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Marktheidenfeld
Bürgerhaus Michelrieth: Hitzige Debatte um Kostensteigerung
Das Bürgerhaus Michelrieth befindet sich mitten im Bau. Auf einmal soll die Küche dreimal so viel kosten und eine neue Zufahrt kommen. Die Stadträte fühlen sich schlecht informiert.
Platz für Neues: Das alte Bürgerhaus in Michelrieth ist abgerissen. Gerade entsteht das Neue. Um den Anbau rechts – und ob er doch erhalten bleibt – diskutierte der Stadtrat.
Foto: Lucia Lenzen | Platz für Neues: Das alte Bürgerhaus in Michelrieth ist abgerissen. Gerade entsteht das Neue. Um den Anbau rechts – und ob er doch erhalten bleibt – diskutierte der Stadtrat.
Martin Hogger
Martin Hogger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:50 Uhr

Nachdem der Stadtrat innerhalb von fünf Minuten 830 000 Euro für alle möglichen Aufträge vergeben hatte, bat Christian Menig (CSU) um weitere fünf Minuten Bedenkzeit, um sich in der Fraktion zu besprechen. Solche Pausen sind relativ selten und versprechen explosive Diskussionen. Vor der viel diskutierten Wahl des zweiten Bürgermeisters baten die Fraktionen zum Beispiel darum.

Ein Blick in die Sitzungsvorlage. Die Küche des Bürgerhauses Michelrieth, wo gerade am Rohbau gearbeitet wird, soll dreimal teurer werden als geplant. Nächste Seite. Die Zufahrt zum Parkplatz soll verlegt und komplett neu geplant werden. Ebenfalls mit Mehrkosten. Am Ende stimmte der Stadtrat nur einer der Änderungen zu. 

Warum die Küche teurer wird

Beim Bau des Bürgerhauses befindet man sich im im Zeitplan. Im Rahmen der Detailplanung finden regelmäßige Abstimmungen mit den zukünftigen Nutzern und der aus Michelriethern bestehenden Lenkungsgruppe statt. Letztere äußerte in einer dieser Treffen den Wunsch, die Küche zu verbessern. Ursprünglich geplant gewesen wäre eine Einbau-Küche mit Geräten für insgesamt etwa 22 000 Euro. Nach mehreren Kompromissen mit Fachplanern, Architekten und dem Bauamt stand im Stadtrat nun die Summe von etwa 68 000 Euro (Ausstattung und zusätzliche Anschlusskosten) im Raum. 

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Das verleitete Richard Oswald (CSU) zu einem langen Monolog: "Jetzt stehen wir vor dem gewaltigen Problem der Kommunalpolitik. Es ist von Anfang an nicht mit realistischen Zahlen geplant worden. Wir müssen jetzt über eine Verdreifachung der Kosten abstimmen. Jetzt stehen alle blöd da. Keiner weiß: Wo kommen wir her, wo wollen wir hin? Ist da Einsparungspotenzial? Haben wir Vergleichbares? Passt die Küche überhaupt zu den geplanten Veranstaltungen? Wir brauchen mehr Informationen!" 

Wie kam es also zu der Verdreifachung? Der Vorschlag für die neue Küche stamme von der Lenkungsgruppe, die sich sehr gut darauf vorbereitet hätte. "Sogar mit einem Küchenplaner", sagte Architekt Georg Redelbach. Die Gruppe sei an ihn herangetreten und hätte darum gebeten, die Vorschläge zu prüfen. Man habe verhandelt und sei mit einer verträglichen Summe in das Gremium gegangen. Die Veranstaltungen, die hier stattfinden würden und für die die Küche gebraucht werde, seien im Großen und Ganzen dieselben wie schon im alten Bürgerhaus, so der stellvertretende Bauamtsleiter Andreas Burk. Feiern eben, die die Dorfgemeinschaft stützen. 

Wolfgang Hörnig (CSU) wünschte sich in Zukunft ehrlichere Berechnungen. Burkhard Wagner (FW) wollte die Nutzer und Steuerungsgruppe aus der Schusslinie nehmen: "Vor allem wir müssen gegenüber uns selbst ehrlicher sein." Richard Oswald schloss sich dem an. "Am Ende sind wir jetzt bei dem Preis angekommen, der wohl von Anfang an realistisch war." Doch der Weg dahin sei vollkommen falsch gewesen, es sei viel zu viel schief gelaufen. Mit einer Gegenstimme stimmte der Rat der erweiterten Küche zu. 

