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Mittelsinn
Bis Februar in Ukraine im Einsatz: Jetzt hilft Frank Mielke von Mittelsinn aus
Der Polizist war bis vor Kurzem in Lemberg tätig und steht in ständigem Kontakt mit Kollegen vor Ort. Er organisierte mit seiner Frau und seinem Neffen einen Hilfstransport.
Frank Mielke beim Ausladen der Hilfsgüter an der polnisch-ukrainischen Grenze.
Foto: Mielke | Frank Mielke beim Ausladen der Hilfsgüter an der polnisch-ukrainischen Grenze.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:10 Uhr

Nach der großen Mittelsinner Hilfsaktion im Dezember fürs Ahrtal gab es dieser Tage erneut eine aufwändige Spendenaktion aus Mittelsinn, diesmal für die Ukraine. Organisiert hat die Ukraine-Aktion der Mittelsinner Kriminalhauptkommissar Frank Mielke, 57, der bis Februar im Rahmen einer EU-Mission im westukrainischen Lwiw (Lemberg) ukrainische Polizisten beraten hat. Mit Beginn des Krieges wurde der Einsatz vorerst unterbrochen, aber er  ist weiterhin täglich in Kontakt mit den dortigen Kollegen und wollte unbedingt helfen.

Hunderttausende aus anderen Teilen der Ukraine Geflüchtete seien dort gestrandet, berichtet er. Medizinische Hilfsmittel, Babynahrung und Medikamente würden dringend gebraucht. Tatkräftig unterstützt wurde Mielke von seiner Frau Christiane und seinem Neffen Daniel Mielke, die sich beide eine Woche freinahmen.

Bis Februar war Mielke als Polizist in der Ukraine

Mielke erzählt, dass er schon vorher auf Auslandsmissionen war, etwa im Kosovo. Die Mission seit September in der Ukraine, seine vierte, sollte seine letzte sein. Er war dort bis zu einem Urlaub Anfang Februar eingesetzt als Polizeiberater für kriminalpolizeiliche Ermittlungen und Kriminalprävention. Die Lage mit den aufmarschierenden russischen Truppen an den Grenzen sei angespannt gewesen. "Es wurde dennoch allgemein angenommen, da passiert nichts, es geht alles gut aus." Aus seiner geplanten Rückkehr nach Lwiw Mitte Februar wurde jedoch nichts.

Durch seine persönlichen Kontakte habe er die Kriegsgeschehnisse mit großer Anteilnahme verfolgt. Weil viele der Lemberger und weitere aus Kiew, Charkiw und Mariupol evakuierte Kolleginnen und Kollegen dort in der Flüchtlingshilfe tätig seien und überlastete Krankenhäuser unterstützten, wisse er, was konkret gebraucht werde. Zunächst habe er Geld gesammelt und hingeschickt.

"Es fehlt hinten und vorne, vor allem im Lemberger Kinderkrankenhaus."
Frank Mielke

Aber Mielke wollte mehr tun, weil er wusste, dass die humanitäre Lage so schlecht ist. "Es fehlt hinten und vorne, vor allem im Lemberger Kinderkrankenhaus." Also startete er gemeinsam mit seiner Frau und seinem Neffen einen Spendenaufruf über Facebook und Whatsapp. "Das hat sich in kürzester Zeit zum Selbstläufer entwickelt." Die Hilfsbereitschaft sei überwältigend gewesen.

Freunde und Verwandte boten sich ungefragt als Helfer an. Sachspenden sammelten sie in Mielkes großer Garage. Mielke sprach auch im Mittelsinner Gemeinderat vor, der bis zu 500 Euro Spritkosten bewilligte. Sie kontaktierten Firmen, Apotheken, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen und Sanitätshäuser, ob sie Medizinprodukte spenden würden, die sie nicht mehr brauchten.

