zurück
Karlstadt
Bürgerbus für Karlstadt: Stadtrat Schneider möchte einen Verein gründen und holt sich Inspiration aus Hammelburg
Könnte ein Verein die Lösung für den Karlstadter Bürgerbus sein? Die Erfahrungen aus 13 Jahren in Hammelburg sind gut. Der Vorsitzende stellte das Konzept vor.
Karlstadt will einen Bürgerbus einführen und holte sich dafür Inspiration aus Hammelburg (Archivfoto). Dort werden die Fahrten über einen eigenen Verein organisiert.
Foto: Arkadius Guzy | Karlstadt will einen Bürgerbus einführen und holte sich dafür Inspiration aus Hammelburg (Archivfoto). Dort werden die Fahrten über einen eigenen Verein organisiert.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

Der Karlstadter Verkehrsausschuss hat sich Mitte Oktober bereits dafür ausgesprochen, dass die Stadt grundsätzlich einen Bürgerbus bekommen soll. Es geht aber noch um das wie. Stadtrat Harald Schneider möchte dafür einen Verein gründen und lud zu einer Informationsveranstaltung mit Andreas Elsässer ein, der Vorsitzender des 2007 gegründeten Bürgerbusvereins in Hammelburg ist. Dazu kamen 17 Interessierte ins Rathaus. Neun davon gaben an, dass sie in einem Verein mitarbeiten würden.

Der Verein aus Hammelburg betreibt dort inzwischen seit 13 Jahren einen Bürgerbus und hat 25 Mitglieder, zu 21 ehrenamtlichen Fahrern kommen vier Mitarbeiter im Vorstand. Aktuelles Fahrzeug ist ein Fiat Ducato mit acht Fahrgastplätzen, inzwischen ist es das Dritte. Eine Besonderheit des Vereins ist, dass er als erster in Bayern als gemeinnützig anerkannt wurde (mit Hilfe von Barbara Stamm). Dafür musste er sich verpflichten, dass es sich bei 75 Prozent der Fahrgäste um alte oder bedürftige Personen (mit Handicap) handelt.

Bestellte Fahrten ergänzen regelmäßige Routen

Der Bürgerbus fährt in Hammelburg derzeit von Montag bis Freitag täglich zwei Linien zwischen Ortsteilen, die bis zu 13 Kilometer von Hammelburg entfernt sind und Hammelburg selbst, wobei es jeden Tag andere Linien sind. Montags fährt der Bus zum Beispiel morgens (8.30 bis 9.30) auf der einen Route, nachmittags (13.30 bis 14.30) auf der anderen. Die Rückfahrten finden jeweils rund zwei Stunden später statt und nur wenn morgens Fahrgäste mitgefahren sind.

Zwischen den Linienfahrten sind Bestellfahrten (außer mittwochs) möglich, das erfolgt direkt über Handy beim Fahrer. Die Fahrer organisieren den Fahrbetrieb also selbst, denn eine Zentrale würde zusätzliche Mitarbeiter erfordern. Der recht weit entfernte Ortsteil Gauaschach und das Lager Hammelburg werden nur auf Bestellung bedient. Der Fahrpreis beträgt einheitlich zwei Euro je Weg.

Günstiger als der normale Bus und bis vor die Tür

"Günstiger als der ÖPNV und wir fahren die Leute vor die Türe", erklärte Andreas Elsässer das Konzept. Auch zu Arztpraxen oder den großen Verbrauchermärkten etwas außerhalb von Hammelburg fahren die Busse. Auf Wunsch tragen die Fahrer auch die Einkaufstüten, was dankbar angenommen wird.

Gedacht ist der Bürgerbus als Ergänzung zum ÖPNV, von vielen Hammelburger Ortsteilen fährt täglich nur ein Bus in die Stadt. Der Fahrservice auf Bestellung zum Lager Hammelburg wird vor allem von Soldaten, die an Lehrgängen teilnehmen, genutzt, da die Entfernung zum Bahnhof mehrere Kilometer (und einige Höhenmeter) beträgt.

Mit Corona ist die Fahrtenzahl stark eingebrochen

Auch der Bürgerbus in Hammelburg bekam Corona zu spüren: Die Fahrgastzahl brach von 5000 im Jahr auf etwa 500 ein und die Linien wurden vorübergehend ausgesetzt. Derzeit fährt jeder der 21 Fahrer zwei halbe Tage im Monat den Bus. Bei den Fahrern handelt es sich ausschließlich um Ruheständler mit einer Altersgrenze von 75 Jahren. Wegen der Auflage "Wohlfahrtswesen und Alterspflege" aus der Gemeinnützigkeit müssen die Fahrer jeden Fahrgast in Listen erfassen, was durch Fahrgastnummern erleichtert wird.

Als Dankeschön für den informativen Vortrag zum Bürgerbusverein Hammelburg überreichten Michael Hombach und Stadtrat Harald Schneider dem Referenten Andreas Elsässer einen Karlstadter Mini-Bocksbeutel.
Foto: Jürgen Kamm | Als Dankeschön für den informativen Vortrag zum Bürgerbusverein Hammelburg überreichten Michael Hombach und Stadtrat Harald Schneider dem Referenten Andreas Elsässer einen Karlstadter Mini-Bocksbeutel.

Bei der Finanzierung machen die Fahrerlöse nur etwa ein Zehntel der Einnahmen aus, die Stadt Hammelburg und die Gemeinden Elfershausen und Fuchsstadt zahlen Zuschüsse, dazu kommen Spenden von Firmen. Aktuell verfügt der Verein über Rücklagen, die aber auch für den nächsten Bus benötigt werden - bei rund 30.000 Kilometern im Jahr ist die Einsatzdauer begrenzt. Auch bräuchte ein solcher Verein "Starthilfe" von der Kommune, in Hammelburg war das einst ein gebrauchtes Fahrzeug vom Bauhof.

Von den Zuhörenden gab es unter anderem die Nachfrage, ob in Karlstadt die Stadt das Fahrzeug stellen würde. "Soweit sind wir noch gar nicht", antwortete Bürgermeister Michael Hombach. Für die Stadt wären Zuschüsse von der Regierung (20.000 Euro, zusätzlich 10.000 Euro für eine Rampe vorhanden ist) zum Fahrzeug aber daran geknüpft, dass jeder Fahrer einen Personenbeförderungsschein erwirbt. Die Kosten würden zwar übernommen, das wäre aber auch mit Mühe und Zeit für ärztliche und augenärztliche Gutachten sowie einem polizeilichem Führungszeugnis alle fünf Jahre verbunden. Über eine Vereinsgründung für einen Bürgerbus in Karlstadt soll im Januar entschieden werden, Harald Schneider sind Mitstreiter willkommen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Karlstadt
Jürgen Kamm
Arztpraxen
Barbara Stamm
Harald Schneider
Omnibusse
Passagiere und Fahrgäste
Polizei
Stadt Hammelburg
Stadt Lohr am Main
Vereine
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top