Neue Einfahrt zum Parkplatz

Um zum Parkplatz des Bürgerhauses zu kommen, muss ein kleines Nebengebäude an der Grafschaftsstraße eingerissen werden. Nun brachte Architekt Redelbach mit Unterstützung von Bürgermeister Thomas Stamm eine neue Idee ins Gremium. Warum nicht den Parkplatz von der anderen Seite erschließen, was städtebaulich und schallschutztechnisch eleganter wäre.

Also: Statt einem direkten, kurzen Weg von der Grafschafsstraße, würden die Besucher schon einige Häuser zuvor auf eine kleine einspurige Straße abbiegen, dann rechts auf einen Schotterweg und dann wieder nach oben auf den Parkplatz. Die Befestigung und Asphaltierung des Rad- und Spazierwegs würde zusätzlich 70 000 Euro kosten. Stamm: "Es ist auch besser für das Pfarrhaus und das Nebengebäude könnten wir entwickeln." Zudem sei die Lenkungsgruppe damit einverstanden, wie der stellvertretende Bauamtsleiter Burk sagte. Mit allen Nachbarn sei jedoch nicht darüber gesprochen worden. 

"Muss das sein?", fragte Caroline Kutz (ProMar). Man führe Auto-Verkehr über Wege, auf denen vorher keiner war. Burkhard Wagner (FW) hätte sich auch hier wesentlich früher Informationen gewünscht. Renate Schneider (CSU) kritisierte, dass der neue Weg sehr umständlich sei. Zudem könne man als Neuankommender nicht sehen, ob der Parkplatz voll sei. Helmut Adam (CSU) tat sich nicht schwer mit der Ablehnung. "Es spricht nichts gegen die Verlegung, aber es bringt auch keine Vorteile." Joachim Hörnig (FW) kritisierte, dass es wieder eine neue Flächenversiegelung wäre. Die Stadträte lehnten die Verlegung mit 23 zu zwei Stimmen ab.

Bürgerhaus Michelrieth: Hitzige Debatte um Kostensteigerung

Säule II liegt im Plan

"Wir sind super im Plan", fasste Architekt Armin Bauer die Baufortschritte des Sozialwohnungsbau (Säule II) zusammen. Bei den 1,2 Millionen Euro für den Rohbau sei man etwas unter dem Budget, bei den 1,2 Millionen Euro für die Elektroinstallation etwas darüber. Gerade werde am dritten Obergeschoss gearbeitet. Die Stadträte hatten nun über den sogenannten Rücksprung abzustimmen, bedeutet: Teile der Fassade sind zurückgesetzt. Mit welchem Material soll dieser Rücksprung also akzentuiert werden?

Zur Abstimmung standen drei Varianten: Holz (Douglasie), Fliesen oder einfach eine andere Farbe. Architekt Bauer warb für erstere Möglichkeiten. Dies sei zwar teurer, aber einfach schöner. Nur mit Farbe zu arbeiten, sei etwas zu wenig. "Ein weißes Haus mit schwarzer Akzentuierung kann sich in zehn Jahren keine mehr anschauen." Er empfahl mindestens einen gröberen Putz, damit sich die Flächen voneinander abheben. Für diese Variante entschied sich der Stadtrat schließlich ziemlich eindeutig. Über die Farbe wurde noch nicht abgestimmt. 

Viele Vergaben im Vorfeld

  • 25 Brennstellen der Marktheidenfelder Straßenbeleuchtungsanlage werden vom Bayernwerk für 67 160 Euro ausgetauscht.  
  • Der Stadtrat bewilligte einen Nachtrag von 17 800 Euro für die Umgestaltung des Skaterplatzes. Der Auftrag ging an Hofmann Garten- und Landschaftsbau aus Altfeld.
  • 72 000 Euro werden neue Stahlmöbel (Bänke, Spinde etc.) für das neue Feuerwehrhaus kosten. Der Auftrag geht an Heinrich + Schleyer aus Kitzingen. 
  • Für die EDV der neuen Feuerwache bewilligte der Stadtrat 30 700 Euro. Die Firma H&W Pro Tel aus Eußenheim bekommt den Auftrag. 
  • Die Heizungsinstallation für das neue Bürgerhaus in Michelrieth wird 126 200 Euro kosten. Die Arbeiten ausführen wird die Firma BHP Bad- & Heizungspartner aus Karlstadt. 
  • Die Sanitärinstallation für das neue Bürgerhaus übernimmt die Firma Guckenberger aus Höchberg. Dafür bewilligte der Stadtrat 143 300 Euro.
  • 131 400 Euro werden zudem die Fenster- und Sonnenschutzarbeiten kosten. Der Auftrag geht an die Firma Weisenseel aus Ostheim.
 
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