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BRÜSSEL/BÜCHOLD
Bücholder Christian Staat erlebt Brüssel-Terror hautnah
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:21 Uhr

„Mir ist nichts passiert, ich bin in Sicherheit.“ Das ist die wichtigste Botschaft, die Christian Staat am Dienstag in die Heimat gesendet hat. Der 32-Jährige aus Büchold im Landkreis Main-Spesart arbeitet für die EU-Kommission in Brüssel. Staat ist persönlicher Referent des deutschen EU-Kommissars Günther Oettinger.

Gleich zweimal hat Staat am Morgen bei den besorgten Eltern daheim im Arnsteiner Stadtteil angerufen. Als um 8.15 Uhr die ersten Meldungen vom Terroranschlag mit Toten auf den Flughafen in Brüssel kamen, und dann gegen 9.15 Uhr noch einmal, als klar wurde, dass es auch eine Explosion in der Metro gab, in der Station „Maelbeek“. Auch dort hat es vermutlich mehrere Tote gegeben.

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Viele Freunde und Familie melden sich
 

Die Familie habe sich natürlich Sorgen gemacht, weil das Büro, in dem Staat arbeitet, nur 500 Meter vom Metro-Bahnhof entfernt liegt. Auch viele Freunde aus Büchold und Arnstein, wo der 32-Jährige unter anderem als Schachspieler einen Namen hat, und Studienkollegen aus Mannheim meldeten sich über die sozialen Medien, um zu hören, ob mit ihm alles okay ist. Gott sei Dank, sie konnten alle durchatmen.

Ökonom Staat, der seit Sommer 2015 für Günther Oettinger, den EU-Kommissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft, arbeitet, fühlt sich derweil „ziemlich unwohl“. Vor allem deshalb, weil er fürchtet, dass unter den Opfern der Terroranschläge auch Kollegen sind.

"Bomben gezielt in der Rush Hour gelegt"

Die Attentäter hätten die Bomben, so vermutet er, gezielt in der Rush Hour des Brüsseler Lebens gelegt, wenn Geschäftsleute am Flughafen zu Dienstreisen aufbrechen und die EU-Beamten mit der U-Bahn in ihre Büros fahren. „Das ist einfach nur furchtbar.“ Der 32-Jährige selbst hat Glück, dass er nur fünf Minuten vom Arbeitsplatz entfernt wohnt. „Da kann ich laufen.“

Bücholder Christian Staat erlebt Brüssel-Terror hautnah

Staat war froh, mittags im Büro im „Berlaymont“, dem Hauptsitz der EU-Kommission, zu sein. Die Eingänge sind hermetisch abgeriegelt, berichtet er am Telefon. Fremde kämen nicht mehr ins Gebäude rein, die Tiefgarage sei komplett abgeriegelt. Der 32-Jährige: „Gut, dass ich nicht raus muss.“

Während des Telefonats mit der Redaktion sind Polizeisirenen zu hören. „Ausnahmezustand“, sagt Staat. Vom Büro-Fenster aus beobachtet er ein Großaufgebot an Sicherheitsbeamten und Rettungsfahrzeugen. Die Rue de la Loi, eine der Hauptverkehrsadern im Europaviertel, ist für den normalen Verkehr komplett gesperrt. Die Metro fährt nicht mehr, auch der Flugverkehr ruht. Staat: „Brüssel steht still, das ist gespenstisch.“ Unter anderem habe auch sein Chef Günther Oettinger alle externen Termine abgesagt.

Staat schließt Promotion ab

Christian Staat ist Doppelmaster der Volkswirtschaftslehre (Mannheim und Brüssel), in diesem Sommer will er seine Promotion abschließen. Nach Brüssel kam der gebürtige Würzburger 2010 für ein Austauschjahr, dann wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Université libre in Brüssel. 2014 durchlief er erfolgreich das Aufnahmeverfahren der Europäischen Kommission, 2015 fing er im Kabinett von Oettinger an.

Jetzt hofft der 32-Jährige erst einmal, dass nicht noch mehr passiert. Am Donnerstag will er zum Osterurlaub heim fahren – mit dem Auto. Erst nach Mannheim, um Freunde zu treffen und dann nach Büchold, um dort die Feiertage mit der Familie zu verbringen.

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  • D. K.
    ...nochmal Kontrollen aller Sicherheitsbehörden und eine harte Gangart gegen alle, die es nicht so genau mit dem Rechtsstaat nehmen. Dies gilt auch an den Grenzen, auf den Straßen und bei den Meldeämtern.
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