zurück
Müdesheim
Blüh-Patenschaft: Wie viel darf ein Stück Bienenwiese kosten?
Blühpatenschaften boomen. Doch was kann man für den Naturschutz-Service von anderen verlangen? Landwirte in Main-Spessart sind da unterschiedlicher Meinung.
Als die ersten Paten für die künftige Blühwiese über Müdesheim im Werntal begrüßte Hartmut Eckert (links) Monika Fuchs, Kerstin Celina und Manfred Fuchst. Im Hintergrund Gerhard Kraft.
Foto: Günter Roth | Als die ersten Paten für die künftige Blühwiese über Müdesheim im Werntal begrüßte Hartmut Eckert (links) Monika Fuchs, Kerstin Celina und Manfred Fuchst. Im Hintergrund Gerhard Kraft.
Günter Roth
 und  Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:43 Uhr

Seine Idee war: Aus seinem ehemaligen Bioweinberg eine Blühwiese zu machen und Patenschaften zu vergeben.  Am Welttag der Bienen, am vergangenen Montag, stellte der Müdesheimer Hartmut Eckert nun auf der Fläche seines ehemaligen Ökoweinbergs offiziell sein Projekt "Eckertfelde" vor und begrüßte dabei auch gleich die ersten beiden Wiesenpaten mit einer Urkunde: das Ehepaar Monika und Manfred Fuchs aus Karlstadt sowie die Grünen-Abgeordnete Kerstin Celina. Neben den Blühflächen sollen in Eckertfelde noch begleitende Naturschutzprojekte wie Insektenhotels, Informationstafeln, Vogelnistplätze und ein Streichelzoo mit Schafen eingebunden werden. 

Das Ereignis, die Initiierung einer Blühfläche an sich, ist nicht neu: Spätestens seit dem Volksbegehren "Rettet die Bienen!" entscheiden sich immer mehr Bauern zu diesem Schritt. Für Irritationen bei anderen Blühflächen-Anbietern sorgte allerdings das Patenschafts-Angebot des Müdesheimer, beziehungsweise der Preis. Denn Hartmut Eckert sucht Menschen, die bereit sind, für 25 Euro pro Jahr eine Patenschaft für einen Quadratmeter an Eckertfelde zu übernehmen. 

Kritik an teurer Patenschaft aus Karbach

Konkrete Kritik an dem Angebot äußert Peter Schmelz, Landwirt aus Karbach. In einem Schreiben an die Redaktion formuliert er: "Hartmut Eckerts Idee, Blühflächenpatenschaften für ein zig-Faches des Grundstückswertes anzubieten, ist zunächst genial. 25 Euro pro Quadratmeter mal 20 000 Quadratmeter ergibt schließlich in zwei Jahren genau eine Million. Das ist freilich besser als die mühsame Arbeit eines Biowinzers", so Schmelz.

Wie viele Landwirte in der Region hätten auch er und sein Bruder seit einigen Jahren 30 000 Quadratmeter solcher Blühflächen im Betrieb, zusätzlich noch 180 000 Quadratmeter Artenschutzbrache, schreibt Schmelz weiter. Pate hierfür stehe bereits der Steuerzahler, schließlich fördere der Freistaat Bayern die Blühflächen mit 600 Euro pro Hektar und Jahr. Das seien für einen Quadratmeter und zwei Jahre statt der von Hartmut Eckert verlangten 50 Euro lediglich 12 Cent – ein fairer Ausgleich für den entgangenen Ertrag, meint der Landwirt aus Karbach.

Eckert: "Ich verdiene nichts daran."

Hartmut Eckert selbst reagiert auf die Kritik an seinen hohen Pachtbeträge ungehalten und  versichert: "Ich verdiene nichts daran." Er sieht sich selbst als Ökodienstleister und verweist auf die arbeitsintensiven Pflegearbeiten und die begleitenden Umweltschutzprojekte. Außerdem sei sein Boden seit 30 Jahren nicht mit Dünger und Pestiziden belastet, weil ökologisch bewirtschaftet. Auf die staatliche Förderung will er verzichten. 

Und Kerstin Celina? Was hat die grüne Landtagsabgeordnete dazu bewegt, sich gerade an diesem Blüh-Patenschaften zu beteiligen? "Jedes Projekt ist individuell. Mir geht es nicht darum zu schauen, welches Projekt ist billiger", erklärt sie auf Nachfrage. An Eckertfelde habe ihr gefallen, dass an dieser Stelle schon Jahre vorher ökologisch gearbeitet wurde. Die Mehrarbeit könne man belohnen. Darüberhinaus habe ihr das Gesamtkonzept zugesagt. Es enthalte nicht nur die Idee der Blühwiese, sondern auch den Schutz verschiedener Arten durch unterschiedliches Saatgut, fachlich begleitet durch die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Oder den Gedanken, einen besonderen Ort zu schaffen durch die Verbindung von Kunst und Natur. "Ich sehe das ein bisschen wie ein Start Up-Unternehmen und die Investition in eine neue Idee ", so Celina. 

Celina: Blühflächen nicht auf Böden zur Nahrungsmittel-Produktion

Dass das Thema Blühflächen boomt, merkt die grüne Abgeordnete auch an der Zahl der Anfragen, die sie täglich bekommt und in denen sie als Patin gewünscht wird. Den Boom sieht sie auch kritisch. "Was ich nicht will: Dass auf Böden Blühflächen entstehen, die der Nahrungsmittel-Produktion damit verloren gehen", so Celina. Idealerweise schaffe man es mit den Blühflächen, bisher ungenutzte Böden sinnvoll umzugestalten.  

