Vor gut zehn Jahren hat der Lohrer Maschinenbauer Bosch Rexroth die komplette Bühnentechnik für das weltberühmte Moskauer Bolschoi-Theater erneuert. Am Dienstagmorgen nun verkündete das Unternehmen den Beschäftigten das schleichende Aus des Geschäftsbereichs.
Ab sofort werden keine Neuprojekte in dem Bereich mehr angenommen. Betroffen sind laut Pressesprecher Jan Saeger 84 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Lohr sowie ein weiteres gutes Dutzend im tschechischen Brünn. Laufende Projekte im Bereich Bühnentechnik werde Bosch Rexroth vertragsgemäß abschließen.
Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Ziel sei es laut Pressesprecher Saeger, die knapp 100 betroffenen Beschäftigten innerhalb des Unternehmens auf andere Stellen am Standort Lohr beziehungsweise Brünn zu vermitteln. Diese Option werde Bosch Rexroth den meisten der betroffenen Mitarbeitenden anbieten, so dass eine übergangslose Weiterbeschäftigung gegeben ist. Außerdem gebe es Möglichkeiten für individuelle einvernehmliche Lösungen.
Bühnentechnik war für Rexroth zuletzt unrentabel
Das Geschäft von Bosch Rexroth im Nischenmarkt für Bühnentechnik ist einer Pressemitteilung des Unternehmens zufolge defizitär. Die Situation habe sich durch die Corona-Pandemie weiter verschärft. So seien die Neuinvestitionen im Kultursektor weiterhin auf niedrigem Niveau und die Marktwachstumsprognosen begrenzt. Bei der Neuvergabe von Aufträgen bestehe ein massiver Preis- und Wettbewerbsdruck.
Hinzu komme ein technologischer Wandel bei Antriebssystemen im Bereich Bühnentechnik von Hydraulik hin zu bühnenspezifischer Elektrik, die so nicht im Rexroth-eigenen Produktportfolio vorhanden sei. Dadurch reduziere sich der Wertschöpfungsanteil von Bosch Rexroth, die Profitabilität des Bühnengeschäfts sinke weiter.
"Wir haben intensive und langjährige Beziehungen zu unseren Kunden. Selbstverständlich führen wir die laufenden Projekte mit unseren Kunden vertragsgemäß zu Ende", sagte Steffen Haack, Mitglied des Rexroth-Vorstands mit Zuständigkeit für Entwicklung, laut Pressemitteilung. Für die Abdeckung zukünftiger Bedarfe nach Ersatzteilen oder Service wolle man ein Konzept entwickeln.
Da hat Bosch anscheinend geschlafen.