Nach sechs Jahren aufwendiger Restaurierung feiert die russische Hauptstadt Moskau beginnend am 29. Oktober vier Tage lang die Wiedereröffnung seines weltberühmten Bolschoi-Theaters. Entscheidenden Anteil am erfolgreichen Abschluss der Generalsanierung hat die Bosch Rexroth AG. Die Lohrer Spezialisten für Antriebe und Steuerungen waren als Generalunternehmer für die Installation einer leistungsfähigen und flexiblen Bühnentechnik verantwortlich.
2004 hatte Rexroth die Ausschreibung des Auftrags gewonnen. Mit einem Volumen von rund 200 Millionen Euro handle es sich um den größten Einzelauftrag der Unternehmensgeschichte, teilte Rexroth damals mit. Der Auftrag von Rexroth war es, die Technik zu installieren, die Kulissen platziert, Podien hebt und senkt oder Bühnenwagen verschiebt. Mehr als 600 elektrische und hydraulische Antriebe hat Rexroth dazu im Bolschoi-Theater verbaut. Auch die Bühnenleittechnik für die Ober- und Untermaschinerie wurde in Lohr projektiert und in Moskau von Rexroth installiert und in Betrieb genommen. Durchschnittlich waren während der Sanierungsphase rund 120 Mitarbeiter des Lohrer Unternehmens in Moskau vor Ort.
Hinter der vollständig erhaltenen historischen Fassade von 1825 fänden Theaterfreunde nun eine ausgeklügelte und hochmoderne Bühnentechnik, so Rexroth. Da die Außenmaße des Gebäudes beim Umbau unverändert bleiben mussten, wurde der Bühnenbereich vollständig entkernt und für die Bühnentechnik neuer Raum geschaffen. So ist zum Beispiel die Bühnengrube, in der die großen Bühnenpodien fahren, nun mehr als 20 Meter tief.
Die sieben großen Bühnenpodien beeindrucken schon bevor sich der Vorhang zur ersten Vorstellung hebt: Jedes Podium hat zwei Ebenen und ist 22 Meter lang, drei Meter breit und zehn Meter hoch. Das Eigengewicht jedes Podiums liegt bei rund 80 Tonnen. Hydraulische Antriebe aus dem Hause Rexroth bewegen sie ruckfrei mit bis zu 70 Zentimetern pro Sekunde über einen Hub von 16 Metern auf- und abwärts.
„Und von all dem ist im Zuschauerraum nichts zu hören“, beschreibt Rexroth die Funktion der leisen Hydraulikaggregate, die zudem in der maximal möglichen Entfernung zum Publikum am niedrigsten Punkt des Kellers platziert wurden. Auch die Aufgaben der Obermaschinerie sind vielseitig: Eine Winde hebt zum Beispiel bis zu einer Tonne Gewicht an – und das vergleichsweise schnell mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1,8 Metern pro Sekunde. Während der Bewegung darf der Zuschauer von den Antrieben nichts hören. Deshalb verhindert eine sehr leise Maschinentechnik in Kombination mit einer effektiven Schalldämmung auch hier störende Geräusche. Eine weitere Herausforderung war absolute Sicherheit: Während sich oben hohe Lasten bewegen, können sich Künstler oder Bühnenpersonal auf der Bühne befinden. Eine ausgeklügelte Sensorik und zahlreiche Softwarefunktionen der Rexroth-Bühnensteuerung verhindern, dass es zu gefährlichen Situationen kommt.
Bolschoi-Theater
Die erste Adresse unter den Schauspielhäusern Russlands wurde 1780 eröffnet. Das Bolschoi-Theater gilt als eines der bekanntesten und schönsten Theaterhäuser der Welt. Mehrfach wurde es durch Brände zerstört. Baufällig war es vor seiner Sanierung schon seit Jahrzehnten. 1987 und 1997 wurden begonnene Sanierungen wegen Geldmangels ausgesetzt.
Nach der Sanierung wird das Haus, an dem bis zu 900 Künstler tätig sind, 1700 Zuschauern Platz bieten. Bei der Generalsanierung des kompletten Gebäudes wurde viel vom alten Prunk und Glanz wiederhergestellt. So gibt es nun wieder eine Zarenloge. Bei Restaurierung wurden fünf Kilo Gold verarbeitet.
Die Gesamtkosten der Sanierung waren ursprünglich auf 500 Millionen Euro veranschlagt. Dieser Betrag wird aber offenbar um ein Vielfaches überschritten. Die Rede ist von Sanierungskosten weit über einer Milliarde Euro. In Russland gilt der Fall des Bolschoi-Theaters mittlerweile als Musterbeispiel für Korruption. Bosch Rexroth betonte, dass es mit seinen Leistungen nicht an der Explosion der Sanierungskosten beteiligt sei.