Zwei Unfälle ereigneten sich am Sonntag im Bikepark Frammersbach. Unabhängig von einander stürzten zwei Jugendliche mit ihren Mountainbikes so schwer, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Einer wurde sogar mit einer Knieverletzung ins Krankenhaus Fulda geflogen. Daher stellt sich die Frage: Ist der Bikepark gefährlich? Dort fahren die Teilnehmer über Trails und springen über Schanzen. Ist für die Sicherheit ausreichend gesorgt?
Arno Mill bedauert, dass es zu den Unfällen gekommen ist. Er ist Leiter der Abteilung MTB innerhalb der Motorsportfreunde Frammersbach, die die Anlage betreut. Mittlerweile weiß er, dass es den beiden am Sonntag gestürzten Jugendlichen wieder gut geht. Das sei erst mal das Wichtigste, aber er stellt auch nüchtern fest: "Downhill-Fahrern ist eine Risikosportart." Dabei gelte es, sein Fahrverhalten unbedingt dem eigenen Können anzupassen. Das sei wie beim Skifahren. Da gebe es auch leichte und schwere Abfahrten. Welche man nimmt, liegt in der eigenen Verantwortung.
Glücklicherweise seien Unfälle die Ausnahme, auch wenn am vergangenen Sonntag zwei Biker schwer gestürzt sind. Den Bikepark gibt es schon seit acht Jahren. Zu Stürzen sei es immer wieder mal gekommen, sagt Mill. "Aber das Schlimmste, was wir bislang hatten, war eine ausgekugelte Schulter."
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2012 hatte sich die Motorsportfreunde Frammersbach entschieden, den für den Winterbetrieb gebauten Schlepplift am Sauerberg im Sommer für das Downhill-Fahren zu nutzen. Denn die Frage stellte sich, was wird aus dem Lift, wenn die Winter immer wärmer werden. "Vor drei Jahren ist der Lift mal an drei Tagen gelaufen", erinnert sich Mill. "Und die Prognosen sind schlecht."
Lift im Winter kaum mehr in Betrieb
Also legte die heute 114 Personen starke Abteilung in Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde verschiedene Strecken für Downhill-und Enduro-Biker an. Es gibt zwei Wiesentrails, drei Enduro-, eine Downhill- und eine Freeride-Strecke. Angelegt wurden auch große und kleine Rampen, über die die Biker mit ihren Rädern springen können. Die Strecken sind so gemacht, dass Anfänger und auch fortgeschrittene Fahrer zurecht kommen. Kurz vor der Talstation gibt es einen sogenannten Dropturm, der einer Schanze gleicht, der allerdings nur den wirklichen Könnern vorbehalten sein sollte. Alle Hindernisse können auch umfahren werden.
Gefahren werden darf auf der Anlage nur an sogenannten Biketagen, ansonsten ist sie geschlossen. Von denen gab es in diesem Jahr sechs, der letzte am Sonntag, 4. Oktober. Dann ist der Lift im Betrieb. Die Teilnehmer müssen eine Tageskarte kaufen und können sich dann mit ihrem Fahrrad auf den Sauerberg ziehen lassen. Doch vorher müssen sie einen Haftungsausschluss unterschreiben. "Ohne den geht es nicht", sagt Mill. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Der Verein als Betreiber hat allerdings die Pflicht, für einen ordnungsgemäßen Zustand der Anlage zu sorgen. Darauf werde sehr geachtet. Die Strecken müssen beispielsweise frei von Ästen sein.
An Spitzentagen 200 Leute
Dies honorieren die Teilnehmer, die jeden Alters sind und teilweise von weit her anreisen. "Der Bikepark boomt", sagt Mill und er ist mit der Entwicklung sehr zufrieden. Es kämen an den Biketagen durchschnittlich 140 Leute, an einem Spitzentag in diesem Sommer seien es sogar einmal 200 Leute gewesen. "Es gibt weit und breit für uns keine Konkurrenz." Wer Hilfe braucht, wird von den Mitgliedern unterstützt. Das Tragen von Helm, Handschuhen und Rückenprotektoren sei Pflicht. Protektoren am Knie und Ellbogen werden empfohlen. Sollte es zu Stürzen kommen und Hilfe nötig sein, sei die örtliche Bergwacht schnell vor Ort.
Mill gibt zu, dass es Situationen gibt, die zum Überschätzen der eigenen Fähigkeiten verleiten. Wenn beispielsweise eine Gruppe von Jugendlicher über eine Schanze springen will, dann wächst der Druck auf jeden einzelnen der Gruppe, dabei mitzuziehen. Denn niemand will der Verlierer sein. Mill appelliert an alle, sich nicht zu überschätzen. Ohne eine Einverständniserklärung eines Erziehungsberechtigten komme an Biketagen kein Jugendlicher auf die Anlage.
Wer unter Aufsicht die verschiedenen Strecken erfahren will, kann sich auch der Abteilung als Vereinsmitglied anschließen. Das haben viele Kinder und Jugendliche getan, sagt Mill. Sie kommen aus dem ganzen Landkreis und lernen unter Aufsicht die Technik des Abfahrens auf den Trails und das Springen über die Rampen. Das Training ist unter der Woche, doch der Lift fährt meistens nicht. Denn, so sagt Mill mit einem Schmunzeln, "sie sollen auch das Hochfahren üben." Das schade nicht.
Bevor diese wildgewordenen Biker sich auf der Straße austoben, sollen sie mal bleiben, wo sie jetzt sind. Von der Natur haben wir ja woanders noch genug zur Verfügung!
Ansonsten ist die Bergwacht für Vorkommnisse ja immer gut vorbereitet und auch sonst gut , um unnötig helfen zu müßen!