Der Eindruck trügt nicht. Die Corona-Pandemie ist auch am Bankautomaten spürbar. Der Betrieb hat deutlich abgenommen. "Die Stückzahl der Bargeldein- und -auszahlungen hat sich im vergangenen Jahr um rund 23 Prozent reduziert", bestätigt auf Anfrage Stefan Hebig, Leiter der Abteilung Kommunikation bei der Sparkasse Mainfranken. Immer mehr Kunden nutzen die Debitkarte. Elf Prozent Zuwachs registriert die Sparkasse bei den Kartenzahlungen. Mehr als die Hälfte aller Zahlungsvorgänge laufen mittlerweile bargeldlos, sei es über die Karte oder das Smartphone.
Der Wandel im Geschäft und in der Einstellung der Kunden spiegelt sich auch beim Online-Banking. Laut Hebig nutzten zum Ende des Vorjahres 58,2 Prozent der privaten Kunden im Main-Spessart-Kreis einen entsprechenden Zugang, das sind 7,1 Prozent mehr als noch Ende 2019. Auch Bankgeschäfte am Telefon über das Kundenservicecenter würden viel genutzt. Die früher übliche Überweisung mit Beleg kommt, wenn man die Zahlen betrachtet, offenbar zunehmend aus der Mode: Wurden 2019 noch 40 Prozent aller Überweisungen der Sparkassenkunden im Landkreis mit Beleg durchgeführt, so waren es Ende 2020 nur noch 31 Prozent.
Alle Filialschließungen sind zum Jahresende wie angekündigt erfolgt
Das wachsende Onlinegeschäft war neben dem gestiegenen Kostendruck ein Argument dafür, dass die Sparkasse im Mai 2020 verkündete, 24 personenbesetzte und fünf SB-Standorte in Mainfranken zum Jahresende zu schließen. Die Kunden im Landkreis Main-Spessart traf es besonders hart: Neben der SB-Filiale Gräfendorf standen Aura, Hafenlohr, Hasloch, Himmelstadt, Karlburg, Lohr-Lindig, Oberndorf, Retzstadt, Rieneck, Thüngen, Urspringen, Wiesenfeld und Wiesthal auf der Streichliste. Der Protest dagegen war groß, Sparkassenvorstand Bernd Fröhlich musste sogar dem Kreistag die Beweggründe erläutern. Geändert hat das nichts. Die Schließungen wurden wie geplant vollzogen.
"Im Landkreis Main-Spessart sind wir weiterhin an 23 Standorten vertreten mit 17 personenbesetzten Beratungscentern beziehungsweise Filialen und sechs SB-Filialen", betont Stefan Hebig. Er listet in seiner Antwort auf: Arnstein, Burgsinn, Esselbach, Frammersbach, Gemünden, Gössenheim, Karlstadt (2), Kreuzwertheim, Lengfurt, Lohr, Sendelbach, Wombach, Marktheidenfeld, Partenstein, Steinfeld und Zellingen. SB-Filialen gebe es in Birkenfeld, Gemünden-Friedensstraße, Langenprozelten, Marktheidenfeld-Baumhofstraße, Obersinn und Retzbach.
Zusammenarbeit mit Dorfläden in Aura und Gräfendorf
"Grundsätzlich ist es unser Ziel, lokale Geschäfte dabei zu unterstützen, dass dort bargeldlos eingekauft und konsumiert werden kann", erläutert der Sparkassen-Sprecher. Wenn die Rahmenbedingungen es ermöglichten, könne über diesen Weg gegebenenfalls auch ein Bargeld-Service angeboten werden. Hebig: "Entsprechende Einrichtungen sind zum Beispiel in den Dorfläden Gräfendorf und Aura vorgesehen oder bereits eingerichtet." Weitere Dorfläden oder Einzelhändler, die hieran Interesse hätten, könnten sich gerne ans lokale Beratungscenter oder auch an die Zentrale unter Telefon (0931) 382-6565 wenden.
Zu einem Personalabbau ist es durch die Filialschließungen nicht gekommen. "Die Mitarbeiter der geschlossenen Filialen werden meist weiter in ihrem Beratungscenter eingesetzt und betreuen oftmals von dort ihre bisherigen Kunden weiter", berichtet Hebig, der allerdings einräumt, dass der Personalbestand der Sparkasse durch natürliche Fluktuation insgesamt reduziert wird.
Was die bisher als Filialen genutzten Gebäude anbelangt, so bemühe sich die Sparkasse bei den angemieteten Objekten in Absprache mit den Vermietern um geeignete Nachnutzungen. Bei den Filialen, die sich im Eigentum der Sparkasse befinden, würden Vermietungs- bzw. Verkaufsmöglichkeiten geprüft.