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Main-Spessart
Biosphärenreservat Spessart: Hessischer Teil darf bei Machbarkeitsstudie nicht mitmachen
Der Alleingang Bayerns beim Biosphärenreservat Spessart verärgert den hessischen Main-Kinzig-Kreis. Der hessische Spessart hätte sich gern beteiligt, hat aber eine Absage erhalten.
Totholz bei Rohrbrunn im Spessart (Archivbild).
Foto: Björn Kohlhepp | Totholz bei Rohrbrunn im Spessart (Archivbild).
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:36 Uhr

Derzeit läuft die Machbarkeitsstudie für ein Biosphärenreservat Spessart. Aber nicht der ganze Spessart ist daran beteiligt: Der knapp ein Drittel ausmachende hessische Teil mit renommierten Orten wie Bad Orb oder Bad Soden-Salmünster ist außen vor. Zur Verärgerung des hessischen Main-Kinzig-Kreises beteiligen die drei unterfränkischen Landkreise Aschaffenburg, Miltenberg und Main-Spessart sowie die Stadt Aschaffenburg den hessischen Spessart an der Machbarkeitsstudie nicht. "Bayern wollte das alleine machen", sagt John Mewes, Pressesprecher des Landratsamts des Main-Kinzig-Kreises, auf Anfrage. "Wir hatten von unserer Seite schon die Absicht, das gemeinsam zu machen."

Von den bayerischen Beteiligten habe es jedoch geheißen, sie seien schon weiter und wollten es alleine machen. Damals, so Mewes, sei die Ausschreibung für eine Machbarkeitsstudie aber noch in Arbeit gewesen. "Die hätten die Gebietskulisse durchaus noch erweitern können." Die Absage aus Bayern habe im Main-Kinzig-Kreis für Irritationen gesorgt. "Wir konnten das nicht nachvollziehen." Eine bayerisch-hessische Zusammenarbeit sei offenbar nicht gewollt gewesen. In der Rhön, wo mit Hessen, Thüringen und Bayern beim dortigen Biosphärenreservat sogar gleich drei Bundesländer kooperieren, habe das ja auch funktioniert.

"Wir konnten das nicht nachvollziehen."
John Mewes, Presseprecher des Landratsamts Main-Kinzig

Dass es der Main-Kinzig-Kreis ernst meinte, zeigt die Tatsache, dass der dortige Kreistag im Dezember 2021 einen Beirat zum Biosphärenreservat einsetzte. Mit dabei waren sieben Kreistagsmitglieder, Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen Städte und Gemeinden sowie von einer fast unüberschaubaren Anzahl von Organisationen und Behörden. Der MKK-Kreistag hatte sich, wie angeblich mit den bayerischen Beteiligten vereinbart, damals "den ergebnisoffenen Vorüberlegungen zu einer ersten Untersuchung eines gemeinsamen Biosphärenreservates Spessart der Landkreise Main-Spessart, Aschaffenburg, Miltenberg grundsätzlich angeschlossen" und dies im Januar 2022 mitgeteilt.

Absage an die Hessen für eine gemeinsame Machbarkeitsstudie

In einer Pressemitteilung des MKK-Kreises vom April 2022 heißt es: "Die ernüchternde Antwort erfolgte rund zwei Wochen später in Form einer Absage mit der Begründung, dass es als ,erfolgversprechender' angesehen werde, ,den aus eigener Betrachtung heraus gut laufenden Prozess auf bayerischer Seite wie begonnen und ohne weiteren Einbezug der hessischen Gruppen fortzuführen'".

Der Spessart bei Rothenbuch (Archivbild).
Foto: Björn Kohlhepp | Der Spessart bei Rothenbuch (Archivbild).

Diese Redaktion hat bei den Landratsämtern in Main-Spessart und Miltenberg sowie bei Stadt und Landkreis Aschaffenburg angefragt, was die Gründe für die bayerische Absage war. Von der Pressestelle des Landratsamts Main-Spessart kam eine mit den anderen abgestimmte Antwort. "Auf den beiden Seiten der Landesgrenze bestanden damals unterschiedliche Verfahrens- beziehungsweise Diskussionsstände, die ungewollte Verzögerungen bedingt hätten", heißt es darin. Zudem habe sich bereits in der Konzeptionsphase der Machbarkeitsstudie im Herbst 2021 gezeigt, wie herausfordernd es sei, allein die vier unterfränkischen Gebietskörperschaften und die verschiedenen Akteure unter einen Hut zu bringen. Zusätzliche Gebiete und Akteure aus einem anderen Bundesland mit anderen Strukturen als in Bayern hätten "die Machbarkeitsstudie eindeutig überfrachtet".

