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Arnstein
Bei MIWE in Arnstein laufen die Tarifverhandlungen: Betrieb soll Beschäftigten mit Arbeitsplatzabbau drohen
Zweimal streikte die Belegschaft im vergangenen Jahr, bevor MIWE in die Verhandlungen ging. Die IG Metall erhebt schwere Vorwürfe zu internen Abläufen.
Die Tarifverhandlungen mit dem Backmaschinenhersteller MIWE sind zwar angelaufen, doch die Beschäftigten sind laut Betriebsrat enttäuscht.
Foto: Peter Schlembach | Die Tarifverhandlungen mit dem Backmaschinenhersteller MIWE sind zwar angelaufen, doch die Beschäftigten sind laut Betriebsrat enttäuscht.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:28 Uhr

Nach zwei Warnstreiks im Herbst 2023 ging der Backmaschinenhersteller MIWE mit Sitz in Arnstein nun doch in die Tarifverhandlungen. Im Dezember und Anfang Januar hat es einer Pressemitteilung der IG Metall zufolge Verhandlungstermine gegeben. Die Gewerkschaft beschreibt trotzdem eine "angespannte Situation" und erhebt schwere Vorwürfe. 

Die Forderungen der IG Metall sind immer noch die gleichen, erklärt Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg und Verhandlungsführer der IG Metall bei MIWE: ein Haustarifvertrag, geringere Arbeitszeit und höhere Löhne. Zuletzt kehrte das Unternehmen zu einer 37-Stunden-Woche zurück, nachdem es vor rund 18 Jahren aufgrund der damals angespannten konjunkturellen Lage die Wochenarbeitszeit ohne zusätzliche Entlohnung erhöht hatte. Das bewertete die IG Metall als Erfolg.

Gewerkschaft besteht auf unerfüllten Lohnzusagen

Der Pressemitteilung zufolge stehe nun ein Angebot des Arbeitgebers im Fokus, das eine Inflationsausgleichsprämie von jeweils 300 Euro in den Monaten April, Juli und Oktober 2024 vorsieht. Doch diese Prämie sei mit Zielzahlen verbunden; laut dem Betriebsratsvorsitzenden Gürcan Erdinc hänge sie vom Betriebsergebnis ab. Außerdem solle die IG Metall auf die unerfüllten Lohnzusagen aus dem Jahr 2023 verzichten. 

Der Betrieb hatte Zirnsak zufolge über Aushänge eine Lohnerhöhung von fünf Prozent angekündigt und diese ein paar Wochen später auf demselben Weg wieder zurückgenommen. "Jeder Beschäftigte, der bei der IG Metall Mitglied ist, hat MIWE ein Schreiben vorgelegt", sagt Zirnsak. In diesen Schreiben werde darauf bestanden, die Lohnzusage geltend zu machen. Dem sei MIWE bisher nicht nachgekommen, habe aber auch noch nicht schriftlich abgelehnt. Nach einer schriftlichen Ablehnung beginne eine dreimonatige Frist, um dagegen zu klagen. Sollte diese nicht erfolgen, behalten sich die Mitglieder der IG Metall vor, den tatsächlichen Zeitpunkt einer Klageeinreichung selbst zu bestimmen, heißt es in der Pressemitteilung.

Beschäftigte erwarten Angebote unabhängig vom Betriebsergebnis

In der Mitteilung erhebt die Gewerkschaft zudem schwere Vorwürfe gegenüber dem Unternehmen. Einzelgespräche im Betrieb, die derzeit stattfinden, beinhalten nach Angaben der IG Metall eine unmissverständliche Drohung. Wer Lohnzusagen aus 2023 einfordere, werde als verantwortlich für möglichen Arbeitsplatzabbau betrachtet.

Auf Nachfrage der Redaktion nennt Zirnsak konkrete Fälle, in denen diese Drohung wahr gemacht worden sein soll: Auszubildende, die auf die Lohnzusagen bestanden hätten, seien nicht übernommen worden. In Zeiten des Fachkräftemangels bezeichnet er das als einen "Riesen-Skandal". An sich habe MIWE immer großen Wert darauf gelegt, Auszubildende zu übernehmen. Seiner Auffassung nach seien die ausgebliebenen Übernahmen eine "disziplinarische Maßnahme" im Tarifstreit.

MIWE äußerte sich trotz mehrfacher Anfragen der Redaktion weder zur Pressemitteilung der IG Metall insgesamt noch zu den konkreten Vorwürfen.

"Die Leute können nicht von Luft und Liebe leben auf Dauer. Da muss sich jetzt etwas tun", sagt Betriebsratsvorsitzender Erdinc auf Nachfrage der Redaktion. Er betont, dass nicht alles schlecht sei bei MIWE, aber dass die Beschäftigten enttäuscht seien. Momentan würden sie darauf warten, seriöse Angebote zu erhalten, die nicht an Ergebnisse geknüpft sind. Im Unternehmen werde derzeit versucht, Stimmung gegen die IG Metall zu machen, wie Erdinc erlebt.

Die IG Metall habe die Angebote des Unternehmens abgelehnt und habe MIWE dazu aufgefordert, neue Verhandlungstermine zu nennen. "Für uns ist erstmal wichtig, dass wir miteinander reden", sagt Erdinc. 

 
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  • Peter Koch
    "Wer Lohnzusagen aus 2023 einfordere, werde als verantwortlich für möglichen Arbeitsplatzabbau betrachtet."
    Das wäre allerdings eine Ansage auf die man als Arbeitnehmer eine durchaus passende Antwort geben kann. Danach könnte der Arbeitgeber schauen wo er bleibt.
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