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Müdesheim
Günter Roth
Lucia Lenzen
Abgeordnete
Bienen
Kerstin Celina
Kritik
Landwirte und Bauern
Manfred Fuchs
Mehrarbeit
Pflanzenschutzmittel
Saatgut
Umweltschutzprojekte
Ökologie
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • M. G.
    Allgemein finde ich diese Grund negativen Bemerkungen und Reaktionen unverschämt. Er hätte das Land auch einfach verpachten oder verkaufen können. Er muss da auch gar nichts machen und lässt einfach das Land brach liegen. Weil jetzt die Neider aus den Löcher kommen und sich ärgern, dass sie selbst nicht mit so großen Ideen um die Ecke gekommen sind, ist das Projekt trotzdem immernoch gut. Ihr alle unterstützt jeden Tag Weltmächte, die über Leichen gehen und nur daran denken, wie sie nächstes Jahr noch reicher werden können. Aber ein gutes Projekt wird kritisiert. Zu denken, dass man sich 25 € netto direkt in die eigene Tasche steckt zeigt, dass keiner weiß was das alles kostet, wie viel dahinter steckt und wie viel tausend Euro da schon rein gesteckt wurden. Bevor ihr ganzen Meckerköppe den Mund auf macht und sowohl das Projekt wie auch Herrn Eckert öffentlich angreift, solltet ihr vor Ort das direkte Gespräch suchen, oder einfach ruhig sein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. S.
    Herr Grothe, ganz einfach ruhig sein, ist ein guter Vorschlag. Beherzigen sie diesen Vorschlag bitte auch selbst, denn sonst gilt für Sie auch dieses "Morgengebet": Lieber Gott, hilf mir meinen Mund zu halten, zumindest solange bis ich weiß, von was ich rede. Nichts für ungut Herr Grothe.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. G.
    Meinen Mund werde ich ganz sicher nicht halten, denn besonders in Bezug auf Eckertfelde weiß ich ganz genau wovon ich spreche. Aber passt schon. Ich rede mit Hartmut. Offenbar ist es besser, wenn die Bienenwiese komplett gerodet wird und dort eine Tankstelle entsteht. Das wäre ganz offensichtlich eine viel bessere Idee. Es schient die Meinung zu bestehen, dass man nur Gutes tun darf, wenn man so richtig drauf zahlt und sich selbst aufopfert. Ist aber auch ein Unding, sich FÜR DIE NATUR zu engagieren und dann auch noch Geld dafür zu nehmen, um alle Projekte und Grundkosten finanzieren zu können, anstatt einen Kredit aufzunehmen und es aus eigener Tasche zu bezahlen.

    Nur Mal eine Idee nebenbei: Anstatt zu Meckern könnt Ihr Neider auch einfach MITMACHEN oder SELBER machen. So wie ich. Gegen Eckertfelde zu wettern betrachte ich als Neid und Egoismus.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. S.
    Jahrelang künstlich Dünger.
    Gift ausspritzen egal wo und wie.
    Hauptsache der Ertrag stimmt.
    Nichts arbeiten wollen und sich über die anderen mokieren.
    Und jetzt wollen die gerade sagen ist Bio.
    Gehört alles streng geprüft.
    Schon allein das Bienen Zucker verfüttert wird das der Ertrag höher ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. S.
    wartet mal ab, ob das, was gesagt wurde, auch wirklich gemacht wird. Ich habe da mene Bedenken.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. S.
    Ja stimmt dort ist schon viel gelogen und gepanscht worden.
    Vor Jahren schon nichts davon wissen wollen.
    Jetzt schnell auf fahrenden Zug aufspringen wollen.
    Besonders unter falschem Aussagen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. G.
    Sie sind für die Kommentarfunktion gesperrt, da Sie Ihre E-Mail-Adresse noch nicht bestätigt haben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. P.
    Bio Weinberg,
    hatte viel Arbeit gemacht, nichts eingebracht,
    jetzt Bio Blühflächen, keine Arbeit, und bringts v...........,
    fürs nichts tun 25.-€/m², ich hab den falschen Beruf bei 25.-€ die Stunde,
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. G.
    Sie sind für die Kommentarfunktion gesperrt, da Sie Ihre E-Mail-Adresse noch nicht bestätigt haben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • C. D.
    Nachvollziehbar ist die Kostenrechnung nicht gerade .
    Man kann mit " B I O " und den " Bienensterben " einfach zusätzlich mehr
    Geld verdienen und der Mechanismus hierzu läuft hervorragend.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • C. W.
    Und wenn es tatsächlich so ist, dann liegt es tragischerweise immer noch daran, dass "Bio" und Umweltbewusstsein immer noch in Fleisch und Blut übergegangen sind.
    Dabei müsste die Idee hinter geringerer künstlicher (chemischer) Belastung des Bodens, bzw. der Nahrungskette mit uns als Endglied selbstverständliche Normalität sein. Man müsste Produkte auszeichnen mit "Verwendung von Roundup/bedenklichen Düngemittel" und das Bioprodukt als "Normalware" verkaufen. Seltsamerweise wollen wir lieber billig und möglicherweise belastet - das ist unsere Normalität.

    Ich vergesse dabei nicht Landwirte, die ohne Biolabel nachhaltig und ökologisch produzieren. Aber wie gesagt - warum muss man das überhaupt "bio"-zertifizieren? Warum fordert der Konsument nicht genau das, was ihm selbst, der Umwelt und der Artenvielfalt bzw. Insektenvielfalt am wenigsten schaden würde?

    Diese Tatsache gibt der Aussage der Geldmacherei doch eine sehr sarkastische Note.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten