Für die Errichtung des 28 Hektar großen "Solarparks Massenbuch I" gibt es eine Hürde weniger: Der Gemündener Stadtrat hat am Montag die Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplanes einstimmig (23:0) befürwortet. Etwa 30,9 Millionen Kilowattstunden Strom soll dieser im Jahr erzeugen. Christopher Kohles von der Projektgesellschaft Südwerk informierte in der Sitzung noch einmal über das Projekt. Er ging dabei vor allem darauf ein, ob die geplante Photovoltaik-Anlage von den umliegenden Stadtteilen aus zu sehen sein wird. Die Antwort lautete: So gut wie überhaupt nicht.
Südwerk hat das überprüft, indem die Mitarbeiter des Unternehmens einen Traktor mit zwei Anhängern (Höhe drei Meter und 3,50 Meter) am künftigen Standort der Anlage aufgestellt haben. Anschließend haben sie sich an hohe Punkte in Gemünden, Adelsberg und Wernfeld begeben, um sich davon zu überzeugen, wie gut die Anhänger von dort zu sehen sind. Das Ergebnis war laut Sitzunterlagen, dass Blendungen oder eine Verschlechterung des Landschaftsbildes nicht zu erwarten sind. "Die Module sind alle nach Süden ausgerichtet. Die Ortschaften werden auf keinen Fall geblendet, wenn überhaupt werden sie auf die Rückseite der Module schauen", sagte Kohles.
Keine Kosten für Gemünden
Die Projektgesellschaft hat sich dazu verpflichtet, die Kosten für das Bauleitplanverfahren zu tragen. Es kommen keine Kosten für die Photovoltaik-Anlage, die auf den Gemarkungen Massenbuch und Wernfeld entstehen soll, auf die Stadt Gemünden zu. Im Gegenteil: Über Kommunalabgabe und die Gewerbesteuer soll die Stadt in einem Zeitraum von 20 Jahren etwa 1,6 Millionen Euro einnehmen. Dadurch dass die Betreibergesellschaft des Parks ihren Sitz in Gemünden haben soll, bleibt die gesamte Gewerbesteuer bei der Kommune.
Es stehen außerdem zwei Modelle zur finanziellen Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an dem Solarpark zur Diskussion. Beim "Bürgersparen" wäre mit einem Zinssatz von 1,5 Prozent zu rechnen. Investitionen bis zu 100 000 Euro sind laut Südwerk gesichert, unabhängig davon, wie das Projekt läuft. Das zweite Modell wäre eine Crowdfunding-Plattform. Die Bürger würden dem Projekt einen Kredit gewähren und erhielten jährliche Zinsen von rund drei Prozent – trügen aber auch ein höheres Risiko. Über eine Online-Umfrage von Südwerk unter www.s-werk.com/beteiligungsmodelle können Interessierte signalisieren, welches Modell sie bevorzugen. Die Entscheidung liegt letztlich aber beim Stadtrat. Eine Beteiligung soll ab 500 Euro möglich sein.
Pläne für zweiten Solarpark liegen nicht in Schublade
Wolfang Remelka (Bündnis für Bürgernähe) erkundigte sich, wie die Baustelle angefahren werden soll, da die Zufahrt sehr schmal sei, und ob das alternativ nicht über Wiesenfeld möglich sei. Christopher Kohles antwortete, dass ihm spontan kein Grund einfalle, warum das nicht gehen sollte. Südwerk werde das klären.
Monika Poracky (SPD) wollte wissen, ob angesichts des Namens "Solarpark Massenbuch I" direkt ein zweiter Park angedacht sei. Bürgermeister Jürgen Lippert (Bündnis für Bürgernähe) verneinte das. Pläne für einen weiteren Solarpark lägen nicht bereits in der Schublade. Jedoch fügte er hinzu: "Wir können alle nicht in die Zukunft schauen." Er wolle nicht sämtliche Ackerflächen mit Freiflächenphotovoltaik belegen, es sei aber auch abzuwarten, welche Maßnahmen noch nötig seien werden, um ausreichend Solarstrom zu erzeugen.
Wie lange es nun dauern soll, bis der Solarpark fertig wird, fragte Matthias Risser (CSU). Festnageln lassen wollte sich Kohles da nicht. Das hänge auch vom Zusammenspiel mit den Kommunen und den Trägern öffentlicher Belange ab, merkte der Projektmanager an. Als Durchschnittswert nannte er ein bis eineinhalb Jahre.