Die CSU Unterfranken hat Christian Staat, den Büroleiter von EU-Kommissar Günther Oettinger, zu ihrem Spitzenkandidaten für die Europawahl im Mai nominiert. Der 34-Jährige, der aus Büchold (Lkr. Main-Spessart) stammt, hofft nun auf einen aussichtsreichen Platz auf der CSU-Europaliste.
Die CSU Unterfranken war seit der ersten Europawahl 1979 mit einer Abgeordneten in Straßburg und Brüssel vertreten, zunächst mit Ursula Schleicher (Aschaffenburg), ab 2004 dann mit Anja Weisgerber (Schwebheim). Bei der Europawahl 2014 scheiterte Barbara Becker (Wiesenbronn), die mittlerweile dem Landtag angehört, mit ihrer Bewerbung. Die CSU hatte seinerzeit lediglich 40,5 Prozent der Stimmen erzielt und drei Sitze verloren. Aktuell gibt es fünf CSU-Abgeordnete im EU-Parlament. Unterfranken ist dort allein durch die SPD-Abgeordnete Kerstin Westphal (Schweinfurt) vertreten.
Ungewöhnlicher Lebensweg
Christian Staat hat bei seinen CSU-Freunden nicht zuletzt mit seinem ungewöhnlichen Lebensweg gepunktet. Nach der Mittleren Reife in Arnstein machte er bei ZF Sachs in Schweinfurt eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Später ließ er sich beurlauben, um in Würzburg noch einmal zur Schule zu gehen. 2006 bestand er sein Abitur.
Er komme aus keinem sonderlich politischen Elternhaus, sagt Staat. Angefangen sich für politische Themen zu interessieren, habe er im Sozialkunde-Unterricht an der Berufsoberschule. "Die Bundestagswahl 2005 war mein Einstieg", sagt er. Besonders habe ihn das wirtschaftspolitische Profil, mit dem CDU und CSU in diese Wahl gegangen sind, beschäftigt.
Doppel-Master und Promotion
Und so folgte ein Studium der Volkswirtschaft in Mannheim, inklusive eines ersten Auslandssemesters in der Türkei. Schon die Zeit dort habe ihm so viel Spaß gemacht, dass er seinen weiteren Lebensweg komplett international ausrichtete - und dem Bachelor einen Doppel-Master in Mannheim und Brüssel folgen ließ. Anschließend promovierte Staat in Brüssel über europäische Wettbewerbspolitik. Eine Karriere in der Wissenschaft hätte ihn auch gereizt, sagt der 34-Jährige, doch er entschied, sich um die begehrten Jobs in der EU-Kommission zu bewerben. In einem anspruchsvollen Verfahren setzte er sich durch.
Seit 2015 arbeitet Christian Staat für den deutschen EU-Kommissar Günther Oettinger, zunächst als persönlicher Referent, aktuell als sein Büroleiter. "Es ist ein Privileg, für einen Entscheidungsträger tätig zu sein." War es zunächst die Digitalisierung, für die Oettinger zuständig war, ist es aktuell die Haushaltspolitik. "Zwei der wichtigsten Themen überhaupt in Europa", sagt Staat. Neben seiner Fachkenntnis zeichne ihn aus, dass er weiß, wie die Brüsseler Bürokratie funktioniert, heißt es in der CSU über Staat. Bezirkschef Gerhard Eck würdigt ihn denn auch als einen "bestens vernetzten Kandidaten", der viel Gutes für die Region bewegen könne.
Feuerwehr, Fußball und Schach
Politisch ist Christian Staat seit zehn Jahren in CDU und CSU aktiv. An der Universität in Mannheim engagierte er sich im Vorstand des RCDS. In Brüssel ist er aktuell Vorsitzender der Jungen Union, dem einzigen Auslandsverband der Union. Die Verbindungen nach Unterfranken hat Staat nie abreißen lassen. Bei der Feuerwehr in Büchold war er lange aktiv, beim TSV Gauaschach hat er Fußball gespielt und beim SK 79 Arnstein Schach. Dort ist er noch immer für die Vereinshomepage zuständig. Thorsten Schwab, der CSU-Landtagsabgeordnete aus Main-Spessart, war denn auch derjenige, der ihm die Bewerbung fürs Europaparlament schmackhaft gemacht habe, sagt Staat.
Ob es am Ende tatsächlich für ein Mandat reicht, hängt zunächst einmal vom Listenplatz ab. Am Samstag legt die CSU in München bei einem Delegiertentreffen die Rangfolge fest. Auf den ersten vier Plätzen sind die amtierenden CSU-Europaabgeordneten Manfred Weber, Angelika Niebler, Markus Ferber und Monika Hohlmeier gesetzt. Der bisherige Abgeordnete Albert Deß tritt nicht mehr an.
Kampf um Listenplätze?
Um seine Nachfolge und die Listenplätze dahinter buhlen die mittelfränkische Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler, die von den Landwirten in der CSU unterstützt wird, JU-Spitzenkandidat Christian Doleschal aus der Oberpfalz, der Vertriebenen-Politiker Bernd Posselt und eben Staat. Letzterer will öffentlich keine Forderungen stellen. Ob es zu Kampfabstimmungen um Listenplätze kommt, ist offen. Große Lust an personeller Auseinandersetzung besteht nach all den Verwerfungen auf Bundes- und Landesebene in diesem Jahr aber offenbar nicht, heißt es in der CSU Unterfranken. Mit Platz sieben für Staat sei man deshalb schon zufrieden. Mit viel Glück könnte dieser für den Parlamentseinzug reichen, hoffen Optimisten. Sie setzen auf die Zugkraft, die CSU-Mann Manfred Weber, der Spitzenkandidat der Europäischen Konservativen und Kandidat für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten, entfalten könnte.