass er nicht die Augen zupfetzt."
Kein Rettungsring und keine Rettungsstange am Mühlgraben
Eine Woche nach der Veranstaltung bekam er noch ein Dankesschreiben des unterfränkischen Regierungspräsidenten, Eugen Ehmann, außerdem eins von Digitalministerin Judith Gerlach und ein drittes von Sandro Kirchner, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium des Innern. Auch Anna Stolz hat geschrieben.
Leider habe sich am Mühlgraben, einem Seitenarm der Saale, wo manchmal auch Kinder spielen, seither nichts getan, weder gebe es inzwischen einen Rettungsring oder eine Rettungsstange. "Das finde ich ein bisschen schade." Von dem Mädchen habe er seitdem nie mehr etwas gehört.