Der Komiker Bernd Stelter gastierte vor etwa 300 Gästen in Marktheidenfeld. Dabei bot er mit seinem Programm "Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende" einen höchst vergnüglichen Abend. Der gelernte Karnevalist zeigte sich dabei fern aller schrillen Aufgeregtheit gegenwärtiger Stand-up-Comedy. Ruhig und gekonnt setzte er seine Pointen und trug seine Lieder vor. Das wirkte alles in allem unspektakulär, schon ein wenig wie das typisch deutsche Stehkragenkabarett vergangener Tage.
Aber diese unterhaltsame Form tut wirklich gut und passt zu den Inhalten. Stelter machte Front gegen das Robinson-Crusoe-Syndrom, das Warten auf Freitag. Er möchte die Menschen als "zufriedene Kerlchen" sehen. Deutschland beschrieb er als ein schönes, friedliches Land, in dem es sich durchaus zu leben lohne. Er riet zu Erlebnissen wie Urlaub oder Grillparty – einfach die glücklichen Momente des Alltags zu genießen.
Stelter analysiert frotzelnd die Fröhlichkeit der Skandinavier
Völlig überraschend sei er im vergangenen Jahr 60 Jahre alt geworden, scherzte der Komödiant aus Nordrhein-Westfalen. Dies und die Corona-Pause veranlassten ihn dazu, das Buch "Wer älter wird, braucht Spaß am Leben" zu veröffentlichen. Die Gelassenheit, sich nicht mehr über alles aufregen zu müssen, das sei der eigentliche Vorteil des Alters.
Und dann ging es ab ins Sauerland, wo des Nachbarn neue smarte Partnerin "Alexa" das ländliche Leben aufrüttelte. Von Januar bis Dezember widmet sich Stelter leidenschaftlich dem Grillen und hatte dazu auch den passenden Song parat.
Die glücklichsten Menschen leben nach internationalen Studien in Skandinavien. Aber Stelter hegte Zweifel daran, dass sich deutsche Helikopter-Mütter mit ihren ungeimpften Pädagogik-Opfern so einfach mit norwegischer Freiluft-Erziehung zurechtfänden.
Gegen Hassbotschaften in Internet
Und auch das "Hygge"-Dänen-Dinner bei Kerzenschein, Tee, Salzhering und Zimtschnecken wollte seinem Freundeskreis nicht so recht behagen. Einfach unschlagbar sei dagegen das finnische "Kalsarikännit" als die Entspannungstechnik, nämlich sich in Unterhosen daheim allein zu betrinken. Weiter ging es mit Gesang in den Familienurlaub mit der besten Ehefrau der Welt, wenn sie nicht gerade packe, und jugendsprachlich zur Generation Z, den Post-Millennials unserer Tage.
Mit "Das Gute", einem von Heinz Rudolf Kunze geschriebenen Lied, wies sich Bernd Stelter als Optimist aus. Er möchte zu gern ein Philanthrop sein, daran glauben, dass der Mensch im Grunde gut sei. Auf der Bühne wurde ein Plädoyer für Offenheit, Fairness im Umgang miteinander und Aufrichtigkeit gehalten. Wichtig seien Regeln im Leben. "Das tut man nicht!", habe einst die Mutter gesagt. Dafür erntete Stelter Applaus, als er die kritisierte, die Rettungskräfte angriffen oder ihre Hassbotschaften in den Sozialen Medien posteten.
Im englischen Congresbury habe man ein Jahr der Freundlichkeit mit 800 guten Taten für die Allgemeinheit ausgerufen. Moral und Gesetz blieben wichtige Richtschnüre, um die Würde des Menschen zu bewahren.
"Normalos" standen im Fokus
Nach so ernsten Worten las Stelter eine Passage aus seinem jüngsten Buch, befasste sich heiter mit dem Alter. Der satirische Blick schweifte musikalisch zurück auf die Tage, als Amazon noch Quellekatalog hieß. Ein munterer Familienurlaub bei einer Segel-Kreuzfahrt mündete in einem "unvermeidlichen" Seemanslied aus eigener Feder und der unstillbaren Sehnsucht nach dem Meer.
Bevor der Abend so langsam ausgeplätschert wäre, setzte Kapitän Bernd Stelter zu einem Schlager-Medley beim Single-Treff auf dem Traumschiff "MS La Traviata" an: Vom "Mädchen aus Piräus" über den "Wein von Samos" zu Gerd Böttchers "Für Gabi tu‘ ich alles" und Peter Maffays "Josie". Allerdings waren von 16 Singles an Bord 15 männlich und die 62-jährige Elli aus Wertheim wohl keine wirklich große Verführerin.
So neigte sich ein Abend an der Mainbrücke seinem Ende zu, bei dem einmal die "Normalos" im besonderen Blickpunkt standen. Das Publikum forderte mit rhythmischem Applaus seine Zugabe für ein angenehm unaufdringliches Programm ein.