Fast jeder Autofahrer kennt die Situation: Mit der roten Kelle winkt die Polizei zur Kontrolle raus. Wie dies aus der Sicht der Polizei abläuft, durften vier Schülerinnen und Schüler Anfang der Woche bei einem dreitägigen Praktikum bei der Polizeiinspektion Marktheidenfeld erleben. Mit diesem Angebot möchte die Polizei Nachwuchs für sich begeistern und dem Fachkräftemangel entgegentreten.
"Wie die freie Wirtschaft müssen auch wir um Bewerber kämpfen", sagt Stephan Baumgärtner, der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Marktheidenfeld. Neben der Arbeit der Verkehrspolizei ging es in den drei Tagen unter anderem auch um die Kriminalarbeit wie Spurensicherung und Cyberkriminalität. Außerdem war die Gruppe bei der Bereitschaftspolizei in Würzburg zu Besuch.
Im Praktikum durften die Schülerinnen und der Schüler zuschauen und Nachfragen stellen. Im persönlichen Gespräch könne Baumgärtner einen praxisnahen Eindruck vermitteln. Die Polizei habe so schon einige Nachwuchsbeamte für sich gewinnen können. Ihre Argumente: Bei der Polizei habe man einen krisensicheren Job mit guter Bezahlung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Zwar müsse man mit Kritik und auch Beleidigungen umgehen können, insgesamt habe die Polizei aber ein sehr hohes Ansehen in der Bevölkerung.
So hat das Praktikum den Jugendlichen gefallen
Die 15-jährige Leni Schindler aus Urspringen und der 16-jährige Tim Eschenbacher aus Windheim wollten eigentlich beide ihr verpflichtendes Schulpraktikum bei der Polizei machen. Da dieses aber wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste, bewarben sie sich um das Ferienpraktikum bei der Polizei.
"Ich fand die Polizei schon immer irgendwie cool", merkt Leni an. Ihr gefalle, dass man dort Leuten helfen könne. Tim mag an der Polizei die vielen verschiedenen Einsatzmöglichkeiten. Außerdem kommt er gerne mit Menschen ins Gespräch, wie es bei einer Verkehrskontrolle der Fall ist. Manche Einsätze, bei denen mehr auf dem Spiel steht, schrecken ihn allerdings ab.
Letizia Greß hat bereits ein einwöchiges Ferienpraktikum bei der Polizei in Würzburg gemacht, das ihr sehr gut gefallen hat. Die 15-Jährige aus Urspringen findet es "sehr cool", auf Streife zu gehen. Das Besondere: "Man weiß nicht immer, was der Tag bringt."
Wie die Polizei Bewerberinnen und Bewerber auswählt
Für ein Praktikum bewerben können sich laut Baumgärtner alle Schülerinnen und Schüler, die mindestens die neunte Klasse besuchen und nicht jünger als 15 Jahre alt sind. Wer sich dann tatsächlich für eine Polizeikarriere entscheidet, muss in einem Einstellungstest zeigen, dass er körperlich und geistig fit ist. Zudem gibt es noch persönliche Voraussetzungen wie zum Beispiel, dass Bewerber nicht in Konflikt mit dem Gesetz stehen.
Besonders gesucht werden Leute mit IT-Affinität, da immer mehr Straftaten im Internet passieren und auch polizeiliche Softwareanwendungen immer komplexer werden. Außerdem sollte man kommunikativ sein.
Baumgärtner hebt die hohe Durchlässigkeit bei der Polizei hervor: "Man kann vom Polizeimeister bis zum Polizeipräsidenten aufsteigen." Derzeit werden in Bayern jährlich ungefähr 1500 Polizeibeamte eingestellt. Idealerweise gibt es mindestens sechs Bewerberinnen und Bewerber pro Ausbildungsstelle, so viele finden sich aber nicht immer, so Baumgärtner.
Er empfiehlt, sich auf die Einstellungsprüfung vorzubereiten. Selbst wenn man sportlich ist, laufe man sonst Gefahr, im Sporttest durchzufallen. Habe man aber erst einmal bestanden, seien die Chancen sehr gut, die Ausbildung erfolgreich abzuschließen und übernommen zu werden.