Vor 25 Jahren kaufte die Diözese Würzburg ein Krippenensemble aus dem Kapuzinerkloster Karlstadt, das die Mönche in den 1960er-Jahren Pfarrer Georg Göring geschenkt hatten. Jetzt kehrt die Sammlung auf Betreiben von Stadtpfarrer Simon Mayer in die Stadt zurück und wird am Freitag bei den Nikolaustagen offiziell vorgestellt.
Zwei außergewöhnliche Merkmale stechen bei der Kapuzinerkrippe sofort ins Auge. Da ist zum einen die große Menge von etwa 80 Figuren. "Eine klassische Klosterkrippe stellt in der Regel die gesamte Weihnachtsgeschichte dar, die nach Bedarf auch während dieser Zeit verändert werden kann", sagt Stadtpfarrer Mayer. Und in der Tat sind in den vier Ausstellungsvitrinen nicht nur die Kernszene im Stall von Bethlehem zu sehen, sondern auch die durchaus rüden Szenen vom Kindermord des Herodes bis hin zum zwölf-jährigen Jesus im Tempel zu sehen.
Die andere Besonderheit ist die Ausstattung der Figuren. Derbe Hirten, prächtig geputzte Könige, brutale Soldaten und fromme Schriftgelehrte sind da in aufwändigen Ausstattungen zu sehen. Die Personen sind bis zu 30 Zentimeter groß, textil gekleidet und meist überreichlich geschmückt. Manche Köpfe sind holzgeschnitzt, andere aus Wachs modelliert, manchmal sind die Hände durch Puppenhände aus Porzellan ersetzt.
Solche Krippen wachsen im Lauf der Zeit
"Solche Krippen ähneln Organismen, sie wachsen im Laufe der Zeit und verschleißen im Gebrauch", sagt der Kunsthistoriker der Diözese Wolfgang Schneider. Sie werden ausgebessert, neu bekleidet - auch im Wandel des Zeitgeistes. Ebenso ist die Entstehung der Figuren unterschiedlich: manche verweisen auf das 18. Jahrhundert, der Großteil aber stammt vermutlich aus dem 19. Jahrhundert, weitere 100 Jahre später kamen die Kamele und Elefanten dazu.
"Die wirklich historische Krippe wird es nie geben, denn sie ist grundsätzlich ein Ergebnis der Inkulturation", sagt Stadtpfarrer Mayer. Die Darstellung der Weihnachtsgeschichte ist stets ein Spiegelbild, eine Anpassung an die jeweilige Kulturepoche, aber auch an die Region oder an das Land, in dem sie entsteht. Eine afrikanische Kirchengemeinde wird ihren Fokus durchaus auf andere Aspekte legen als eine europäische oder asiatische. Gemeinsam aber ist allen die Grundaussage, die Botschaft des Weihnachtswunders.
Lange Zeit auf dem Speicher in Kartons gelagert
Als im September 1974 das alte Kapuzinerkloster auf dem Gelände des "neuen Rathauses" in Flammen aufging, hatten die Mönche das Anwesen schon längst aufgegeben und waren in das Pfarrzentrum "Heilige Familie" umgesiedelt, fünf Jahre später verließen die Kapuziner Karlstadt. Die Krippe, die bislang in Kartons auf dem Speicher der Kirche verwahrt worden war gelangte danach in den Besitz der Diözese Würzburg, wurde in die Kunstsammlung des dortigen Museums übernommen und immer wieder ausgestellt.
Auf Betreiben der Pfarrgemeinde Karlstadt gelangte sie jetzt wieder nachhause und soll auch dauerhaft in der Stadtpfarrkirche verbleiben. Im umgestalteten Raum der Taufkapelle wird ein Bereich dafür abgetrennt. Wolfgang Merklein wird in der Folge den dazu passenden Hintergrund gestalten. Im vergangenen November holten Helfer aus der Pfarrgemeinde den Schatz aus Würzburg und präsentierten ihn nun in den vier Vitrinen. Die Anschaffung, Kosten und der Aufwand für die Einrichtung wurden mit Spendengeldern finanziert. Die offizielle Übergabe ist am Freitag, 8. Dezember, um 17.30 Uhr.