Nur so nebenbei baut Georg Sax Christbäume an – ist aber damit einer der größten Anbauer von Bio-Weihnachtsbäumen im ganzen Land. Auf rund 55 Hektar Land besitzt der Wahl-Rienecker zwischen Burgsinn und Mittelsinn Öko-Kulturen. Während viele Deutsche ihren Christbaum aus Dänemark beziehen, beliefert er Dänemark und auch Norwegen mit Bio-Weihnachtsbäumen. Das hätte er selbst nicht gedacht. "Aber in Norwegen, so hat man mir berichtet, gibt es keine Biobäume."
Seine Bäume bekommt man hierzulande fast in jedem Baumarkt, der auch Biobäume verkauft. Über seinen Kollegen Günther Marx, den Vorreiter von Bio-Christbäumen im Sinngrund, werden seine Bäume auch in der Gegend verkauft, während Sax selbst noch Biomärkte und Hofverkäufe beliefert.
Warum der Sinngrund für Weihnachtsbäume besonders geeignet ist
Einige Zufälle waren es, die den promovierten Forstwirtschaftler und diplomierten Umweltschützer aus Schwaben in den Sinngrund und zu den Christbäumen gebracht haben. Eigentlich habe er Förster werden wollen, aber vor 25 Jahren habe niemand Förster gebraucht. Also machte er sich gemeinsam mit seinem Bruder Josef mit Holzvermarktung, -handel und -einschlag selbstständig. Weil im Sinngrund damals Bedarf angemeldet wurde, zogen sie hierher und Sax erfüllte sich den Traum, selbst Wald zu kaufen.
Als zwei große Flächen, die ehemals den Freiherrn von Thüngen gehörten, zum Verkauf standen, griff er zu. Weil die eine Fläche mit 30 Hektar damals Feld war, sei er in die Christbaumsache nur so "reingeschlittert". Der Sinngrund sei für Christbäume aufgrund des kargen Bodens, der sie langsam und damit schön wachsen lasse, besonders geeignet. Am Anfang habe er drei bis vier Jahre lang Herbizide, aber keine Insektizide angewendet, bis Kollege Marx ihm den Anstoß gegeben habe, doch wie er auf Öko umzustellen.
Inzwischen ist Sax längst überzeugter Bio-Anbauer, auch wenn es anfangs eine schwierige Zeit gewesen sei. Jetzt ist er im zweiten Jahr nach dem Umstellungsprozess und komplett ausverkauft. Am 1. November war der Beginn des Einschlags und damit der arbeitsreichsten Zeit eines Christbaumbauers, Ende November war der Großteil der Bäume schon vom Hof des Betriebs in der Würzburger Straße in Langenprozelten abtransportiert. In der letzten Novemberwoche stehen dort noch große Paletten mit eingenetzten Bäumen und Etiketten, auf denen auf Norwegisch "økologisk edelgran" (ökokologische Edeltanne) steht, während seine rumänischen Arbeiter noch die letzten Bäume der Saison schlagen.
Sax führt wortreich aus, dass der Boden um und zwischen den Bäumchen für die Lebewesen im Boden und die Wurzeln der Nordmanntannen auf keinen Fall zu stark verdichtet werden dürfe, weswegen er auf schwere Maschinen verzichte. Die Grasnarbe dürfe auch nicht zerstört werden. Das habe dazu beigetragen, glaubt er, dass er mit der Trockenheit der vergangenen Jahre keine großen Probleme hatte. Gras und Unkraut wird mit mechanischen Verfahren kleingehalten.
Es sei auch sein Glück gewesen, dass er vor der Umstellung auf Bio keine Insektizide angewandt habe, denn die würden den Widersachern der Schädlinge stärker schaden als den Schädlingen selbst. So hatte er auch nach der Umstellung nur wenig Probleme mit Schädlingen. Zwischen Sax' Bäumchen wachsen Gras und Pilze. Im Sommer komme er oft, um sich daran zu erfreuen, was da "herumspringt und hüpft und kreucht und fleucht". In der größeren der beiden Kulturen hat er auch Bienen und habe das ganze Jahr über Ertrag, weil immer irgendetwas blühe.
Biokäufer nehmen auch Bäume, die sonst nicht gekauft würden
Während konventionelle Christbaumbauern die Spitze der Bäume chemisch kurz hielten, damit diese nicht mit lichtem Geäst nach oben schießen, muss Sax seine mit einer Zange mit Zacken oben so anpieksen, dass die Spitze nicht so viel Saft abbekommt und langsamer wächst. Zwar achte er, wie konventionelle Christbaumbauern auch, auf einen geraden Wuchs, aber manche Bäume, die Sax verkauft, entsprechen nicht unbedingt dem gängigen Schönheitsideal.
Manche haben mehrere Spitzen und schauen nicht perfekt kegelförmig aus. Aber unter den Käufern von Biochristbäumen gebe es eine gewisse Anzahl, die gerne einen "Naturbaum" möchten. Natürlich gibt es auch auch bei Biokäufern Grenzen. Denn manche Bäume, etwa zehn Prozent, würden einfach keine schönen Christbäume, so sehr man auch auf schönen Wuchs hinwirke.
Arbeit gibt es in den beiden Kulturen das ganze Jahr über. Jedes Jahr müssen 60 000 neue Bäumchen nachgepflanzt werden, damit Sax in ein paar Jahren nicht ohne Bäume dasteht. Eine Fläche hätte er, was ihn wundert, eigentlich sogar mit Pestiziden bewirtschaften dürfen, obwohl diese im Mittelsinner Wasserschutzgebiet liegt. Sehr verschlungene und teils matschige Wege führen zu der Kultur. Ein Teil davon soll in vielleicht 20 Jahren wieder Wald werden.
Zwischen den Christbäumen wachsende, viel höhere Schwarznüsse seien der Grundstock dafür und könnten in ferner Zukunft, wenn die alten Burgsinner Eichen mal nicht mehr stehen, diese ersetzen, meint der Forstwirt. Diese dienten zudem auch Vögeln als Sitzplatz, weshalb diese sich nicht mehr auf die Spitzen der Nordmanntannen setzen müssten, die dabei umgebogen würden.
Eigentlich wäre die andere Fläche an der Staatsstraße mit den Bienenvölkern aus seiner Sicht ideal, um dort Bäume direkt an Kunden zu verkaufen und seinen Honig mit dazu. Aber ihm fehle die Zeit. Der Christbaumanbau sei ja nur eine "Spielwiese" für ihn.
der Bio Bäume seinen Erfolg.
Aber was macht das für einen Sinn Bäume aus Süddeutschland nach Norwegen zu karren während gleichzeitig dänische Nadelbäume nach Süddeutschland verkauft werden?