Die bewegende Geschichte der letzten Disco Main-Spessarts beginnt im Jahr 1982. Noch trennt der kalte Krieg die Menschen, als in einer ukrainischen Werft das "Meteor" zum ersten Mal ins Wasser gleitet. 35 Meter lang ist das Tragflügelboot und zehn Meter breit. Höchstgeschwindigkeit: 60 Kilometer pro Stunde. Ein paar dutzend Fahrgäste soll das "Meteor" befördern, erst von Moskau an das Schwarze Meer und später von Budapest nach Wien.
17 Jahre später. In Lengfurt bei Marktheidenfeld will sich Christian Ludorf selbstständig machen. Er ist gelernter Koch und will etwas Außergewöhnliches schaffen. Das ist sein Standard. Im ehemaligen Jugoslawien entdeckt er das 35 Meter lange Tragflügelboot. Gemeinsam mit der Familie, bekannte Binnenschiffer in Triefenstein, kauft er es. Im Herbst 1999 läuft das "Meteor" in Lengfurt ein. Am 2. Februar 2000 öffnet das ukrainische Boot schließlich im Gewerbegebiet am Dillberg die Pforten. Das "Meteor" ist Christian Ludorfs Lebenswerk.
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Die Geschichte: Wie das "Meteor" zu dem wurde, was es heute ist
"Als wir das Meteor eröffnet haben, gab es noch das Waldschlösschen", sagt Julia Steffen. "Jetzt gibt es nur noch uns." Julias Name ist auf den Crew-Pollover des "Meteor" gedruckt, sie ist 38 Jahre alt, also ein Jahr jünger als das Boot. Christian ist ihr älterer Bruder. Neben ihr sitzt ihr anderer Bruder, Niklas, 23 Jahre alt. Auf seinem Pullover steht "Boss". Gemeinsam haben sie gerade die Halloween-Party für den Abend vorbereitet. Fast 140 Menschen haben sich über Facebook für den Abend angekündigt. Es soll ausufernd gefeiert werden.
In den Ecken stehen fein geschnitzte Kürbisse auf dem dunklen Holzboden. Girlanden hängen von der Decke. Die Wände des holzbeschlagenen Wegs zur Toilette zieren Bilder und Zeitungsartikel. Sie sind 20 Jahre alt, aus einer Zeit, in dem das "Meteor" noch ein Restaurant und Christian noch am Leben war.
Im Jahr 2004 kam Christian Ludorf ums Leben. Motorradunfall. Die gesamte Familie ist geschockt. Niklas ist da neun, Julia 23. Trotzdem nimmt sie im "Meteor" bald die Zügel in die Hand. Sie sagt heute: "Das Ding stand dann hier und ich habe mich gefragt, ob ich mir das zutraue." Nach einer Pause eröffnet das "Meteor" noch im selben Jahr wieder. Gemeinsam mit der ganzen Familie versucht Julia bis heute den Traum ihres Bruders am Leben zu halten. Das geschieht alles nebenher. Julia führt hauptberuflich die elterliche Schifffahrtsgesellschaft, Niklas ist bei der Bundeswehr. Das riesige Gelände des "Meteor" pflegen die Eltern. Niklas plant die Feiern. Am Wochenende stehen sowieso alle hinter der Bar. Wie viel Freizeit bleibt da noch? "Das willst du nicht wissen", sagt Julia und lacht. Niklas sagt, dass er für das jährliche Open-Air nach Dienstschluss bis spät abends an der Planung sitze. "Da wir ein Familienbetrieb sind, können wir das stemmen."
"Kein Mensch trinkt mehr Becks": Wie sich das Party-Leben verändert hat
Trotz der ganzen Anstrengung können Julia und Niklas das "Meteor" nur einmal in der Woche aufsperren. Die beiden sprechen auch lieber von einer Event-Location als von einer Disco, obwohl sie die Partys selbst organisieren, die meistens auch öffentlich sind. Warum tun sie das?
In den vergangenen Jahren, sagen die Geschwister, habe sich viel verändert. Dazu gehörten organisatorische Widrigkeiten, wie die komplizierte Abrechnung der GEMA-Gebühren. Dazu gehöre auch etwas anderes: Die jungen Menschen gingen auch nicht mehr so oft weg, sagt Niklas. Warum auch, wenn man sich die Party von letzter Nacht auf Instagram ansehen und das Daten auch per App funktionieren würde? "Es ist verdammt gut, dass es vor 15 Jahren noch kein Facebook gab", sagt Julia. "Die Menschen haben ohne viel ausgelassener gefeiert." An der Wand gegenüber hängt ein Zettel: "Wir haben kein W-LAN, redet miteinander."
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Es gibt jedoch auch so viele schöne Momente, dort oben am Lengfurter Berg. "Kein Mensch trinkt mehr Becks", sagt Niklas und lacht. Das Gefühl, wenn "die Bude voll ist", nachdem er wochenlang geplant hat, gefällt ihm am besten. Am glücklichsten ist Julia, wenn sie die vielen Paare sieht, die sich hier oben getroffen haben und "wenn die Jahre später anrufen und ihre Hochzeit bei uns feiern wollen."
Die Antwort: Warum ist das "Meteor" noch der einzige Club im Landkreis?
Es sei ein stressiger Job, aber einer der viel Spaß mache, sagt Niklas und lacht. Einmal habe er versucht, eine Woche Abstand von "Meteor" und der Familie zu bekommen. "Es hat bis zum nächsten Tag um 12 gedauert und ich stand schon wieder hier."
Was ist also das Geheimrezept, weshalb hat das "Meteor" als letzter Club im Landkreis geöffnet? Julia und Niklas tippen auf die viele Arbeit der ganzen Familie. Auch der große Garten und die familiäre Atmosphäre, die man so in der Stadt nicht habe, würden dazu beitragen, dass das "Meteor" nicht schon längst verschwunden ist. Vielmehr scheint es aber so: Das "Meteor" braucht nicht viel Gewinn abzuwerfen, das "Meteor" ist ein Lebenswerk. Vor 20 Jahren war es das von Christian Ludorf, heute ist es das seiner Familie. "Ich glaube", sagt Niklas, "das hätte Christian gefallen."