Alleingang Bayerns sinnvoll im Hinblick auf spätere Strukturen?

Weil man darüber hinaus bei einem länderübergreifenden Prozess auch "dem selbst gesteckten Anspruch an Transparenz und Partizipation" nicht mehr hätte gerecht werden können, hätten sich Aschaffenburg, Main-Spessart und Miltenberg für zwei separate, bundeslandspezifische Untersuchungen ausgesprochen. Dies ergebe auch mit Blick auf die möglichen späteren Verwaltungsstrukturen Sinn. Rein formal handele es sich, so die Antwort der bayerischen Beteiligten, auch beim Biosphärenreservat Rhön um drei "Teilbiosphärenreservate" (je eines in Bayern, Hessen und Thüringen), die organisatorisch und finanziell voneinander unabhängig sind. Doris Pokorny, Leiterin der bayerischen Verwaltung des Biosphärenreservats an der Regierung von Unterfranken, stellt auf Anfrage dazu klar, dass das Biosphärenreservat Rhön von der UNESCO als ein Biosphärenreservat anerkannt sei.

Grundsätzlich stehe der bayerische Spessart einer länderübergreifenden Lösung "offen gegenüber", eine mögliche spätere Erweiterung in Richtung Hessen solle in der Machbarkeitsstudie mit betrachtet werden, heißt es vom Landratsamt Main-Spessart. Mit dem Main-Kinzig-Kreis sei vereinbart worden, die hessische Seite regelmäßig über den Fortschritt und die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie Biosphärenreservat Spessart zu informieren.

Main-Kinzig-Kreis: Biosphärenreservat Spessart geht nur gemeinsam

Die Erste Kreisbeigeordnete des Main-Kinzig-Kreises, also die leitende Kommunalbeamtin, Susanne Simmler teilt auf Anfrage der Redaktion mit, dass der einberufene Beirat weiterhin bestehe. Es sei aber eine Pause vereinbart. Weil von bayerischer Seite "kein gemeinsamer Prozess gewünscht ist" und um Steuergelder nicht doppelt auszugeben, werde keine eigene hessische Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Simmler: "Wir sind überzeugt davon, dass sowohl eine Machbarkeitsstudie als auch die Umsetzung nur gemeinsam unter Beteiligung aller gehen kann. Dass dies auf bayerischer Seite nicht so gesehen wird, haben wir zur Kenntnis genommen." Ein Biosphärenreservat in nur einem Teil des Spessarts ist aus hessischer Sicht sehr schwer umzusetzen.

"Ein Biosphärenreservat ist kein politischer 'so wird’s jetzt gemacht' Prozess."
Susanne Simmler, Erste Kreisbeigeordnete des Main-Kinzig-Kreises

Laut Simmler stehe der Main-Kinzig-Kreis einem gemeinsamen Prozess weiterhin offen gegenüber. Aber: "Je mehr Vorarbeiten, Bürgerbeteiligung und auch Festlegungen jetzt schon getroffen werden, desto schwieriger wird die Zusammenarbeit aus unserer Sicht." Ein Biosphärenreservat sei, "darauf weisen alle Experten immer wieder hin", ein gemeinsamer Weg aller "und kein politischer 'so wird’s jetzt gemacht' Prozess". Es werde sich zeigen müssen, ob mit den Ergebnissen der bayerischen Machbarkeitsstudie dann eine neue Basis der Zusammenarbeit zu finden sei.

Auch in diesem Jahr habe es von Main-Kinzig-Seite Anfragen hinsichtlich Verfahrensstand und Ergebnissen gegeben. "Ein partnerschaftlicher Austausch oder eine aktive Beteiligung in irgendeiner Form ist", so Simmler, "daraus seitens des bayerischen Spessart aber leider nicht entstanden – und wurde von bayerischer Seite auch nicht angeboten."

 
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