Helferinnen und Helfer der Ukraine-Hilfsaktion der Mielkes in Mittelsinn. In der Mitte Frank Mielke, Zweite von links seine Frau Christiane Fleißner-Mielke.
Foto: Mielke | Helferinnen und Helfer der Ukraine-Hilfsaktion der Mielkes in Mittelsinn. In der Mitte Frank Mielke, Zweite von links seine Frau Christiane Fleißner-Mielke.

Enorme Hilfs- und Spemdenbereitschaft

Es kamen rund 3400 Euro Spenden in bar, dazu etwa zwei Tonnen an Hilfsgütern zusammen. Seine Frau nutzte ihre Kontakte als Kommunikationstrainerin für Arztpraxen. So bekamen sie etwa teure Wundauflagen, Kompressen oder OP-Besteck geschenkt. Ein Allgemeinarzt habe bis auf Notfallmedikamente seinen ganzen Schrank für sie leergemacht. Der Sohn der Mielkes, selbst Arzt, habe den Wert der gelieferten Medizinprodukte einschließlich der Hygiene- und Babyartikel auf rund 30.000 Euro geschätzt, von einem beruflichen Kontakt von Christiane Fleißner-Mielke allein kamen Waren im Wert von rund 5000 Euro.

Sie erzählt außerdem die berührende Geschichte von einem Anruf aus Altengronau, wo sich eine Frau meldete, dass ihr Vater gerade gestorben sei und sie die Hilfsmittel und Medikamente spenden würde, sowie von einem ähnlichen Fall aus Rieneck. "Da habe ich schon Gänsehaut gekriegt", sagt sie. Beim Verladen vergangenen Samstag seien zehn Freunde zum Helfen dabei gewesen.

"Man hat eigentlich immer das Gefühl, nicht genug getan zu haben."
Frank Mielke

Daniel Mielke erzählt von Pleiten, Pech und Pannen mit den Fahrzeugen, etwa als es beim Abholen des benötigten Hängers zwischen Gräfendorf und Schonderfeld zu einem Verkehrsunfall kam, wobei der vom Burgsinner Manfred Keßler zur Verfügung gestellte Sprinter stark beschädigt wurde. Erfreulicherweise habe Keßler ein weiteres Fahrzeug, einen Ford Transit, zur Verfügung gestellt, mit dem die drei Mielkes in einer gut 17-stündigen Fahrt an die polnisch-ukrainische Grenze fuhren, wo seine ukrainischen Kollegen schon warteten. Zwei hätten ihre Frauen und ein Baby dabei gehabt, weil diese nicht von ihren Männern getrennt sein wollten. Bilder zeigen, wie die Kollegen die Sachen schon einen Tag später etwa an das Kinderkrankenhaus übergaben.

Nächste Aktion schon in Planung

"Wir waren total fertig, aber wir waren glücklich", erzählen die drei. "Es war schon hardcore", sagt Christiane Fleißner-Mielke. Eigentlich seien sie bei Fahrtantritt durch die Arbeit die Tage zuvor schon platt gewesen, aber es sei es wert gewesen. Im Nachhinein, meinen sie, dass sie noch viel mehr hätten sammeln können, wenn die Aktion nicht so kurzfristig abgelaufen wäre. "Man hat eigentlich immer das Gefühl, nicht genug getan zu haben", sagt Frank Mielke. Aber letztlich zähle alles. Sie machen sich schon wieder Gedanken über eine weitere Hilfsaktion. Ein Teil der Geldspenden wurde bereits in dringend benötigte humanitäre Hilfe investiert und ausgeliefert. Von den restlichen 1000 Euro sollen weitere Medikamente und Tourniquets, Abbindesysteme für schwere Verletzungen an Armen und Beinen, für die ukrainische Armee beschafft werden.

Die täglichen Luftalarme seien für die Bevölkerung in Lwiw zermürbend, aber die Stimmung sei durch die Erfolge der ukrainischen Armee inzwischen besser. Aber die Lembergerinnen und Lemberger blieben skeptisch und müssten mit der ständigen Gefahr leben, dass jeden Moment eine Rakete einschlagen könnte.

 
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