Die Gaststuben in den Lokalen bleiben ab Montag, 2. November, leer. Doch schon vor diesem Termin war es für die Karlstadter Wirte fraglich, ob es sinnvoll ist, tatsächlich für die kalte Jahreszeit ein Zelt anzuschaffen. Damit sollte zusätzlich zum Gastraum weitere Fläche gewonnen werden, um mit "Corona-Abstand" dennoch ausreichend viele Gäste unterzubringen. Wie berichtet, hatte der Wirtschaftsausschuss des Karlstadter Stadtrats Mitte Oktober beschlossen, dass solche Zelte im Stadtgebiet erlaubt werden. Es müsse aber ein Bauantrag gestellt werden.
"Das nervt total", beklagt sich Thomas Gsell, Wirt des "Sthoka" in der Hauptstraße und inoffizieller Wirtesprecher. Sein Plan war es, auf alle Fälle ein solches Zelt aufzustellen. Doch das mit dem Bauantrag habe die Sache deutlich erschwert. "Für den dreiseitigen Antrag brauchst du einen Planer, der dir das ausfüllt", sagt er. "Beim Pavillon für die Kulimeile brauche ich den doch auch nicht." Angesichts steigender Infektionszahlen hielt er sich die vergangenen Wochen zurück: "Ich habe gewartet, ehe ich Geld ausgebe." Denn das wären mindestens 1000 Euro für ein Zelt, dazu noch Heizstrahler, Honorar für den Planer und selbst noch Arbeit mit der ganzen Sache – und all das für nix und wieder nix.
Das wäre richtig teuer geworden
Sogar 2000 Euro hätte das Zelt gekostet, berichtet Selina Hofmann von der benachbarten "Pilsstube Altfranken". Sechs bis acht Heizstrahler wären dort nötig gewesen – jeder für hunderte Euro. Dazu wären noch rund fünf Euro Betriebskosten am Tag für jeden Heizstrahler gekommen. "Wir hatten das mit dem Zelt überlegt, aber es rechnet sich nicht, wenn man vergleicht, wie viele Tische man mehr stellen kann und was das an Umsatz bringt."
Omid Hasseli vom "Mainmäuerle" war in der Planungsphase. "Ich wollte was Attraktives rausstellen auf die Mainwiese. Für mich wäre es keine Lösung, eine Art Rotkreuzzelt aufzubauen." Jetzt zögert er. "Das ist schließlich mit Kosten verbunden. Und ich bin mir unsicher, ob ich investieren soll." Die Schließung der Gaststätten werde sich bestimmt bis Mitte Dezember hinziehen, meint Hasseli. Dann kommt Weihnachten. "Und danach gehen die Zahlen bestimmt wieder hoch."
Kunstvolles Zelt aus Italien
Nur beim "Café Denkmal" in der Maingasse wird es ein Zelt geben. "Wir rechnen damit, dass unser Pavillon Mitte, Ende November fertig wird", sagt Barbara Wiener. Der werde etwas besonders Schönes sein – aus Italien. Die italienischen Künstler, die im Treppenhaus des Cafés gewirkt haben, werden auch bei dem Zelt wieder tätig. Zusammen mit der Beleuchtung soll ein Blickfang entstehen. Leider habe es so lange gedauert, bis die Stadt sich für die Genehmigung von Zelten auf öffentlichem Grund entschieden hat, bedauert Barbara Wiener.
Beim "Hotel zur Eisenbahn" war der Innenhof schon überdacht, aber noch ungemütlich. Wirtin Jennifer Roos hat rund 10 000 Euro investiert, um ihn als richtigen Gastraum nutzen zu können. Heizkörper wurden eingebaut, neues Mobiliar und Teppiche angeschafft.
Viele verzichten auf Zelte und Vergrößerungen
Alle weiteren Gaststätten verzichten auf Zelte oder Vergrößerungen. "Unser Lokal ist schon bisher nicht allzu klein", umschreibt es Uschi Fischer vom "Zeitlos". Da lasse sich gut der Abstand wahren. Auch Udo Vollert vom "Fehmelbauer" sieht sich in der glücklichen Lage, ein ausreichend großes Lokal zu haben – noch dazu mit Nischen, sodass sich das Hygienekonzept gut einhalten lasse. Für den "Ratskeller" hat Stavros Platakis "Spuckschütze" angeschafft, also Plexiglasscheiben zwischen den Tischen.
Auch Rainer Keller vom "Karschter Eck" verzichtet auf ein Zelt. Keinen Gedanken an ein Zelt hat Petra Weißhaar vom "Batzenärrle" verschwendet: "Ich habe genug Platz, ich brauche das nicht." Die "Liesl Karlstadt" fällt nicht unter die Regelung mit dem öffentlichen Grund. Dort gibt es genug eigene Fläche. Froh, kein Zelt in Auftrag gegeben zu haben, ist auch Francesco Zedda vom "Bistro Michel": "Man weiß nicht, wie es weitergeht, wie lange wir geschlossen haben müssen."