Der Automarkt ist im Wandel. Dies wurde an einem Bauantrag deutlich, den der Bauausschuss Marktheidenfeld in seiner Sitzung am Dienstag behandelt und einstimmig abgelehnt hat. Der chinesische Autohersteller Nio will im Industriegebiet "Am Schlossfeld" in Altfeld eine automatische Akkuwechselstation für Elektroautos bauen und bat um eine Befreiung vom Bebauungsplan, nach der mindestens die Hälfte der Dachflächen begrünt werden müssen. Doch dies gestattete der Bauausschuss nicht.
Der chinesische Autoproduzent Nio drängt offensichtlich mit seinen Elektroautos auf den europäischen Markt und setzt auf eine Idee, um die die meisten anderen Elektroautobauer bislang einen großen Bogen machen: Wechsel-Akkus. Die Autos werden nicht über Kabel zu Hause oder an öffentlichen Stromsäulen geladen, sondern sie nutzen wiederaufladbare und austauschbare Batteriesysteme. In sogenannten Power Swap Stationen werden die Autos von einem Roboter angehoben und die Batterie gewechselt. Nur fünf Minuten soll das laut Angaben des Unternehmens dauern und der Kunde hat wieder eine voll aufgeladene Batterie.
Flächendeckendes System in Deutschland
In China funktioniert das schon. 2018 ist das System zwischen Peking und Shanghai gestartet. Ende 2022 gab es nach Unternehmensangaben bereits 860 Wechselstationen in China. Nun erfolgt offensichtlich der Aufbruch in andere Länder. Bis 2025 will Nio weltweit insgesamt 4000 Tauschstationen aufstellen, die eine Voraussetzung für die Vermarktung ihres Autos sind. Auch in Deutschland soll es dann ein flächendeckendes System geben.
Ob dieses Konzept aufgeht, hatte der Bauausschuss nicht zu befinden. Die Mitglieder mussten beurteilen, ob die Vorgaben des Bebauungsplans im Altfelder Industriegebiet "Am Schlossberg" für die gewünschte Akkuwechselstation eingehalten werden. Der Antragsteller hat um eine Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplans hinsichtlich der Dachbegrünung gebeten. Da die gesamte Gebäudehülle inklusive Dach aus Blech sei, könne sie nicht begrünt werden, hieß es. Eine Veränderung der Hülle würde die Funktion der Anlage enorm behindern. Es wurde angeboten, statt eines begrünten Daches um die Anlage Büsche und Bäume zusätzlich zu pflanzen.
Damit war der Bauausschuss aber nicht einverstanden. Die Mitglieder kritisierten, dass auf dem betreffenden Grundstück "Am Schlossfeld 2" vieles nun anders ist, als es ursprünglich geplant war. Auch von der Einrichtung einer Gastronomie habe der Grundstückseigentümer einst geredet. Der Bauausschuss lehnte den Bauantrag daher ab und empfahl, ein Gesamtkonzept für das gesamte Grundstück zu liefern. Einen Tagesordnungspunkt zuvor hatte der Bauausschuss mehrheitlich einem Änderungsantrag zugestimmt, nach dem auf dem gleichen Grundstück eine bereits genehmigte Halle nun mit einer Länge von 60 statt 80 Metern gebaut werden darf.