Nach einer langen Wanderschaft durch verschiedene Archive und Museen kehrte die Kapuzinerkrippe letztes Jahr nach Karlstadt zurück und wurde in der Adventszeit erstmalig in der Stadtpfarrkirche ausgestellt. Jetzt hat das umfangreiche Ensemble in der ehemaligen Taufkapelle der Kirche "Zur Heiligen Familie" eine würdige, dauerhafte Bleibe gefunden. Und das Besondere: Durch ein elektrisches Schließwerk ist sie täglich von 8.30 bis 18.30 Uhr geöffnet.
"Mit der Rückkehr der Figuren ist ein Stück Karlstadter Kloster-, Kirchen- und Stadtgeschichte heimgekommen", sagte der Stadtpfarrer Simon Mayer bei der Übergabefeier. Dies sei umso wertvoller, da das Kloster, in dem diese Krippe aufgebaut wurde, nicht mehr existiert. Auch Bürgermeister Michael Hombach verwies auf die besondere Bedeutung für die Karlstadter Historie und dankte für deren Erhalt in einem würdigen Raum.
Kapuziner hatten Krippe in den 60ern verschenkt
Der Diözesankonservator Dr. Wolfgang Schneider stellte in einem Vortrag die Karlstadter Krippe in Zusammenhang mit den unterfränkischen Klosterkrippen. Während die Tradition der Weihnachtskrippen wahrscheinlich beim Heiligen Franziskus 1223 begann, werden die Wurzeln in Franken im späten 16. Jahrhundert angesetzt. Besonders die Jesuiten förderten bewusst die bildhafte Darstellung biblischer Inhalte als eine sinnenhafte Katechese, um so Glaubensinhalte zu vermitteln. Als die älteste unterfränkische Krippe gilt die in Eibelstadt aus dem Jahr 1640.
Mit der Säkularisation 1803 gab es einen tiefen Einschnitt, teilweise wurden Krippen sogar verboten und auch das Karlstadter Kapuzinerkloster wurde aufgelöst. Dank des Einsatzes von Bürgern konnten die Mönche aber 1808 wieder einziehen. Anfang der 1960er-Jahre schenkten die Kapuziner die Krippe an Pfarrer Georg Göring, weil sie stattdessen holzgeschnitzte Figuren anschafften.
Kunsthistoriker: Krippen wachsen im Lauf der Zeit
Die über 80 Figuren sind 25 bis 30 Zentimeter hoch und aus Draht und Werg, also kurzen textilen Fasern, geformt. An die Wachsköpfe sind Haare und Bärte geklebt, die teils opulente Bekleidung besteht aus Textilien unterschiedlicher Herkunft. Besonders auch die Ausstattung der Figuren. Derbe Hirten, prächtig geputzte Könige, brutale Soldaten und fromme Schriftgelehrte sind da in aufwändigen Gewändern zu sehen. Manche Köpfe sind holzgeschnitzt, andere aus Wachs modelliert, manchmal sind die Hände durch Puppenhände aus Porzellan ersetzt.
"Solche Krippen ähneln Organismen, sie wachsen im Laufe der Zeit und verschleißen im Gebrauch", sagt der Kunsthistoriker Schneider. Sie werden ausgebessert, neu bekleidet – auch im Wandel des Zeitgeistes. Ebenso ist die Entstehung der Figuren unterschiedlich: manche verweisen auf das 18. Jahrhundert, der Großteil aber stammt vermutlich aus dem 19. Jahrhundert, weitere 100 Jahre später kamen die Kamele und Elefanten dazu. Wolfgang Merklein gestaltete den Hintergrund der Krippe und Simon Mayer dankte allen Helfern und Unterstützern.