
Die Friedrich-Günther-Halle in Zellingen wird nicht zur Veranstaltungshalle umgebaut. Der Beschluss des Gemeinderates vom September war ein Aufreger in der Zellinger Bürgerversammlung. Das ging bis zur Beschimpfung des Bürgermeisters als "Totengräber der Kultur".
Bürgermeister Stefan Wohlfart argumentierte vor allem mit den Kosten. Das mit der Entwurfsplanung beauftragte Ingenieurbüro hatte sieben Millionen Euro errechnet, mit Tendenz zu acht Millionen aufgrund zu erwartender Kostensteigerungen bei den derzeitigen Preisentwicklungen. Bei maximal zehn Veranstaltungen im Jahr wären das, gerechnet auf die nächsten 40 Jahre, 20 000 Euro anteilige Baukosten je Veranstaltung, rechnete er vor.
Später erklärte er auf Nachfrage, dass bisher nur vier bis fünf Veranstaltungen im Jahr mit bis zu 400 Besuchern stattfinden. Da kommunale Einrichtungen kostendeckend betrieben werden sollen, würde eine Sanierung zu höheren Stundensätzen führen. Auch für die Sportvereine. Die Nutzung als Turnhalle sei andererseits im derzeitigen Zustand die nächsten 50 Jahre nicht gefährdet und schließt kleinere Veranstaltungen mit bis zu 100 Besuchern ein. Zur Bürgerversammlung kamen rund 60 Personen.
Halle wäre zwei Jahre geschlossen
"Die Stadt Lohr hat trotz guter Gewerbesteuereinnahmen einen Nothaushalt wegen ihrer Stadthalle, das macht mir Angst", sagt Stefan Wohlfart. Zudem wäre die Halle bei einer Sanierung zwei Jahre geschlossen und die Vereine müssten Ausweichlösungen suchen. Auch müsse man weg vom Kirchturmdenken, nicht jede Gemeinde könne eine eigene Halle und ein Schwimmbad haben.
Ein Bürger hielt entgegen, man könne nicht auf Dauer für Veranstaltungen in andere Orte fahren, das funktioniere nicht. Schlagfertig antwortete Wohlfart, die besten Prunksitzungen der Retzbacher Carnevalisten hätten bekanntlich in Retzstadt stattgefunden. Außerdem verwies er auf anstehende andere Aufgaben , sechs Millionen Euro seien für den Neubau des (nicht sanierbaren) Zellinger Kindergartens St. Georg im Gespräch. Entwickeln will die Gemeinde den Bereich des ehemaligen Tanzcenters, mehrere Varianten wurden dem Rat bereits vorgestellt.
Sehr wahrscheinlich wird auch eine Sanierung von Kanal und Wasserleitungen unumgänglich sein. Im Jahr 2020 wurden alle Ortskanäle mit Kameras befahren, was eigentlich alle 20 Jahre erfolgen soll. Die Auswertung soll nun bis Ende des Jahres fertig sein. Bei den Wasserleitungen gibt es über 20 Prozent Wasserverlust, wie erst wieder bei der Vorstellung des Jahresabschlusses 2020 der Versorgungsbetriebe deutlich wurde.
Kritik an Dauerparkern vor dem Rathaus
Im Frageteil kritisierte ein Bürger, am neuen Parkplatz gegenüber des Rathauses stünden manche Autos wochenlang unbewegt. Der Bürgermeister gab zu, dass das bisher niemand kontrollierte. Inzwischen hat allerdings die von der Gemeinde beauftragte Firma "Radarwacht" mit der Überwachung des ruhenden Verkehrs begonnen.
Zu den neuen, von der Gemeinde ausgewiesenen Wanderwegen fragte ein Bürger, ob sie auch gemäht werden. Die meisten seien befestigt, so Wohlfart, gemäht werden müsse nur ein Teil des Weges durch das Affental in Retzbach.
Ein Bürger kritisierte, die asphaltierten Flurwege sähen teils aus "wie Sau", weil manche Landwirte sie nach der Nutzung mit ihren Bulldogs nicht reinigten. Er werde das bei den Jagdgenossen ansprechen, kündigte der Bürgermeister an, und sei sich auch nicht zu schade, hinterher zu telefonieren.
Für Schmunzeln sorgte in diesem Zusammenhang die Frage: Wenn Hundebesitzer die Hinterlassenschaften ihrer vierbeinigen Lieblinge wegmachen müssen, wie sieht das bei Pferden aus? Doch sie war ernst gemeint.