
Als Jörg Welzenbach am Mittwochfrüh auf dem Weg zur Arbeit war, ist ihm beim Blick von der Saalebrücke in Gemünden der Schreck in die Glieder gefahren. Hinter dem ein paar Meter entfernten Holzsteg stand mitten im Mühlgraben, auf Höhe des Spielplatzes, ein kleines Kind bis zum Hals im Wasser, so erzählt es der Hausmeister der Realschule Gemünden. Vermutlich nur, weil er in seinem VW-Bus so hoch saß, habe er es über das Geländer des Stegs hinweg sehen können. Er fuhr auf den Parkplatz an der Duivenallee, sprang aus dem Auto und rief nach dem Kind. Doch das reagierte nicht. "Es hat fröhlich geplanscht", erzählt Welzenbach. Es war 6.45 Uhr, und weit und breit sei sonst niemand zu sehen gewesen.
Er sprintete über den Holzsteg, versuchte das Kind mit Zeichen auf sich aufmerksam zu machen, aber weiterhin keine Reaktion. Ihm blieb nur eines: "Hose raus, Schuhe raus, Handy auf die Seite." Schnell holte er sich von einem nahen Haus noch ein herumstehendes Paddel und einen Besen als Stütze und watete dann hinein. Weil das Kind keine Anstalten gemacht habe, gerettet werden zu wollen, schnappte er es sich mit einer Hand und nahm die Gerätschaften in die andere.
Kind war nur mit Windel und T-Shirt bekleidet
Welzenbach setzte das ausgekühlte Mädchen auf die Stufen des Stegs und holte schnell einen Verbandskasten und eine Rettungsdecke aus seinem Bus, ließ das Kind dabei aber nicht aus den Augen. Etwa drei bis vier Jahre alt sei es, so Welzenbach, und habe lediglich eine Windel und T-Shirt getragen. Der Rettungsdienst habe das unverletzte Kind vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht. Von der Polizei habe er später erfahren, dass es in der Nachbarschaft wohne.
Die Polizei teilt in ihrem Pressebericht mit, dass das Kind unter Autismus leide und sich unbemerkt aus dem Haus geschlichen habe. Die Mutter habe bereits nach dem Mädchen gesucht, habe jedoch aufgrund einer OP-Verletzung nur schwer das Haus verlassen können.
Der Wasserstand war glücklicherweise niedrig
"Wir müssen von Glück reden", sagt Welzenbach, "dass es am Dienstag in der Rhön nicht geregnet hat." Dann wäre in dem Seitenarm der Saale viel mehr Wasser gewesen. "Das Kind wäre fort." Außerdem reiche der Sog von Mainschiffen bis dort hinauf. Er würde sich wünschen, dass dort irgendwo ein Rettungsring oder eine -stange aufgestellt würde. Denn der nahe Spielplatz ist im Sommer gut besucht, und ein Nachbar habe ihm berichtet, dass Kinder manchmal auch im Wasser spielen.
Danke für die schnelle Hilfe !