Dass die Freien Wähler Benedikt Kaufmann für einen nahezu perfekten Bürgermeisterkandidaten halten, ist nachvollziehbar. Der Karlstadter ist jung, gescheit, hat Führungskompetenz und Verwaltungserfahrung. Noch-Bürgermeister Paul Kruck hat den 34-jährigen, promovierten Juristen und Leiter des Bauamts im Landratsamt Würzburg davon überzeugt, sich um seine Nachfolge zu bewerben. "Ich möchte moderne, zukunftsorientierte Politik für eine lebenswerte Stadt machen", sagt Kaufmann.
Als Kruck auf Kaufmann zukam, dachte der zunächst, es gehe um eine Kandidatur für den Stadtrat. Mit dem Gedanken konnte sich der 34-jährige Familienvater anfreunden. "Doch als er mir vorschlug, fürs Bürgermeisteramt zu kandidieren, musste ich mir das gut überlegen und mit der Familie besprechen", so Kaufmann. Für seine Entscheidung hat er einleuchtende Gründe: "Der Bürgermeister kann noch mehr Impulse geben als ein Stadtrat."
Als "der neue Kruck" möchte er aber nicht verstanden werden. "Zwischen ihm und mir liegen 30 Lebensjahre. Ich vertrete einen modernen Ansatz", sagt Kaufmann. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Klimaschutz, Nachhaltigkeit und andere Themen seien für seine Generation selbstverständlich. Er wolle als Bürgermeister mit "Vernunft, Transparenz und Bürgerfreundlichkeit" agieren. "Wir müssen Politik besser erklären und gemeinsam Lösungen finden." Das sei eine Frage des Umgangs miteinander, aber auch ein Weg, das Vertrauen in Behörden und in die Demokratie wieder herzustellen. Deshalb sagt Kaufmann auch: "Ich führe keinen Wahlkampf gegen die anderen Kandidaten. Ich biete meine Ideen und Konzepte an."
Keine einfachen Antworten auf komplexe Fragen
Als Jurist und Behördenleiter widerstrebt es Kaufmann, mit Schlagworten oder simplen Parolen auf Probleme zu antworten. Zum Thema B26n ringt er mit sich, sieht Chancen und Risiken. "Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, überwiegen für Karlstadt die Vorteile", sagt er. Die neue Bundesstraße ermögliche auch bessere Busverbindungen nach Schweinfurt. Und wenn die Eußenheimer Straße zur Ortsstraße werde, sei das ebenfalls positiv.
Offene Ganztagsschule, Digitalisierung der Schulen und der Stadtverwaltung, Belebung der Altstadt und der Ortskerne, Förderung des Fahrradtourismus – diese Karlstadter Standardthemen hat auch Benedikt Kaufmann auf der Agenda. Neu ist sein Vorschlag, einen "Umweltbeirat" aus Naturschutzvertretern und Bürgern zu installieren, der den Stadtrat beraten könne in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. "Die Stadt könnte auch ein Ökokonto anlegen und sich Vorrat schaffen, falls für irgendwelche Vorhaben Ausgleichsflächen nötig werden", sagt der Kandidat. Und in der Verwaltung ließe sich ein "Gewerbelotse" installieren, der Unternehmen in bürokratischen Dingen hilft und Neuansiedlungen erleichtert.
Die Bekanntheit steigern
Als Bauamtsleiter ist Kaufmann für 52 Gemeinden im Landkreis Würzburg zuständig. "Da bekommt man viel mit, was Kommunen gut oder weniger gut machen", erklärt er. In Karlstadt gibt es mindestens eine Sache, die besser sein könnte: "Dass wir als Kreisstadt keinen barrierefreien Bahnhof haben, ist unterirdisch." Einen Kinderwagen oder ein Fahrrad die Treppe hochschleppen zu müssen, sei nicht zeitgemäß. "Das müssen wir angehen, da ist viel zu tun", sagt er bestimmt. Aber er weiß auch: "Die Bahn, den Staat und die Gemeinde da unter einen Hut zu bekommen, ist schwierig."
Seine "jungen, zukunftsorientierten Themen" hält Kaufmann für stimmig und mehrheitsfähig. Er weiß aber auch: "Ich muss noch bekannter werden." Dass er bisher kein Stadtratsmandat inne hat, sieht er nicht als Nachteil. Sein Blick von außen könne unvoreingenommen sein. Von Karlstadt im Jahr 2030 hat er eine klare Vorstellung: "Wir wollen eine hochwertige Wohnstadt mit kurzen Wegen sein, mit Schulen und medizinischer Versorgung vor Ort – und mit schnellem Internet." Als Bürgermeister will Benedikt Kaufmann den Weg dafür bereiten.
Kaufmann hat in Passau und Würzburg Jura, Politik und Soziologie studiert und in Jura promoviert. Er leitet zurzeit das Bauamt des Landkreises Würzburg und ist stellvertretender Leiter des Umweltamts.
Er engagiert sich im Elternbeirat der Heiligen Familie, ist Schlagzeuger bei der Bigband "Juice'n'Chocolate" und bei "Steamboat Charlie".